Gemeindefinanzen:Oberhachings Schuldenberg wächst

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Im Oberhachinger Rathaus bleibt man trotz Schulden gelassen und verweist auf die Werte, die man mit dem Geld geschaffen hat. (Foto: Claus Schunk)

Das vergangene Jahr hat dem Ort einen warmen Geldregen beschert. Für anstehende Investitionen reicht das aber nicht, die Gemeinde muss weitere Kredite aufnehmen. Mancher Lokalpolitiker stimmt dem Haushalt 2024 daher nur mit Bauchschmerzen zu.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Überraschungen sind meist nichts für die Nerven eines Kämmerers. Oft sind sie mit Steuereinbrüchen, Sparmaßnahmen und sonstigem finanziellen Ungemach verbunden. Oberhachings oberster Kassenwart im Rathaus, Paul Fröhlich, kann beim Jahresabschluss 2023 allerdings erfreut feststellen: Die Gemeinde hat sieben Millionen Euro mehr an Gewerbesteuer eingenommen als gedacht. Das ist mal eine positive Überraschung! Den Geldregen kann Oberhaching allerdings auch gut brauchen, denn die Schulden sind hoch und sie werden laut Haushaltsplan 2024 weiter wachsen.

Knapp 47 Millionen Euro betrug der Schuldenstand zum Jahreswechsel. Das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 3378 Euro bei etwa 14 000 Einwohnern. Der Landesdurchschnitt liegt bei Gemeinden dieser Größenordnung bei 718 pro Person. Damit ist aber noch nicht Schluss: Für Investitionen sollen in diesem Jahr weitere Kredite in Höhe von acht Millionen aufgenommen werden, für 2025 notiert Fröhlich im Finanzplan gar 31,5 Millionen und für 2026 weitere 22,3. Schließlich entsteht am Deisenhofener Bahnhof gerade ein Schulcampus mit Realschule und Fachoberschule (FOS).

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Bildungseinrichtungen sind aber nur ein Grund, weshalb Oberhaching so viel Geld aufgenommen hat und noch aufnehmen wird. Insbesondere der Ausbau der Geothermie hat die Gemeinde in den vergangenen 15 Jahren viel gekostet. Seit 2009 wurden laut Fröhlich 78 Millionen in die Erdwärme gesteckt, 58 in Kitas und Schulen sowie 17 Millionen in Grunderwerb. "Zwei Drittel der Investitionen haben wir selbst gestemmt", betont der Kämmerer, weshalb er auch weiterhin zu seiner Aussage steht, die er jedes Jahr, wenn der Haushalt im Gemeinderat verhandelt und verabschiedet wird, wiederholt: "Oberhaching bleibt solide und finanzstark." Den hohen Schulden stünden schließlich entsprechende Werte entgegen: Die Gemeinde habe eine hohe Steuerkraft mit 3282 Euro pro Einwohner, das entspreche 230 Prozent des Landesdurchschnitts. Auch gebe es regelmäßig hohe Überschüsse im Verwaltungshaushalt, fünf bis 14 Millionen Euro im Jahr, für Investitionen.

Zwar wurde der Haushalt 2024 mit einem Gesamtvolumen von knapp 98 Millionen Euro einstimmig angenommen - 68,4 Millionen entfallen hierbei auf den Verwaltungshaushalt, 29,4 auf den Vermögenshaushalt. Doch den "Optimismus der Verwaltung" wollte nicht jeder im Gremium teilen. So sagte Johannes Ertl (Wählergemeinschaft Oberhaching), der viele Jahre Zweiter Bürgermeister war: "Ohne den warmen Regen würde die Gemeinde in echte Schwierigkeiten kommen." Bei der mittelfristigen Finanzplanung habe er Bauchweh.

"Solche Jahre haben wir schon durchgestanden", beruhigt der Bürgermeister

Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) bleibt betont gelassen, obwohl sich der Schuldenstand zum Ende des Jahres voraussichtlich auf 52,13 Millionen Euro erhöhen wird und somit jeder Oberhachinger und jede Oberhachingerin mit 3747 Euro in den Miesen steht. Der Kämmerer setzt auf 32,2 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen und 14,3 Millionen aus der Lohn- und Einkommensteuer. Knapp 27 Millionen reicht die Gemeinde weiter an den Landkreis, 17 Millionen gibt sie für ihr Personal aus, vor allem für die Kinderbetreuung (7,3) und die Verwaltung im Rathaus (6,4), weitere 14,4 werden für den sächlichen Verwaltungs- und Betriebsaufwand benötigt.

Investitionsschwerpunkte sind weiterhin die Gemeindewerke, der Wohnungsbau für Einheimische und der Kita-Ausbau. Auf dem Sparbuch bleibt der Gemeinde dann nur noch etwas mehr als die geforderte Mindestrücklage von 606 000 Euro, denn geplant ist heuer eine Entnahme von 4,2 Millionen. Selbst wenn Einbrüche bei den Einnahmen kommen sollten, beruhigt Schelle: "Solche Jahre haben wir auch schon durchgestanden."

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