Oberhaching:Niedrige Steuern und Kopfgeld als Rezept

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Nicht nach Geld, sondern nach Tiefenwärme bohrt Oberhaching. Eine dritte Bohrung für die Geothermie-Anlage ist vorgesehen. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Gemeinde kämpft mit hohen Ausgaben und Personalmangel. Neues Gewerbe und private Investitionen sollen die Probleme lösen.

Von Michael Morosow, Oberhaching

Bei Bürgerversammlungen in Oberhaching sind schon seit Jahren drei Reden gewiss: In einer nennt der Leiter der Polizeiinspektion 31 die Gemeinde ausweislich niedriger Zahlen bei Kriminalitäts- und Verkehrsstatistik eine "Insel der Glückseligen", in einer weiteren gerät Landrat Christoph Göbel (CSU) über die Entwicklung der Gemeinde ins Schwärmen, in einer dritten Rede, gegen Ende der Veranstaltung, zieht der Oberhachinger Anton Sewald über Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) her und wirft ihm in vielerlei Hinsicht Versagen vor. So geschehen auch am Mittwoch und zwar dieses Mal insbesondere wegen des seiner Meinung nach viel zu teuren Ausbaus der erneuerbaren Energien und der Standortwahl für den Schulcampus.

Für seinen Antrag, dass der Gemeinderat sich mit seinen Kritiken und Anregungen beschäftigen müsse, gingen freilich nur zwei Hände hoch. Die Stimmung im mit etwa 130 Besuchern und Besucherinnen gefüllten Bürgerhaus war gut an diesem Abend - trotz wachsender Schulden der Gemeinde, Sauwetter vor der Tür und obwohl gleichzeitig der FC Bayern München spielte. Der von Sewald beanstandeten Neuverschuldung in Höhe von voraussichtlich knapp 32 Millionen Euro im Jahr 2025 versuchte Schelle den Schrecken zu nehmen, indem er darauf hinwies, dass diese "sportliche Zahl" nur zustande käme, wenn alle Vorhaben - von der dritten Geothermie-Bohrung bis zum Feuerwehrhaus - umgesetzt würden.

Durch die Erweiterung des Gewerbegebiets will die Gemeinde zudem ihre Steuereinnahmen erhöhen. "Wenn Sie eine Firma wissen, die in München viel Gewerbesteuer zahlt, sagen Sie ihr, hier zahlt sie die Hälfte", sagte Schelle. Einen anderen Weg zu steuerlichen Mehreinnahmen will die Gemeinde nicht gehen. Mit einem Haushalt in Höhe von 98 Millionen Euro muss die Gemeinde im laufenden Jahr über die Runden kommen, wobei allein die Umlagen zu Buche schlagen, insbesondere die Kreisumlage mit 27 Millionen Euro. Und dann will auch noch am Deisenhofener Bahnhof ein Schulcampus mit Realschule und Fachoberschule (FOS) gebaut sein. Die Erdarbeiten dazu sind schon mitten im Gange, den Baufortschritt können Interessenten über eine Webcam unter www.Campus-Deisenhofen.de verfolgen. Es könne freilich sein, dass mitten im Bild ein Kopf auftauche. "Nicht erschrecken, das ist ein Turmfalke", sagte Schelle.

Landwirte entdecken die Solarenergie für Investitionen

Die Realschule soll laut Zeitplan im Frühjahr 2027 bezugsfertig sein. Die Investitionen in den Nachwuchs der Gemeinde stellen insgesamt das Gros der Ausgaben dar, denn auch die Kinderbetreuung in Schulen und Kitas lässt sich Oberhaching einiges kosten: Für 1000 Kinder zahle die Gemeinde 6,1 Millionen Euro, so der Bürgermeister. Die Ausgaben sind dabei das geringere Problem, fehlendes Personal für die Kinderbetreuung treibt die Gemeinde mehr um. 15 Erzieherinnen und Erzieher sowie vier Ergänzungskräfte fehlten aktuell, ließ Schelle das Publikum wissen und führte auf, wie Personal angelockt werden soll, etwa mit "Kopfgeld" für erfolgreiche Anwerbungen. "Wenn Sie also jemanden wissen...", sagte Schelle.

Was den Ausbau der erneuerbaren Energien betrifft, stellte der Bürgermeister den Stand der Planungen der Arge Windkraft für den Perlacher Forst vor sowie für eine Photovoltaikanlage auf dem Pöttinger Feld an der A995. Laut Schelle gibt es genügend Privatinvestoren für Solaranlagen auf etwa 20 Hektar in der Gemeinde. "Es gibt viele Landwirte, die in Solar investieren wollen."

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