Nördlicher Landkreis:Neue Debatte um Standort für Realschule

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Die Johann-Andreas-Schmeller-Realschule in Ismaning muss dringend entlastet werden. (Foto: Florian Peljak)

Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich bringt Unterföhring als Alternative zu Garching ins Gespräch. Ohne Gastschüler aus der Stadt München dürfte die erforderliche Schülerzahl aber kaum erreicht werden.

Von Martin Mühlfenzl, Ismaning/Unterföhring

Die Präferenzen von Landrat Christoph Göbel (CSU) sind eindeutig. Auch in der jüngsten Analyse im Rahmen des Schulbedarfsplans für weiterführende Schulen im Landkreis wurde deutlich, dass eine neue Realschule im nördlichen Landkreis in Garching entstehen sollte. Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD) indes will diese Diskussion noch nicht als beendet ansehen und macht deutlich, er könne sich weiterhin sowohl Garching als auch die Mediengemeinde Unterföhring als Standort einer neuen Schule vorstellen.

Fakt ist: Es wird in naher Zukunft eine weitere Realschule im Norden des Landkreises benötigt. Zwar steigt vor allem die Übertrittsquote auf die Gymnasien im bevölkerungsreichsten Landkreis des Freistaats weiter an - heuer sind 67,2 Prozent aller Viertklässler dazu berechtigt; doch auch in den Realschulen wird es immer enger.

Die Realschule in Ismaning hat laut Bürgermeister Greulich ihre Kapazitätsgrenze erreicht und braucht ebenso wie jene in der Stadt Unterschleißheim dringend Entlastung. "Ich hoffe und baue darauf, dass wir in der Nachbarschaft eine Lösung finden werden", sagt Greulich - also entweder in Garching oder Unterföhring. Eine weitere Schule in einer dieser beide Kommunen würde Druck von den bestehenden Häusern nehmen.

Dass der Ismaninger Rathauschef die Mediengemeinde wieder in den Blick nimmt, steht allerdings der im Schulbedarfsplan entworfenen Simulation für den nördlichen Landkreis entgegen. Diese kommt zu dem Ergebnis, das "aus heutiger Sicht" das notwendige Schülerpotenzial für die Neugründung eine Realschule in Unterföhring nicht gegeben ist - ohne "Zustrom aus der Landeshauptstadt".

Eine dreizügige Realschule benötigt dem Kultusministerium zufolge ein Potenzial von etwa 450 Schülern. Mögliche Gastschüler aus der Stadt sind in dem Unterföhringer Szenario allerdings nicht berücksichtigt. Dies liegt auch daran, dass die Landeshauptstadt bisher kein Interesse an einer mögliche Kooperation hat erkennen lassen. So fehlt laut dem Büro SAGS, das den Schulbedarfsplan erstellt hat, die entsprechende und notwendige Datengrundlage.

Allerdings, das wird in dem Gutachten deutlich, würde eine Realschule in Unterföhring die bestehende Schule in Ismaning deutlich entlasten. Im vergangenen Jahr besuchten etwas mehr als 150 Kinder und Jugendliche aus Unterföhring die Realschule in Ismaning, das waren 95 Prozent aller Realschüler aus der Mediengemeinde. Sie machten zusammen ein Viertel der Ismaninger Schülerschaft aus. Unterdessen hat in der Stadt Garching und vor allem auch beim dortigen Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) ein Umdenken eingesetzt.

Zu Beginn der Debatte sperrte sich der Rathauschef vor allem in Ermangelung eines geeigneten Grundstücks, das die Kommune für den Bau einer Schule einbringen muss, gegen den Bau einer Realschule in der Universitätsstadt. Im Juli aber präsentierte der Rathauschef einen neuen Vorschlag: Ein Areal in Hochbrück nahe dem U-Bahnhof, auf dem ein neues Baugebiet am Schleißheimer Kanal entstehen soll. Dort soll auch die Grundschule neu gebaut werden. Der Stadt werden mittelfristig etwa 300 eigene Realschüler prognostiziert, hinzu kämen etwa 150 von außerhalb - etwa aus Oberschleißheim. Damit würde der Standort die Maßgabe des Ministeriums erfüllen. Allerdings teilen nicht alle Stadträte die Begeisterung angesichts des neuen Standorts. Alfons Kraft (Bürger für Garching) etwa kritisiert, das Areal sei zu weit draußen "in der Prärie". Darunter würden die Kinder leiden, die weite Wege in Kauf zu nehmen hätten.

Mit der Weiterentwicklung der Schullandschaft wird sich schon in den nächsten Sitzungen der Kreisausschuss für Bauen und Schulen befassen müssen. Denn sowohl bei den Gymnasien als auch den Realschulen drängt die Zeit. Die Realschule in Ismaning etwa, die schon an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt ist, wird ohne Ausgleich von derzeit etwas mehr als 500 Schülern bis ins Jahr 2038 auf nahezu 700 Kinder und Jugendliche anwachsen.

Für einen neuen Standort spricht auch, dass die Gemeinde Ismaning mittlerweile die schulaufsichtliche Genehmigung des Staatsministeriums für Kultus für den Bau einer dritten Grundschule erhalten hat. Diese wird laut Rathauschef Greulich in den kommenden Jahren eines der Großprojekte in der Kommune darstellen. Eingerichtet werden soll sie direkt am Gymnasium in einem noch ungenutzten Teil des ehemaligen Tagungshotels. Der Ausbau der Bildungslandschaft, sagt Greulich, genieße absolute Priorität und werde Ressourcen in der Verwaltung binden.

© SZ vom 02.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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