Nicht-staatliche Sammlungen:Bewahren und erneuern

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Jan Murken bereitet das König-Otto-Museum auf eine Zeit vor, in der es ein anderer führen und weiter ausbauen wird. (Foto: Claus Schunk)

Häuser wie das König-Otto-Museum in Ottobrunn wagen den Sprung in die Zukunft und digitalisieren ihre Bestände. Ohne Unterstützung und den Einsatz von Ehrenamtlichen aber werden sie nicht bestehen können

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Mit klarer Stimme spricht Jan Murken aus, was niemand hören will. "Ich werde nicht ewig hier verweilen", sagt der 83-Jährige im Sitzungssaal des Ottobrunner Wolf-Ferrari-Hauses. "Nichts ist für die Ewigkeit", sagt Murken. Das klingt erstaunlich für den Leiter eines Museums - aber sehr realistisch für einen der ehemals führenden Genetiker der Republik. Murken, der Kopf des König-Otto-Museums, ist Bewahrer und Visionär zugleich; er bereitet die wohl bekannteste nicht-staatliche Sammlung des Landkreises auf eine Zeit vor, in der er ihr selbst nicht mehr vorstehen wird - und führt sie zugleich in die digitale Zukunft.

Mehr als tausend Schüler, Kunstkenner, Historiker und Interessiert nehmen sich jährlich direkt im Museum im Souterrain des Ottobrunner Rathauses der bewegten Geschichte des Namensgebers der Gemeinde und der ganz speziellen Verbindung der Bayern mit den Hellenen an. Das König-Otto-Museum ist kein klassisches Heimatmuseum, steht aber doch stellvertretend für die Museumslandschaft des Landkreises.

Rund um die Landeshauptstadt regiert die Vielfalt. Die herausragenden Häuser sind die Bayerische Staatsgemäldesammlung im Neuen Schloss Schleißheim, das Museum im Alten Schloss und das Luftfahrt-Museum. Doch auch kleinere Museen wie das Burgmuseum Grünwald, das Schlossmuseum in Ismaning, das Kallmann-Museum, der Wolfschneiderhof in Taufkirchen und viele Heimatmuseen wie in Unterföhring und Aschheim ziehen interessierte Besucher an.

Hinter den großen staatlichen Museen in Schleißheim steht der bestens organisierte Apparat der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen mit Sitz in Schloss Nymphenburg.

Es braucht eine professionelle Lösung

Auf diese Form der staatlichen Unterstützung können die kleinen, meist privat und ehrenamtlich organisierten Häuser wie etwa das Kallmann-Museum in Ismaning nicht zurückgreifen. Hier springen die Gemeinde, der Landkreis, der Bezirk Oberbayern, private Unterstützer und Gönner und der Stiftungsrat ein, um den Betrieb am Laufen und das weit gestreute kulturelle Angebot auch in Zukunft aufrecht erhalten zu können.

Und die kleinen Museen leben vom Engagement von Ehrenamtlichen wie Jan Murken in Ottobrunn. Das König-Otto-Museum, das von Murken mit Hilfe der Gemeinde 1989 ins Leben gerufen wurde, stellt eine im Landkreis einzigartige Einrichtung dar, hat es doch mit der Ottobrunner Ortsgeschichte nur bedingt etwas zu tun. Die Verbindung zwischen der Gemeinde und dem einstigen König der Hellenen, der als Wittelsbacher Prinz 1832 zum griechischen Regenten gekrönt wurde, besteht ja darin, dass sich Otto auf heutigem Ottobrunner Gemeindegebiet bei seiner Abreise Richtung Griechenland von seinem Vater Ludwig I. von Bayern verabschiedet hatte. Die Ottosäule zeugt noch heute von diesem Ereignis.

Jan Murken, der Historiker Herbert Speckner und die Freiwilligen und Unterstützer im Förderkreis des Museums nähern sich unermüdlich mehr der Geschichte des Regenten denn der Gemeinde an. "Weil die Person Otto und sein Leben auch nie richtig erforscht wurden", sagt Murken. Die Arbeit der Ottobrunner Bewahrer ist noch längst nicht zu Ende - findet aber mittlerweile weit über die Gemeinde hinaus Beachtung. In Fernsehfilmen, Erwähnungen in wissenschaftlichen Publikationen, Büchern, Fremdenführern.

Damit die Arbeit der vergangenen Jahrzehnte nicht umsonst war und weiter fortgeführt werden kann, hat Jan Murken mittlerweile die Hilfe der Landesstelle für nicht-staatliche Museen in Bayern in Anspruch genommen und den kompletten Bestand des Hauses erfassen und digitalisieren lassen. Dies sei notwendig geworden, um das komplette Archiv auch künftig sorgsam betreuen zu können, sagt Murken. Langfristig, sagt er und denkt dabei auch über das eigene Schaffen hinaus, müsse aber eine professionelle Lösung gefunden werden: "Vielleicht eine feste Stelle, ein professioneller Leiter oder Archivar."

Vielleicht, so hofft Murken, findet sich ja eine Lösung auf Landkreisebene mit allen Kommunen. Für alle kleineren Museen, die in mühevoller, ehrenamtlicher Arbeit die Geschichte und Kultur des Landkreises bewahren.

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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