Die Linke:"Sie hasst Ausländer, sie hasst Menschen, die nicht in ihrem Geschlecht zufrieden sind"

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Der Neurieder Bezirksrat Klaus Weber hat sich in einer Abhandlung über das Abdriften von Sarah Wagenknecht nach rechts beschäftigt. (Foto: Stephan Rumpf)

Linke-Bezirksrat Klaus Weber hat ein Buch über Sahra Wagenknecht geschrieben. Er ist erleichtert, dass sie die Partei verlassen hat.

Von Martin Mühlfenzl, Neuried

Klaus Weber hat Erfahrungen mit den Extremen. Der Bezirksrat von den Linken aus Neuried hat dem AfD-Politiker Rainer Groß mal "Hitlerverehrung" vorgeworfen. Groß hatte, als es im Bezirkstag um eine Studienfahrt nach Auschwitz ging, gesagt, dann könne man auch gleich nach Tannenberg fahren - diesen in der rechtsextremen Szene bekannten Ort. NS-Verherrlichung würde Weber, der dann einen Prozess gegen Groß verlor, seiner Ex-Parteikollegin Sahra Wagenknecht sicher nicht vorwerfen. Wohl aber verortet Weber die unlängst aus der Partei ausgetretene ehemalige Galionsfigur der Linken weit am rechten Rand. "Rassismus, Volksgemeinschaft, Familienidyll. Alles AfD-nah - dahin ist sie abgedriftet", sagt Weber.

In der Linkspartei im Landkreis München macht sich wenige Tage nach dem Parteiaustritt Wagenknechts, der Gründung des Vereins "Bündnis Sahra Wagenknecht" und der Ankündigung, eine eigene Partei gründen und mit dieser bereits bei der Europawahl im kommenden Jahr antreten zu wollen, Erleichterung breit. "Der Austritt ist überfällig und ich hoffe, dass es zu einer Runderneuerung der Partei und Stärkung der wirklichen Linken führen wird", sagt Bernhard Baudler.

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Der Gewerkschafter aus Schäftlarn war einst Gründungsmitglied der Grünen, nach 19 Jahren aber trat er aus der Partei aus - hat sich aber den ökologischen Kompass bewahrt. "Deshalb gruselt es mich immer noch und ich finde es ungeheuerlich, dass sie gegen ökologische Politik Stimmung macht und Wähler der AfD einsammeln will", sagt der Schäftlarner, der sowohl 2018 als auch in diesem Jahr für die Linke bei der Landtagswahl im Stimmkreis München-Land Süd angetreten ist.

Sein Parteikollege Weber, dem als einzigem oberbayerischen Linke-Politiker bei der Bezirkstagswahl in diesem Jahr der Widereinzug in das Gremium gelungen ist, hat sich in jüngerer Vergangenheit intensiv mit Wagenknecht auseinandergesetzt. Im vergangenen Jahr ist sein Werk "Wagenknecht - nationale Sitten und Schicksalsgemeinschaft" erschienen, das der Professor für Psychologie gemeinsam mit Wolfgang Veiglhuber veröffentlicht hat - eine Abhandlung darüber, wie Wagenknecht in das reaktionäre Lager abgerutscht ist und neofaschistisches Gedankengut vertritt.

Zunächst einmal sagt der Bezirksrat: "Ich bin absolut glücklich, dass sie ausgetreten ist und freue mich schon auf die Konflikte in ihrer neuen Partei." Er selbst, so Weber, mache seit fünf Jahren im Bezirkstag vor allem Politik für Behinderte. "Und das sind Menschen, die Wagenknecht ausschließt. Sie hasst Ausländer, sie hasst Menschen, die nicht in ihrem Geschlecht zufrieden sind. Schwule, Juden, Behinderte", so Weber. Und sie verharmlose einen Mann wie Wladimir Putin - einen "völkisch-nationalen Politiker". Dabei teilt Weber nach eigenen Angaben das Ziel, Frieden schaffen zu wollen. "Aber ihre Friedensvorschläge sind taktisch und strategisch motiviert. Sie macht mit den Toten Wahlkampf und Stimmenfang."

Inhaltlich, da sind sich Baudler und Weber einig, müsse sich die Linke nicht neu aufstellen. "Das hat der Wagenknecht-Austritt geklärt", so Baudler. Und auch über einen weiteren Austritt sind beide froh: den des ehemaligen Bundesvorsitzenden Klaus Ernst. "Porsche-Ernst", sagt Weber. "Der gestern noch verkündet hat für die normalen Leute da zu sein und dann auf seine volle Rente klagt." Den Prozess hat Ernst verloren.

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