Neuried:Paletten machen Parkplätze zum Parklet

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Der Neurieder Bürgermeister Harald Zipfel, Jugendhaus-Leiter Andreas Ortlieb (von links) und Paula Giauque (vorne rechts) bei der Eröffnung des Parklets. (Foto: Catherina Hess)

Die Architekturstudentin Paula Giauque hat in Neuried und Planegg mit Unterstützung der Gemeinden Treffpunkte im öffentlichen Raum geschaffen. Ein weiterer in Unterhaching soll Folgen.

Von Joshua Sans, Neuried

1,65 Tonnen - so viel wog ein neu zugelassenes Auto laut Kraftfahrtbundesamt vergangenes Jahr in Deutschland durchschnittlich. Das sind knapp 200 Kilogramm mehr als noch vor zehn Jahren. Was das für den öffentlichen Raum bedeutet, lässt sich vor allem in großen Städten wie München beobachten: Autos verstopfen Straßen und Parkplätze und lassen kaum Platz für andere Nutzungen. Die Architekturstudentin Paula Giauque aus Gräfelfing hat sich deshalb im Rahmen ihrer Masterarbeit am Lehrstuhl für Siedlungskultur und Verkehrsplanung der TU München mit der Frage beschäftigt, wie man den öffentlichen Raum umgestalten kann.

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Eine Unterkonstruktion, ein paar Sitzgelegenheiten und Tische, Blumenkästen und ein Booksharing-Regal - fertig ist das komplett aus Holz gefertigte Parklet. Die Idee hinter den auf Parkplätzen errichteten Stadtmöbeln ist die Umnutzung des öffentlichen Raums: Als Sitzgelegenheit sollen Parklets Anwohnern einen Treffpunkt bieten oder zum Verweilen beim Bummeln durch die Stadt einladen. So auch in Neuried, wo seit vergangener Woche das von Paula Giauque geplante Parklet genutzt werden kann. "Ich möchte mit einem menschzentrierten Design zeigen, was der öffentliche Raum für ein Potenzial hat", sagt die angehende Architektin.

Auf die Idee sei sie gekommen, weil sie sich mit etwas beschäftigen wollte, das mehr Menschen betrifft als ein Haus. Außerdem habe die Corona-Pandemie eine wichtige Rolle bei der Wahl des Themas ihrer Masterarbeit gespielt. "Ich habe nur im Zimmer gesessen und mir überlegt, wie ich mir einen schönen Sommer vorstelle: mit Leuten, mit Pflanzen und mit Bauen", erzählt Paula Giauque. Also entschied sie sich für eine praxisorientierte Masterarbeit. Neben dem Parklet in Neuried ist im Zuge ihrer Masterarbeit bereits ein Parklet in Planegg entstanden. Ein weiteres in Unterhaching wird in den kommenden Wochen fertiggestellt.

"Die Idee ist, dass Bürger in den nächsten Jahren selbst so etwas machen."

Das Besondere an dem Parklet in Neuried ist das verwendete Baumaterial. Für die Konstruktion wurde nicht etwa neues Holz gekauft, sondern das alter Paletten, die vom Bau einer Grundschule übrig geblieben sind, wiederverwendet. Auf die Idee sei der Neurieder Bürgermeister Harald Zipfel gekommen, erzählt Paula Giauque. Gemeinsam mit Zipfel, dem Neurieder Jugendhaus-Leiter Andreas Ortlieb und engagierten Bürgern baute die Architekturstudentin das Parklet im Neurieder Gewerbegebiet auf. Aufgrund des Baumaterials und der ehrenamtlichen Arbeit der Helfer war der Bau des Parklets fast kostenlos. "Das hat erstmal nichts gekostet, außer drei Kästen Bier und einen Kasten Spezi", witzelte Zipfel bei der feierlichen Eröffnung am Freitag.

Nachhaltigkeit und die Einbindung der Bürger seien ihr wichtig, erzählt Paula Giauque. Darum habe sie bei der Suche nach geeigneten Standorten auch darauf geachtet, dass die Gemeinden im Winter Lagermöglichkeiten für die Möbelstücke hätten. So könnten sie im nächsten Jahr wieder aufgebaut und bis zu 15 Jahre wiederverwendet werden. Das Projekt soll Menschen im Landkreis München außerdem zum Engagement motivieren: "Die Idee ist, dass Bürger in den nächsten Jahren selbst so etwas machen. Wir zeigen als Startprojekt, wie es funktioniert, aber eigentlich geht es darum, dass Bürger sich an der Gestaltung des öffentlichen Raums beteiligen."

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