Theater für Kinder:Flucht aus der rosaroten Zuckerwatte-Welt

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Kindertheater mit Annegret Geist (links) und Christine Müller: "Das Neinhorn" kommt nach Neubiberg. (Foto: Johann Karl)

Zwei Berliner Theater bringen das beliebte Kinderbuch "Das Neinhorn" in Neubiberg als Puppenspiel für Familien auf die Bühne.

Von Franziska Gerlach, Neubiberg

Waschen? Nein. Schule? Nein. Sport? Nein. Weil ein kleines Einhorn einen konsequenten Widerstand gegen die lästigen Pflichten des Alltags hegt und außerdem so gar keine Freude daran hat, "gliglaglücklich" zu sein, wird es in dem gleichnamigen Kinderbuch von Marc-Uwe Kling nur noch "Neinhorn" genannt. Aber was soll ein Einhornkind auch machen, wenn es mit der rosaroten Zuckerwatte-Welt seiner Familie nichts anfangen kann?

Es büxt aus und begibt sich auf eine Reise, in deren Verlauf es drei neue Freunde findet, die mit den Normen der Erwachsenen ebenfalls so ihre Schwierigkeiten haben: die Königsdochter, den Nahund und den schwerhörigen Wasbär, der so heißt, weil er ständig "was?" fragt. Am Samstag, 27. Januar, gibt es das Neinhorn im Haus für Weiterbildung in Neubiberg als Puppenspiel (ab vier Jahren). Für das Stück haben die beiden Berliner Bühnen "Theatergeist" und "Das Weite Theater" zusammengearbeitet.

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Kinder lieben den Eigensinn des Neinhorns, Eltern den Sprachwitz von Marc-Uwe Kling. Doch ein Buch mit vielen Illustrationen erzählt eine Geschichte natürlich völlig anders als zwei Puppenspielerinnen. "Das ist eine coole, witzige Geschichte, eine Stationsgeschichte wie die Bremer Stadtmusikanten", sagt Christine Müller, Puppenspielerin am Weiten Theater in Berlin. Allerdings habe sich bei den Proben seinerzeit schnell die Frage gestellt, wie man im Spiel eine gewisse Dramatik erzeugen könne. Die Lösung lautete: Live-Musik mit Banjo und Akkordeon.

Also schrieb Wolfram "Boddi" Bodag, der 1975 in Ostberlin die Bluesband Engerling mitgründete, für die Freunde des Neinhorns jeweils eigene Songs, um ihren Charakteren auf der Bühne deutlichere Konturen zu verleihen. So wird im Fall der Königsdochter, der widerspenstigen Prinzessin, der Konflikt mit dem Vater musikalisch herausgearbeitet, der im Buch nicht thematisiert wird. Es sei aber auch viel Originaltext übernommen worden, erklärt Müller. "Manche Stellen sind eins zu eins aus dem Buch."

Zweieinhalb Jahre probte das Team unter der Regie von Friederike Krahl, seit der Premiere im September 2022 führen die Puppenspielerinnen das Stück nicht nur regelmäßig an ihren jeweiligen Theatern in Berlin auf; auch in Graz, Saarbrücken und München haben die beiden Puppenspielerinnen schon ein Plüscheinhorn und andere Figuren zum Leben erweckt. Auf der Bühne übernimmt Annegret Geist die Rolle des Neinhorns, während Müller die drei Freunde spielt. Außerdem mimen die Berlinerinnen noch zwei Feen, von denen eine "ihr Nein" verloren hat. So entstehe quasi eine "Gegengeschichte", die das Geschehen auf der Bühne antreibt.

Motto der Inszenierung ist: je weniger, desto mehr

Die komplexe Neinhorn-Welt, die das Bilderbuch mit Handlungsorten wie dem "Turm der Tristesse", dem "Herzwald" oder aber dem "wild wallenden Wasserfall" bietet, lässt sich auf der Bühne so nicht nachstellen. Statt auf ein originalgetreues Bühnenbild setzt die Berliner Ko-Produktion auf Flexibilität. "Wir arbeiten mit der Regel: je weniger desto mehr", sagt Müller. Die Fantasie im Kopf sei ja schon fantastisch und groß genug.

Aufblasbare rosa und lila Sessel dienen mal als Flussufer und mal als "Turm der Tristesse", ein Rollwagen mit rosa Plüschkissen stellt die Heimat der Einhornfamilie dar, und nachdem das Neinhorn dieser entflohen ist, wechselt die Szene die Farbe. Ein Hula-Hoop-Reifen und buntes Konfetti kommen auf der Bühne zum Einsatz, und wenn das Einhorn in den Wasserfall hüpft, heben die Puppenspielerinnen ihre Rüschenröcke an. "Wir arbeiten mit den Impulsen, mit denen auch Kinder spielen", erklärt Müller. Also nach dem Motto: Hier ist der Wasserfall, und da wird jetzt mal reingesprungen.

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