Neubiberg/Ottobrunn:Nachbargemeinden stellen sich quer

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Nach Unterhaching lehnt auch Neubiberg die Ottobrunner Pläne zur Erweiterung des Isar-Centers ab. Ein Gutachter moniert Fehler in der Analyse, die die Grundlage für den Ausbau bildet.

Von Daniela Bode, Neubiberg/Ottobrunn

Die Ottobrunner Pläne zur Erweiterung des Isar-Centers stoßen nicht nur in Unterhaching auf Widerstand. Auch die Neubiberger Gemeinderäte lehnen das Vorhaben in der jetzigen Form ab und wünschen sich Nachbesserungen. Sie sehen Mängel in der Analyse der Firma BBE Handelsberatung GmbH zu den Auswirkungen des erweiterten Einkaufszentrums, die die Basis für den Ottobrunner Bebauungsplan ist. Unter anderem seien die Folgen für den im Bau befindlichen Edeka-Markt am Bahnhof in Neubiberg nicht berücksichtigt. Außerdem fordert Neubiberg eine Reduzierung der Verkaufsfläche für Lebensmittel auf 4700 Quadratmeter um die Konkurrenz für den eigenen Einzelhandel zu begrenzen.

Ottobrunn will die Verkaufsfläche seines in die Jahre gekommenes Einkaufszentrums von 5355 auf 10 500 Quadratmeter erweitern und damit attraktiver machen. Die Gemeinde Neubiberg hat die Bebauungsplan-Unterlagen und die Auswirkungsanalyse vom Wirtschaftsgeografen Ralf Popien untersuchen lassen, der auch das Einzelhandelsgutachten der Gemeinde erstellt hat. So wollte man Gefahren für den zentralen Versorgungsbereich in Neubiberg ausschließen. Aus der Untersuchung ergibt sich, dass in der BBE-Analyse unter anderem die Auswirkungen auf den neuen Supermarkt am Bahnhof mit 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche nicht berücksichtigt sind. Auch die zentrale Versorgungsfunktion des Nahversorgungszentrums mit dem Rewe- und dem Netto-Markt in Unterbiberg würden verkannt.

Die Neubiberger Untersuchung ergab auch, dass die BBE-Analyse sich auf 4700 Quadratmeter Verkaufsfläche für Lebensmittel bezieht, im Ottobrunner Bebauungsplan aber eine Verkaufsfläche von 7000 Quadratmetern für Lebensmittel festgesetzt ist. "Das ist nicht schlüssig", betonte Bauamtsleiter Christian Einzmann in der Sitzung des Planungsausschusses. Nach Ansicht der Neubiberger Rathausverwaltung kann das Gutachten nicht als Grundlage für die derzeitige Bauleitplanung und deren Auswirkungen herangezogen werden und soll um die Fakten der Gemeinde ergänzt werden. Solange keine Analyse einer Auswirkung von 7000 Quadratmetern Verkaufsfläche für Lebensmittel vorliege, könne die Bauleitplanung in Ottobrunn nicht fehlerfrei fortgeführt werden, findet die Verwaltung. Ohne Untersuchung "können wir nicht ausschließen, dass uns das massiv schadet", sagte der Bauamtsleiter.

"Das würde unsers Hauptstraße platt machen."

Die große Mehrheit im Planungsausschuss sah das ähnlich und beschloss bei einer Gegenstimme, die Ottobrunner Pläne abzulehnen und eine entsprechende Stellungnahme abzugeben. Auf Anregung des Planungsreferenten im Gemeinderat, Kilian Körner (Grüne), formulierte der Ausschuss außerdem den Wunsch, die Möglichkeit der Errichtung von Fotovoltaikanlagen und Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes prüfen zu lassen.

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Die Gemeinderäte im Planungsausschuss waren sich einig, dass eine Renovierung des Isar-Centers sinnvoll ist. Man teilte auch die Auffassung Popiens und der Verwaltung, dass durch das erweiterte Einkaufszentrum Kaufkraft aus Neubiberg abgezogen werden könnte, insbesondere wenn 7000 Quadratmeter Lebensmittel-Verkaufsfläche kämen. "Das würde unsere Hauptstraße platt machen", sagte Reiner Höcherl (Freie Wähler). Bei der Anregung mit den Ladestationen und den Fotovoltaikanlagen diskutierte das Gremium, ob das einer Besserwisserei der Nachbargemeinde gegenüber gleich komme. Körner redete den Gremiumsmitgliedern noch einmal ins Gewissen: Was da komme, würde Autofahrer magisch anziehen. "Wenn wir in Sachen CO₂-Belastung etwas machen wollen, brauchen wir Platz für Lastenräder und E-Bikes", sagte er. Am Ende fand das Gremium eine Formulierung als Wunsch, von der sich Ottobrunn nicht zurechtgewiesen fühlen dürfte.

© SZ vom 20.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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