Brauchtum:Der Kindergarten verhindert den Maibaumklau

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Günther Schilling, Vorsitzender der Lindenburschen Neubiberg, bewacht den Maibaum. Noch ist er weiß gestrichen, bald kommt auch die blaue Farbe dazu. (Foto: Claus Schunk)

Die Lindenburschen Neubiberg stellen heuer ein neues weiß-blaues Prachtstangerl auf, gerade läuft die Wachhüttenzeit. Einem Versuch, den Baum zu stehlen, haben sie schon standgehalten, wie Vorstand Günther Schilling im Interview verrät.

Interview von Daniela Bode, Neubiberg

Seit dem 25. März haben die Lindenburschen Neubiberg wie viele andere Burschenvereine im Landkreis München mit der Wachhüttenzeit viel zu tun. Schließlich stellen sie heuer wieder einen Maibaum auf, dieses Mal erneut auf dem Maibaumparkplatz an der Hauptstraße. Es heißt also, den Stamm rund um die Uhr bei der Burschenhütte am Floriansanger gut zu bewachen und ihm den letzten Schliff zu verpassen. Im Interview verrät Vorstand Günther Schilling, ob es schon zu brenzligen Situationen gekommen ist und was bis zum 1. Mai noch alles ansteht.

SZ: Ist der Maibaum schon tipptopp fertig bemalt und bearbeitet oder müssen Sie und die anderen Burschen noch Hand anlegen?

Günther Schilling: Das Ausnehmen und Schleifen ist erledigt, darum hat sich Andreas Vetter gekümmert. Der Baum ist auch schon zum ersten Mal weiß gestrichen, das muss noch ein zweites Mal gemacht werden. Dann fangen wir mit der blauen Farbe an. Dafür ist bei uns der Beisitzer Simon Huff zuständig. Der schwierigste Teil ist das Abkleben, damit man die blaue Farbe so schön rund um den Baum auftragen kann. Ziel ist, dass wir mit den groben Arbeiten bis zum 23. April fertig sind, damit bei Bedarf noch nachgearbeitet werden kann.

Was ist das Besondere am diesjährigen Baum und wo kommt er her?

Aktuell ist er noch 35 Meter hoch und er kommt aus der Gemeinde Egling im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Wir hatten zuerst noch einen anderen Baum geschnitten, der ist uns aber auseinandergebrochen. Dieser ist also unser zweiter Versuch. Wir sind sehr zufrieden damit.

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Sie müssen den Baum rund um die Uhr bewachen, damit er nicht geklaut wird. Wie stellen Sie das sicher, wer hilft alles mit?

Unter der Woche müssen wir ihn von 19 bis 7 Uhr bewachen. Mit den anderen Burschenvereinen gibt es eigentlich das Commitment, dass man tagsüber keinen Baum klaut, weil alle in der Arbeit sind. In der Nacht und an den Wochenenden helfen Vereine mit und die Parteien. Die Freiwillige Feuerwehr Neubiberg und Unterbiberg unterstützt uns, auch die CSU, die Freien Wähler und die FDP haben den Baum schon bewacht oder bewachen ihn noch. Was wir schön finden, ist, dass auch unsere Altburschen, die schon weit über 60 Jahre alt sind, bereits eine Nacht übernommen haben.

Gab es schon brenzlige Situationen, hat schon jemand versucht, den Baum zu stehlen?

Ja, der Burschenverein Aschheim hat tagsüber versucht, den Baum zu klauen. Der Wagen zum Abtransportieren stand schon bereit. Zum Glück ist aber daneben gleich der Kindergarten, dort haben wir vorher schon Bescheid gesagt, dass sie uns informieren sollen, wenn etwas vor sich geht. Sie haben uns gleich Bescheid gesagt, als die das beobachtet haben. Wir sind dann hingefahren. Der Kindergarten hat gute Arbeit geleistet. So konnten wir unseren Baum behalten.

Ist es ein Problem, dass in der Nachbargemeinde Ottobrunn auch dieses Jahr der Maibaum aufgestellt wird oder stimmen Sie sich mit Terminen ab? Eigentlich schaut man ja, dass man sich nicht die Gäste abwirbt.

Es ist schon schwierig. Es wird ja nicht nur in Ottobrunn ein Maibaum aufgestellt, sondern auch in Unterhaching und in Brunnthal. Wir stimmen uns aber nicht ab mit besonderen Ereignissen, weil wir nach 22 Uhr ohnehin bestimmte Dezibelwerte nicht überschreiten dürfen wegen der Anwohner. Wir versuchen dann eher, vormittags Programmpunkte zu finden. Zum Beispiel haben wir am Karfreitag mittags unser traditionelles Steckerlfischessen veranstaltet.

Was steht bis 1. Mai noch alles an?

Am 23. April gibt es einen Frühschoppen mit Roland Hefter, er macht Musik. Am letzten Samstag, also am 29. April, feiern wir von 19 Uhr an eine Goaßn-Mass-Party. Auch da dürfen wir nach 22 Uhr im Außenbereich 55 Dezibel nicht überschreiten, wir wollen das auch nicht ausreizen. Denn die Polizei hat schon angekündigt, dass sie streng vorgehen wird, weil es voriges Jahr bei manchen Burschenvereinen etwas ausgeartet ist. Es gibt dann auch besondere Getränke wie eine Laterndl-Mass, also eine Weißweinschorle mit einem Schuss Kirschlikör. Die schmeckt sehr gut. Wir schauen, dass die Leute möglichst früh zu uns kommen, dann können sie später eventuell noch woanders hingehen. An den anderen Tagen ist abends einfach die Wachhütte offen und die Leute können vorbeikommen.

Worauf freuen Sie sich besonders?

Ich freue mich schon auch, wenn es vorbei ist. Das Baumholen, das Bearbeiten und das Organisieren der Baumwache sind viel Arbeit. Die Beziehung leidet schon auch drunter, man ist ja sechs Wochen an den Wochenenden bei der Wachhütte. Da akzeptieren die Partner schon viel. Ich hoffe, dass am 1. Mai alles gut geht und dass das Wetter mitspielt. Wir wollen den Baum ja von Hand aufstellen. Außerdem machen wir seit Wochen einen Tanzkurs, damit wir dann tanzen können. Das würde sonst alles ins Wasser fallen.

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