Neubiberg:Ein Container-Dorf für Geflüchtete

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Schon einmal waren auf der alten Landebahn im Landschaftspark Flüchtlinge untergebracht. Damals kamen sie vor allem aus Syrien und wohnten in einer Traglufthalle. (Foto: Claus Schunk)

Auf der alten Flugbahn bei Neubiberg entsteht eine Containersiedlung für mehr als 400 Menschen aus der Ukraine. Hier sollen vor allem Frauen und Kinder für die nächsten zwei Jahre unterkommen.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Der Name klingt fast heimelig, und tatsächlich ist die Absicht hinter dem Projekt auch, den Menschen, die hier einziehen werden, länger eine Heimat zu bieten: Container-Dorf nennen der Landkreis München und die Gemeinde Neubiberg die Anlage, die sie am östlichen Ende der Landebahn im Landschaftspark errichten wollen und in der bis zu 432 Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, vorübergehend ein Zuhause finden sollen. Der Neubiberger Gemeinderat hat das Vorhaben am Montagabend einstimmig befürwortet. "Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", sagte Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) über die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge. Es sei wichtig, den Menschen eine gute Heimat zu geben.

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Im Landkreis München sind bis heute etwa 5000 Geflüchtete aus der Ukraine angekommen. Das stellt das Landratsamt und die Gemeinden vor große Herausforderungen, weil die Menschen länger eine Bleibe brauchen, nachdem kein Ende des Kriegs in Sicht ist. Viele Ukrainer sind privat untergekommen, weil das aber keine Dauerlösung sein kann, werden an verschiedenen Orten aktuell Containeranlagen errichtet. Weil er der Ansicht ist, dass die Unterbringung der Geflüchteten nur solidarisch mit allen Landkreisgemeinden gelöst werden kann, hat Neubibergs Bürgermeister dem Landratsamt früh Grundstücke angeboten. Allein in Neubiberg leben derzeit etwa 170 Menschen, die aus der Ukraine geflüchtet sind.

Am östlichen Ende der Landebahn im Landschaftspark zwischen Neubiberg, Ottobrunn und Unterhaching sind die zweistöckigen Containerhäuser geplant. (Foto: SZ-Karte; Quelle: Landratsamt München; Foto: Google)

Eine Fläche an der Schönswetterstraße erwies sich als aus baurechtlicher Sicht ungeeignet. So fiel die Standortwahl für die vorübergehenden Bauten auf die Landebahn, wo schon 2015 eine Traglufthalle für Flüchtlinge vor allem aus Syrien stand. Das Areal liegt zu kleineren Teilen auf Ottobrunner und Unterhachinger Gemeindegebiet.

Die 13 Gebäudereihen sollen bis auf 50 Meter an den dortigen Skate-Park reichen. Gedacht sind zweistöckige Gebäude mit mehreren Wohneinheiten für jeweils bis zu sechs Personen. "Es sind ja vor allem Frauen mit Kindern sowie ältere Menschen gekommen", erklärte Rita Burkhard, die neue Leiterin des Neubiberger Ordnungsamts, das Vorhaben. Es werde Küchen geben, ebenso Sozialräume, in denen Kinder betreut werden. Neben einem Sozialdienst werde ein Sicherheitsdienst vor Ort sein.

Der Haupteingang wird wie 2015 "Auf der Heid" liegen, die Zufahrt über das Finsinger Feld erfolgen. Das Gelände soll mit einem Grünstreifen eingefriedet werden. Der Freizeitverkehr auf der Landebahn soll laut Burkhard wie bisher möglich bleiben. Der Landschaftspark zwischen Neubiberg, Unterhaching und Ottobrunn ist ein beliebtes Naherholungsgebiet bei den Menschen der drei Gemeinden. Einziehen sollen die ersten Bewohner in der Siedlung in Absprache mit der Gemeinde Neubiberg im September, der Betrieb der Anlage ist zunächst auf 24 Monate ausgelegt.

Die Anlage wird eingezäunt - zum Schutz der Bewohner nach außen

Für sein proaktives Engagement erhielt Pardeller Lob aus dem Gremium. Nicola Gehringer (CSU) warf aber zugleich die Frage nach der Integration der Schulkinder in den Klassen auf und sorgte sich vor einer "Überlastung der Schulen". Von Burkhard erfuhr sie, dass es keinen Unterricht in der Anlage geben werde. Man werde bei der Beschulung grundsätzlich nach Sprengeln vorgehen, aber Kinder auch "bedarfsorientiert zuweisen", sodass sie etwa in Unterbiberg zur Schule gehen könnten. Gehringer regte zudem eine Anwohnerinformation an. 2015 konnte die Traglufthalle vor der Inbetriebnahme besichtigt werden. Das habe zum Verständnis beigetragen. Pardeller zeigte sich dem aufgeschlossen.

Stephanie Konopac (Freie Wähler) wunderte sich über die geplante Einfriedung; es kämen ja Familien mit Kindern, wer solle da vor wem geschützt werden. Sie sorgte sich, dass sich die Bewohner eingesperrt fühlen könnten. Laut Ordnungsamtsleiterin Burkhard geht es um den Schutz der Bewohner nach außen. Sie hoffe allerdings auch, dass sich diese nicht eingesperrt fühlten. Weil es sich um eine staatliche Anlage handele, müssten Landratsamt und Gemeinde einen Blick die Vorgaben befolgen. Doch obwohl das Landratsamt mit der Errichtung der Anlage eine Aufgabe des Freistaats übernimmt, muss der Landkreis zunächst finanziell in Vorleistung gehen. Am Ende werde jedoch der Freistaat die Kosten tragen, so die Zusage.

Walter Schuster vom Landratsamt dankte der Gemeinde Neubiberg für ihr Entgegenkommen. Außer in Neubiberg sind laut Schuster auch in Unterschleißheim und Oberhaching Container-Dörfer geplant. Im benachbarten Unterhaching steht am anderen Ende der Landebahn bereits eine Einrichtung für 260 Personen.

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