Umwelt:Zu neutral beim Klimaschutz

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Die Ergebnisse zum Energiekonzept Photovoltaik für kommunale Liegenschaften und die Analyse zu Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen werden im Neubiberger Planungsausschuss am Dienstag vorgestellt. Hier ein Solarkraftwerk bei Markt Schwaben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In einem offenem Brief an Neubibergs Bürgermeister Pardeller kritisiert die Initiative "Klimaneutral 2035" das Fehlen eines Sofortmaßnahmen-Plans und verlangt den Ausbau der Fernwärme mit Partnern. Der Rathauschef sieht die Gemeinde auf gutem Weg.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Im Herbst 2021 hat der Neubiberger Gemeinderat beschlossen, dass die Gemeinde bis 2040 oder früher klimaneutral sein soll. Der Initiative "Klimaneutral 2035" geht es beim Klimaschutz in der Kommune indes nicht schnell genug voran. Daher hat sie sich nun mit einem offenen Brief an Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) und die Gemeinderäte gewandt, in dem sie unter anderem Sofortmaßnahmen fordert, die rasch umsetzbar sind. Der Rathauschef verweist indes darauf, dass die Gemeinde "sehr aktiv bei dem wichtigen Thema Klimaschutz" sei und nennt etwa das Klimaschutzförderprogramm und den Beschluss zum Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft Wärmewende.

In dem offenen Brief betont die Initiative, dass das Klimaschutzförderprogramm der Gemeinde ein großer Erfolg sei und dass mit der Beauftragung des Vorreiterkonzeptes, der Wärmeplanung und der Photovoltaik-Konzepte wichtige Weichen gestellt seien. Es gebe aber bisher "kaum messbare Ergebnisse". Wenn die Gemeinde auf die Resultate jedes Konzepts warte, werde sie nicht bis 2040 klimaneutral sein, bemängelt die Gruppe rund um Christian Ellerhold und Annika Gehrmann.

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Pardeller sieht das anders und verweist auf diverse Vorhaben, die bereits vorangetrieben werden. Es gebe einen Maßnahmenkatalog von 2022, der verschiedene Projekte enthalte. Beim Teilenergienutzungsplan Wärme etwa befinde sich die Gemeinde in einem Förderantrags- und einem Vergabeverfahren. "Die Beauftragung kann erst nach der Förderzusage erfolgen", sagt er. Das Energiekonzept Photovoltaik für kommunale Liegenschaften und die Analyse zu Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen seien beauftragt. Die Ergebnisse würden im Planungsausschuss am kommenden Dienstag vorgestellt. Zudem betont er, dass die Gemeinde mit dem Klimaschutzförderprogramm, für das sie 2022 450 000 Euro zur Verfügung stellte, durch Zuschüsse erheblich dazu beitrage, "dass Neubiberg klimaneutral wird". Bei Bebauungsplänen werde ebenfalls auf den Klimaschutz geachtet, etwa mit der Forderung von Dach- und Fassadenbegrünungen und Hinweisen in den Plänen zur Energieeffizienz. Im Bereich der Bauleitplanung, wo die Gemeinde durch die Planungshoheit direkten Einfluss nehmen könne, gebe es also bereits "konkrete Maßnahmen". Der Rathauschef betont zudem, er schätze das Engagement der Initiative. Gleichzeitig wirbt er um Verständnis, "dass durchdachte und zielgerichtete Maßnahmen Zeit benötigen".

Die Initiative derweil sieht die einzige Chance, Klimaneutralität laut dem Beschluss von 2021 zu erreichen, darin, jetzt aktiv zu werden. Sie fordert daher in ihrem Brief, dass Sofortmaßnahmen ergriffen, priorisiert und auch überwacht werden. Das gelte besonders für den "bis heute nicht begonnenen Masterplan Klimaneutralität". Die Gruppe schlägt diverse Maßnahmen vor, die auch auf deren Homepage nachgelesen werden können. Ein etwaiger Personalmangel könne ihrer Ansicht nach durch externe Kräfte ausgeglichen werden. Weil sie bei den Bürgern große Sorgen in punkto Wärmewende beobachtet, sieht sie das Thema als einen wichtigen Punkt bei den Sofortmaßnahmen. Sie schlägt der Gemeinde daher vor, sich Partner zu suchen, die Fernwärme in Eigenregie auszubauen. Denn obwohl schon Fernwärmeleitungen in Neubiberg lägen, böten die Stadtwerke München kaum bezahlbare Optionen, sich daran anzuschließen. Die Initiative wünscht sich zudem unter anderem die Umsetzung des Radverkehrskonzepts von 2014 und dabei Transparenz.

Neubibergs Bürgermeister Thomas Pardeller. (Foto: Claus Schunk)

Bürgermeister Pardeller verweist beim Thema Wärme darauf, dass die Gemeinde Ende Juni den Beitritt zur Arbeitsgemeinschaft Wärmewende beschlossen hat. Dabei sind unter anderem auch die Gemeinden Hohenbrunn und Brunnthal. In interkommunaler Zusammenarbeit möchten der Landkreis München und die Nachbargemeinden laut Pardeller die Planung zur Umsetzung von Wärmenetzen und Erzeugungsanlagen gemeinsam gestalten und voranbringen. Zur Förderung des Radverkehrs führt der Rathauschef an, dass etwa die Schutzstreifen auf der Hauptstraße verlängert und Fahrradpiktogrammketten auf der Cramer-Klett-Straße angebracht werden. Was die Ausstattung mit Mitarbeitern angeht, sei das Sachgebiet Umwelt- und Naturschutz seit Anfang Juni mit vier Stellen voll besetzt. Aufgaben, die nicht durch die Verwaltung umgesetzt werden konnten, seien soweit möglich extern vergeben worden.

Die Initiative kritisiert den jüngst beschlossenen Bau von 27 Parkplätzen beim Friedhof

Die Klimaschutzinitiative fordert in ihrem offenen Brief zudem, angeblich "kontraproduktive Entscheidungen" zu vermeiden wie den zuletzt beschlossenen Bau von weiteren 27 Parkplätzen, was für 400 Tonnen CO2-Emissionen sorgen werde. Der Rathauschef weist in dem Zusammenhang jedoch darauf hin, dass bei der Planung der betreffenden Parkplätze "Auf der Heid" beim Friedhof auf den Naturschutz geachtet wurde, etwa, indem die Parkplätze wasserdurchlässig sind und vorhandene Bäume bestehen bleiben. Zudem berücksichtige die Entscheidung, dass gerade ältere oder in der Mobilität eingeschränkte Personen darauf angewiesen seien, einen Parkplatz in der Nähe zu finden, um weiterhin den Friedhof besuchen zu können.

Sicher ist, dass die Gemeinde am Thema Klimaschutz dran bleiben wird. So wird etwa demnächst die gesamte Straßenbeleuchtung auf LED-Technik umgestellt, was laut Pardeller eine Energieeingsparung von 70 Prozent bedeutet. Sicher ist aber auch, dass die Klimaschutzinitiative weiter versuchen wird, aufs Tempo zu drücken. In ihrem Brief bietet sie der Gemeinde auch ihre Unterstützung an.

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