Neubiberg:Geld und Gebete für Väterchen Vjad

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Prior Abt Vjacheslaw Vladimirowitsch Perewesenzew, gerufen Vater Vjad, braucht medizinische Hilfe. (Foto: privat)

Der Geistliche aus Neubibergs russischer Partnergemeinde Tschernogolowka ist wegen eines Gehirntumors am Klinikum Großhadern, doch für die Behandlung fehlen 15 000 Euro. Der Partnerschaftsverein ruft deshalb zu Spenden auf

Von Angela Boschert, Neubiberg

Diese Woche gilt es. Diese Woche entscheidet sich, ob "Väterchen Vjacheslav" weiterhin im Klinikum Großhadern an seinem Gehirntumor behandelt werden kann oder ob er - unvollständig behandelt dem Tod geweiht - zurückkehren muss nach Tschernogolowka (Russland), wohin die Universitätsgemeinde Neubiberg seit nahezu 30 Jahren eine Städtepartnerschaft unterhält. Vater Vjad gehört zu den Gründungsmitgliedern der Partnerschaft, um die sich inzwischen der Gemeinde-Partnerschaftsverein Neubiberg kümmert. Daher ruft der Verein zu Spenden für die Behandlung des Geistlichen auf. Der auf das Schwerste erkrankte russisch-orthodoxe Prior Abt Vjacheslaw Vladimirowitsch Perewesenzew, gerufen Vater Vjad, war bereits voriges Jahr im Uni-Klinikum Großhadern zur Nachbehandlung einer in Russland erfolgten Tumoroperation.

Schon Ende Mai hätte er sich erneut in Großhadern zur Nachsorge vorstellen sollen, doch verhinderten dies die Corona-Ausreisebestimmungen Russlands. Als Vater Vjad Mitte Juli kam, ergaben schon die ersten Untersuchungen, dass der Tumor mehr gewachsen war als angenommen. Die Behandlungskosten stiegen auf mehr als 40 000 Euro. Nach geltendem Recht müssen ausländische Patienten die Kosten noch vor Behandlungsbeginn komplett begleichen.

Vater Vjad und seine Ehefrau Darja Vladimirovna Archipova, genannt Dascha, haben 26 000 Euro aus Russland mitgebracht. "Meinem Mann fällt es schwer, jemanden um Hilfe zu bitten", sagt Dascha, "doch wir starteten einen Hilferuf auf Facebook. Er wurde weiter und weiter verbreitet, so kam diese große Summe zusammen", beschreibt sie in fließendem Englisch mit Staunen und Dankbarkeit zugleich. Ob ihr Mann so beliebt sei, mag sie nur vermuten. Neubibergs Alt-Bürgermeisterin Johanna Rumschöttel (SPD) erinnert sich, Vater Vjad sei immer "sehr liebenswürdig und bescheiden aufgetreten".

Jetzt sammelt der Partnerschaftsverein Neubiberg und hofft, zumindest die Hälfte der fehlenden 15 000 Euro für den charismatischen Mann zusammenzubekommen. Knapp 4000 Euro hat er bereits, Stand Samstag. Reiner Höcherl, der Vereinsvorsitzende, wird an diesem Montag versuchen, mit der Klinikleitung eine Zahlung in Teilbeträgen zu vereinbaren, um mehr Zeit für die Spendenaktion zu haben. "Ich sehe, dass bisher diejenigen Geld gegeben haben, die Vater Vjad persönlich kennen. Ich verstehe auch, dass in dieser Zeit jeder sein Geld zusammenhält. Doch rufe ich dazu auf, dass auch die jüngeren Mitglieder, die gerne an Studienreisen und Freundschaftsbesuchen teilnehmen, die Leistungen derjenigen wertschätzen, die die Städtepartnerschaft begründet haben", sagt Höcherl. Er will alle Hebel in Bewegung setzen.

Nach der ersten Operation hatte der Geistliche wieder in seiner Kirche, der des Heiligen Nikolai, gepredigt und sogar, sportlich wie er ist, wieder Fußball gespielt. "Doch im Juni konnte er plötzlich Gegenstände links von sich nicht mehr wahrnehmen. Der Tumor war zurück", sagt seine Frau Dascha, die approbierte Kinderärztin ist und ihn auf allen Wegen begleitet.

Spenden an den Gemeinde-Partnerschaftsverein Neubiberg e.V. mit Verwendungszweck "Väterchen Vjacheslav": IBAN: DE38 7025 0150 0010 0527 36 bei der Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg, BIC: BYLADEM1KMS; weitere Informationen gibt es unter www.gemeinde-pv-neubiberg.de.

© SZ vom 20.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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