München/Unterhaching:Einheit in Vielfalt

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Die Europäische Schule München feiert Richtfest für ihre Zweigstelle in Fasangarten

Von Hubert Grundner, München/Unterhaching

Seit genau 40 Jahren gibt es mittlerweile die Europäische Schule München (ESM). Passend dazu hat sie mit dem Richtfest für ihre neue Zweigstelle in Fasangarten am Montagmittag im wörtlichen wie im übertragenen Sinn einen neuen Höhepunkt ihrer Geschichte markiert. Zahlreiche Gäste waren deshalb an die Cincinnatistraße an der Stadtgrenze zu Unterhaching gekommen, um mit den Bauarbeitern sowie den künftigen Nutzern des Gebäudeensembles, bestehend aus Grundschule, Kindergarten und Turnhalle, dieses Ereignis zu feiern.

"Sicher, geborgen und wohl sollen sich die Lehrer und Schüler hier einmal fühlen", sagte zur Begrüßung Rupert Steigenberger, Bereichsleiter Hochbau im Staatlichen Bauamt München I. Er erinnerte daran, dass es in einer Schule nie nur darum gehe, Faktenwissen zu vermitteln: Das wichtigste Fach, das unterrichtet werde, heiße Herzensbildung - auch wenn das nicht auf dem Lehrplan stehe.

Ebenfalls nicht auf dem Plan stand der Streik des Bodenpersonals in Berlin, dem unter anderem der Auftritt des parlamentarischen Staatssekretärs im Bau- und Umweltministerium des Bundes, Florian Pronold (SPD), zum Opfer fiel. An seiner Stelle hielt die Festrede Johannes Nolte, Präsident der Landesbaudirektion Bayern. Er zitierte aus dem Buch "Der kleine Prinz" von Antoine de St. Exupéry: "Man kann nicht in die Zukunft schauen, aber man kann den Grund für etwas Zukünftiges legen - denn Zukunft kann man bauen."

Mit Blick auf die Kinder fuhr er fort: "Mit dem Neubau des Annexes bauen wir heute einen Grundstock für eure Zukunft."

Tatsächlich bemühten mehrere Redner im Zusammenhang mit der ESM-Zweigstelle die Zukunft, wenngleich in noch größerem Rahmen: Mit diesem Bau wolle die Bundesregierung ein klares Statement für Europa abliefern, betonte Kornelia Haugg vom Bundesbildungsministerium. Sie bezog sich dabei ausdrücklich auf den bevorstehenden Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Die Diskussion über dessen Folgen beschäftigt natürlich in diesen Tagen das politische Berlin. Ein Thema, das auch Rudolph Ensing, der Direktor der Europäischen Schule München, nicht ignorieren konnte. "Europa erlebt schwierige Zeiten", sagte er. Umso wichtiger sei es, Verantwortung zu übernehmen und zu zeigen, wie Europa im Alltag zusammenwächst. An der Schule, deren Leitmotiv "Einheit in Vielfalt" laute, erlebe er aber, dass die Europäer mehr verbinde als trenne. Mit Pathos in der Stimme beendete er seine Rede: "Ich bin mir sicher: Alle Menschen werden Brüder." Kurz fasste sich Architektin Hilde Léon vom ausführenden Büro Léonwohlhage Berlin; die Freiräume werden von den Landschaftsarchitekten Atelier Loidl gestaltet. Léon betonte, dass mit dem Richtfest ein wichtiges Etappenziel geschafft sei. Zwar sei noch nicht alles fertig, aber man könne bereits den künftigen Quartiersplatz erkennen, der im Zusammenspiel mit dem benachbarten Nahversorgungszentrum entstehe. Der Platz werde einmal auch die Verbindung von der Schule zum Quartier herstellen. Von der ESM-Zweigstelle erhofft sich Léon nicht weniger, als dass sie für München zu einem architektonischen Zeichen von Bedeutung werde.

In der Grundschule sollen 1500 Kinder von Angehörigen europäischer Institutionen unterrichtet werden. Der Rohbau soll in diesem Sommer fertiggestellt werden. In Betrieb geht die Schule 2019. Zudem entstehen ein Kindergarten mit 100 Plätzen in vier Gruppen sowie eine Sporthalle plus Außenanlagen. Die Baukosten belaufen sich auf insgesamt 71,8 Millionen Euro.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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