München/Unterföhring:Blick in die Röhre

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Ruf nach einer U-Bahn zum Baugebiet zwischen Daglfing und Unterföhring wird lauter

Von Simon Schramm, München/Unterföhring

Noch ist nicht klar, wie viele Menschen tatsächlich einmal in der Neubausiedlung leben werden, die in dem 600 Hektar großen Gebiet zwischen Johanneskirchen, Daglfing, Unterföhring und Kirchheim entstehen soll. Auch wann der Bau beginnt, ist offen. Dennoch beschäftigt die Anwohner schon jetzt, wie dieses Gebiet mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen werden soll. Genügt das bestehende Bahn- und Busnetz? Reicht eine zusätzliche Trambahnstrecke aus? Oder wäre es nicht endlich notwendig, die U 4, die jetzt am Arabellapark endet, nach Englschalking zu verlängern, wie es schon seit mehr als 20 Jahren im Gespräch ist? Nun lud der Ortsverband der CSU Bogenhausen-Ost zu einer Diskussion über das öffentliche Verkehrsnetz im Münchner Osten; ein Vertreter der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) beantwortete Fragen zum Großthema U-4-Verlängerung. Sonderlich konkret wurde er freilich nicht.

Xaver Finkenzeller (CSU), Mitglied des Bezirksausschusses, betonte angesichts des möglichen Zuzugs von etwa 10 000 Menschen die Dringlichkeit der U-4-Verlängerung: "Man muss endlich mit der Planung beginnen." Er machte auf das Neubaugebiet Freiham im Westen der Stadt aufmerksam, bei dem eine Tram vorgeschlagen war und nun im Laufe fortschreitender Planung auch die Möglichkeit eines U-Bahn-Baus untersucht wird.

Dennoch konnte Burkhard Hüttl, der bei der MVG die Abteilung Regie und Steuerung leitet, auf Forderungen nach Verlängerung der U-Bahn-Linie noch keine positive Antwort geben. Verantwortlich sei die Stadt, sagte er: "Die Entscheidung für den Bau einer neuen U-Bahn-Strecke fällt der Stadtrat." Hüttl stellte in Frage, ob der Kosten-Nutzen-Faktor einer U-4-Verlängerung so ausfallen würde, dass der Bau der Strecke durch staatliche Fördergelder mitfinanziert würde. Und er wies darauf hin, dass das Planungsreferat derzeit untersuche, wie hoch die Einwohnerzahl der neuen Siedlung ausfallen werde und dass dieses Ergebnis ebenfalls Auswirkungen auf die Kosten-Nutzen-Berechnung habe. "Die Wertigkeit wird dann neu berechnet, und das Projekt neu priorisiert." Fazit: Es ist also vorerst offen, ob die U 4 bis Englschalking verlängert wird.

CSU-Stadtrat Marian Offman erwähnte, dass die schwarz-rote Koalition im Rathaus die Verlängerung wolle; er zog den Schluss, die Verlängerung "hat Zukunft". Die Bogenhauser Bezirksausschussvorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) wies auf den Erfolg der Tramlinie 16 nach St. Emmeram hin. Sie vermutete, dass mit dem neuen Wohngebiet auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne die Fahrgastzahlen erneut steigen dürften. Mit Blick auf diesen zu erwartenden Zuwachs hielt auch Pilz-Strasser die U-Bahn-Verlängerung zu Gunsten des neuen Wohngebiets im Nordosten für notwendig.

Trotz ihrer neu gewonnenen Beliebtheit sorgt die Tramlinie 16 nach St. Emmeram aber auch für Verdruss: Anwohner aus der Cosimastraße klagen schon seit Jahren über gestiegenen Lärm in der Nacht. MVG-Mitarbeiter Hüttl konnte die Anwesenden allerdings nur vertrösten. Ein Ausbau, etwa durch lärmmindernde Schottermatten, sei nicht vorgesehen, weil die Lärmgrenzwerte eingehalten würden; eine Tempo-Verringerung würde den Einsatz eines zusätzlichen Zugs erfordern, der neu finanziert werden müsste. Außerdem würde sich die Fahrzeit verlängern. Im Rahmen regulärer Instandhaltung werde die MVG aber Möglichkeiten prüfen, den Tram-Lärm zu mindern.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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