Mitten in Oberhaching:Rücksichtslos und revolutionär

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Hunde gleich ganz verbieten? Ist in Oberhaching sicher keine Lösung. (Foto: Florian Peljak)

Packerl, die stinken, freuen niemanden. Parbanksitzer ebenso wenig wie Zweibeiner, die Vierbeiner durch die Gegend führen.

Kolumne von Michael Morosow

In seinem "Traktat über den Hund" ledert der Schriftsteller Kurt Tucholsky nicht nur über die ewig sinnlos bellenden Bellos und Burlis ab, sondern zwickt in literarischer Weise auch deren Halter in den Hintern.

Seine Schimpftirade gipfelt in der gewagten Behauptung: "Hundebesitzer sind die rücksichtslosesten Menschen auf der Welt" sowie der Forderung: "Menschen, die sich lebende Hunde in Mietwohnungen halten, sollten mitsamt ihrem Köter aus der Wohnung gejagt werden". Wenn der gute Tucholsky heute vom Literatenhimmel hinunter schaute auf die mit Hundehaufen übersäte Erde, er würde wohl eine noch bissigere Schmähschrift verfassen.

Nun hat sich auch der Oberhachinger Gemeinderat mit diesem zum Himmel stinkenden Thema beschäftigt. Michael Sellier von der WGO berichtete, Leute hätten darüber geklagt, dass es aus den Abfallkörben neben den Parkbänken mächtig stinke, sodass sie darauf gar nicht mehr Platz nehmen wollten.

Ursache des Gestankes seien die vielen Hundekottüten in den Abfallkörben. Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) roch sehr schnell, wo das Problem liegt. Wenn die "Packerl" verknotet wären, würde es daraus nicht riechen, sagte er. Und weil es grad gut passte, ließ er auch noch den Musikkabarettisten Fred Fesl zu Wort kommen mit der Strophe: "Zwei Knaben saßen auf einer Bank, der eine roch, der andre stank. Da sprach, der roch, zu dem, der stank: "Ich geh' jetzt auf a andre Bank!" Wenn es auf der anderen Bank aber auch nach Hundekot stinkt?

Auf Abfallkörbe neben Parkbänken zu verzichten, wäre auch keine Lösung, denn Margit Markl (SPD) berichtete von Hundebesitzern, die darüber klagten, dass sie mancherorts die ganze Zeit über das stinkende Päckchen in der Hand tragen müssten.

Diese Zweibeiner sind dann wohl noch nicht auf jene geradezu revolutionäre Idee zur Entsorgung gekommen, mit der ein Frauchen den Bürgermeister ziemlich überrascht hat. Diese Frau, so berichtete Schelle, habe 50 Meter vor einem Abfallkorb eine reichlich gefüllte Hundekottüte abgelegt. Als er sie nach dem Sinn ihres Tuns gefragt habe, habe er zur Antwort bekommen: "Die roten Sackerl werden doch vom Bauhof abgeholt."

© SZ vom 12.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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