Meine Woche:Tanz durch die Geschichte

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Johannes Schuster tritt mit "circulus saltans puelach" auf

Von carina seeburg, Pullach

Gehüllt in Samt, Seidenbrokat und mit bauschigen Ärmeln, bewegen sich die Paare vom Renaissancetanzkreis "circulus saltans puelach" zu Beginn des neuen Jahrs durch die Geschichte. "Wir tanzen uralte überlieferte Bewegungsfolgen", sagt Johannes Schuster (), der den Tanzkreis gemeinsam mit seiner Frau Karolina gegründet hat. Am Neujahrstag 2006 hatte der Kreis seinen ersten Auftritt, seitdem haben die Tänze der Renaissance Schuster nicht mehr losgelassen.

Schreiten, Drehen, leichte Sprünge - Die Bewegungen und Schrittfolgen seien keineswegs einfach, erklärt der 68-Jährige. "Da muss man sehen, was man für eine Gruppe hat und was überhaupt möglich ist", sagt Schuster, lacht und fügt hinzu: "Ich suche natürlich Tänze aus, die für alle machbar sind". Hört man Schuster zu, wie er von Schrittfolgen und den anspruchsvollen Schriften des italienischen Tanzmeisters Domenico da Piacenza erzählt, spürt man seine Leidenschaft. "Mir liegt das sehr am Herzen", erklärt Schuster. Heute sei er froh, bei der Gründung nicht gewusst zu haben, wie viel Aufwand der Tanzkreis mit sich bringen würde, "sonst hätte ich das womöglich nicht gemacht", sagt er.

Anlässlich der 1200-Jahr-Feier Pullachs 2006 waren Vereine dazu aufgerufen, das Festjahr mitzugestalten. Schuster, der seit 1985 einen Volkstanzkreis leitet, nahm die alte Pullacher Heilig-Geist-Kirche, die Ende des 15. Jahrhunderts von der Münchner Dombauhütte und mit dem Geld einiger wohlhabender Münchner erbaut wurde, zum Anlass, die Epoche der Renaissance aufzugreifen.

Bei der Rekonstruktion der Tänze halte die Gruppe sich an historische Fakten und "versuche die Geschichte durch authentische Gewänder, Tänze und Musik wieder lebendig zu machen", sagt Schuster. Die Kleidung sei daher der Mode der Renaissance in der Region München nachempfunden. Mit der Unterstützung einer Theaterschneiderin habe ein Teil der Gruppe wochenlang an den Kostümen genäht. Er selbst habe Bücher und Internet nach Tanzbeschreibungen durchforstet, zeitgenössische Musik gehört und so viele der Tänze aus den Adelshäusern Frankreichs, Englands und Norditaliens nachvollzogen und gelernt. "Das ist eine Wissenschaft für sich", erklärt Schuster, der vor seinem Ruhestand als Ingenieur für Nachrichtentechnik gearbeitet hat, heute Gemeinderat ist und den Isartaler Tisch leitet.

Auch heuer beginnen die Schusters das neue Jahr mit dem "circulus saltans puelach" und einem Tanz durch die Geschichte. Am Sonntag, 12. Januar, um 17 Uhr im Pfarrsaal Heilig Geist kann sich dem Tanzkreis jeder anschließen, der Lust hat, es einmal auszuprobieren.

© SZ vom 07.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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