Meine Woche:Paketflut zu Weihnachten

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(Foto: Claus Schunk)

Monika Schömer betreibt eine Postfiliale im Familienbetrieb in Unterhaching

Von Carina Seeburg, Unterhaching

Dem Rekordaufkommen an Paketen in der kommenden Woche sieht Monika Schömer entspannt entgegen. Sie wirkt gelassen inmitten der vorweihnachtlichen Päckchenflut. Seit den frühen Morgenstunden ist die 48-Jährige auf den Beinen und hat im Familienbetrieb, dem Schreibwarenladen Ebensperger, alle Hände voll zu tun. Ein Kunde nach dem anderen betritt den kleinen Laden. Eine Frau kauft Weihnachtskarten, eine andere schlendert unschlüssig zwischen Papeterie und Geschenkartikeln umher. Die meisten Kunden aber gehen in diesen Tagen zielstrebig ins hinterste Eck des Ladens, wo eine kleine Postfiliale untergebracht ist.

In der Vorweihnachtszeit geht hier besonders viel über die Theke. Seit Wochen schon nimmt das Weihnachtsgeschäft Fahrt auf. Die Tage mit dem höchsten Paketaufkommen stehen aber alljährlich erst in der Schlussphase vor dem vierten Advent bevor. Und wie in den Vorjahren, rechnet die Paketbranche auch in diesem Jahr mit einem neuen Rekord. "Das wird jedes Jahr mehr", bestätigt auch Monika Schömer, die die Postfiliale im Geschäft seit 13 Jahren betreibt. 1993 habe sie den Schreibwarenladen gemeinsam mit Ihren Eltern und ihrer Tante eröffnet, zunächst als "klassischen Toto-Lotto-Laden" mit einer Auswahl an Zeitungen, Tabakwaren und Büroartikeln. Das Sortiment hätten sie ständig erweitert und 2006 schließlich die Postfiliale integriert.

Mit der Postfiliale hat sich der Familienbetrieb zugleich auch alljährlichen Weihnachtsstress beschert. "Das Lager ist um diese Zeit natürlich brechend voll", sagt Schömer. Die Sendungen würden aber auch mehrmals täglich abgeholt - alles sei gut organisiert, sodass sie auf die besinnliche Seite der Vorweihnachtszeit nicht verzichten müsse. "Unseren Adventskranz binden wir jedes Jahr selbst und wir lesen an Adventssonntagen im Kreis der Familie Geschichten vor". Das Schöne an Weihnachten gehe in der Paketflut also nicht unter.

Den boomenden Online-Handel sieht Schömer indes nicht unkritisch. Ihr Geschäft sei durch die Postfiliale einerseits zwar Profiteur der Entwicklung, andererseits stünde es aber auch in Konkurrenz. "Auch ich bestelle ab und an online", räumt Schömer ein, "aber eben nicht alles, ich versuche die Einzelhändler zu unterstützen, denn ich leb' ja auch davon".

Dass der Besuch bei Schreibwaren Ebensperger ein anderes Einkaufserlebnis ist, als der Kauf im Netz, zeigt sich ein ums andere Mal, wenn sich die Tür öffnet und Monika Schömer ihre Kundschaft namentlich begrüßt. "Ich bin in Unterhaching aufgewachsen und verwurzelt, dadurch kenne ich natürlich viele mit Namen - und das ist mir auch wichtig", sagt sie, denn das Internet sei "schließlich unpersönlich genug".

Dass die Postfiliale Käufer aus dem Netz auch in ihren Laden bringt, freut die Geschäftsfrau. Gegen den Stress der Paketflut wolle sie daher gar nicht wettern. Wenn das Geschäft laufe, sei das nur gut. Mit der Geschenk-Retoure rollt aber die nächste Paketwelle bereits im Januar heran. Monika Schömer sieht auch ihr mit Gelassenheit entgegen.

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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