Mahlzeit:Familiäres Flair zum Schweinekotelett

Lesezeit: 2 min

Einst hat Antje Langemann den Pschorrhof in Lochham betrieben, jetzt kocht sie in der "Kantine im Glück". (Foto: Catherina Hess)

In der "Kantine im Glück" in Gräfelfing kocht Antje Langemann auch für externe Gäste. Es kommen viele Berufstätige aber auch Senioren, die gerne eine Tupperschüssel mitbringen.

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Vormittags um 11 Uhr gehen die ersten Debreziner mit Kartoffelsalat über die Theke in der Kantine des Kiesunternehmens Glück in Gräfelfing. Der Kartoffelsalat ist selbst gemacht, gut 50 Kilo Kartoffeln schält und schnippelt Antje Langemann jede Woche. Die Brühe, mit der sie den Salat anmacht, hat stundenlang auf dem Herd geköchelt. Die Köchin betreibt die "Kantine im Glück" im Souterrain der Firmenzentrale in der Spitzackerstraße gemeinsam mit ihrem Mann Oliver.

Jeden Tag stellt sie sich ab 7.30 Uhr selbst an die Töpfe und kocht, was "ihren Jungs" schmeckt: Königsberger Klopse, Kässpatzn, gebackenes Schweinekotelett und Szegediner Gulasch, auch mal Kürbisrisotto und Thai-Curry. Frisch gekocht, mit einer guten Prise Liebe gewürzt, in familiärer Atmosphäre serviert - das macht die "Kantine im Glück" von den Langemanns aus.

Die "Jungs", die Antje Langemann täglich verköstigt, das ist die vorwiegend männliche Belegschaft, die im Kieswerk oft anstrengende, körperliche Arbeit verrichtet. Das Kantinenessen muss deshalb spezielle Kriterien erfüllen: gerne Fleisch, das Essen muss schnell auf dem Teller landen, denn keiner will lange warten, und es muss günstig sein, unter zehn Euro. Die Speisekarte dichtet sich so fast von selbst: Viel Schwein kommt auf die Karte, weil es günstig ist, sagt Oliver Langemann, der den Einkauf übernimmt. Ein leichtes Gericht muss dabei sein - es gibt ja auch Personal im Büro - und ein vegetarisches Essen gehört dazu.

Schnickschnack kann man sich sparen, die Jungs haben es gerne bayerisch-handfest, Gemüse ist nicht so gefragt. Fünf Gerichte plus Suppe und Salat gibt es jeweils eine Woche lang, "so kann jeder jeden Tag etwas anderes essen", sagt die Köchin. Jedes Hauptgericht kostet für Mitarbeiter acht Euro. Die Kantine ist auch für externe Besucher geöffnet, viele Feuerwehrleute kommen vorbei und andere Berufstätige, auch viele Senioren, die ihre Tupperschalen mitbringen und sich ein Mittagessen holen. Externe zahlen 70 Cent Aufpreis. Wenn es Rouladen und Krautwickel gibt, dann gehen auch mal acht Portionen auf einmal weg, auf Vorrat, vermutet Langemann.

Königsberger Klopse stehen regelmäßig in der "Kantine im Glück" auf der Speisekarte. (Foto: Catherina Hess)

Die Langemanns haben früher den Pschorrhof in Lochham betrieben. Als dieser geschlossen wurde, weil das ganze Areal neu bebaut werden soll, haben sie durch Zufall erfahren, dass für die Kantine die dringend ein Betreiber gesucht wird - zwei Wochen später haben die Langemanns angefangen aufzukochen. Schnell zog familiäres Flair ins Souterrain ein. In der Küche, die zum Speiseaal hin offen ist, läuft das Radio, der Käse-Mandarinenkuchen, wie von Oma gebacken, steht auf dem Tresen bereit, Ketchup und Senf auch, Besteck finden die Gäste in Bierkrügen auf den Resopaltischen, die schon wieder als retroschick gelten.

Um 12 Uhr kommt "der große Schwung", sagt Antje Langemann, dann haben alle Hunger. Die Königsberger Klopse mit Kapernsauce, die sie auf den Teller schöpft, sind heute besonders groß. Genau so hat sie sich ein Gast gewünscht. Sie freut sich, wenn "die Jungs" sich was wünschen, denn wie jedem Menschen, der täglich kocht, gehen sogar ihr manchmal die Ideen aus.

Für diese Kolumne probiert sich die Redaktion fortan immer zum Wochenbeginn durch Küchen, Kantinen und Kochkunst im Landkreis München .

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSchlossbrennerei Schleißheim
:Der moderne Alchemist

Als Betriebsleiter des Hofgartens von Schloss Schleißheim versucht Alexander Bauer, fast ausgestorbene Obstsorten zu retten. Nebenbei hat er die traditionsreiche Schnapsproduktion wieder aufleben lassen und produziert in der hauseigenen Brennerei edle Brände. Dabei hat er sich das Handwerk selbst beigebracht.

Von Stefan Galler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: