SZ-Lesercafé:Schulbau ohne Ende

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Im nördlichen Landkreis schießen die Lehranstalten aus dem Boden. Alleine in Garching, Ismaning und Unterföhring gibt es bald drei Gymnasien. Doch reichen diese Investitionen?

Von Sabine Wejsada, Ismaning

Mit einer Übertrittsquote von mehr als 60 Prozent der Grundschüler auf das Gymnasium belegt der Landkreis München seit geraumer Zeit die Spitzenposition in Bayern. Vor allem im Norden Münchens sind deswegen in den Vergangenheit Oberschulen aus- und neugebaut oder geplant worden. Dass es mit Garching, Ismaning und Unterföhring, wo derzeit ein neuer Schulcampus entsteht, gleich in drei Kommunen auf engstem Raum jeweils ein Gymnasium geben wird, hat man sich noch vor ein paar Jahren nicht recht vorstellen können.

Sind die Millionen-Summen für neue Schulen richtig ausgegeben? Braucht wirklich jede Gemeinde eine weiterführende Schule? Was nützen die Investitionen in neue Gebäude, wenn hinterher Lehrer fehlen? Und was bleibt für die Mittelschulen übrig? Viele mögliche Fragen und Themen für das SZ-Lesercafé am kommenden Mittwoch, 27. Februar, in Ismaning.

Der anhaltende Zuzug in die prosperierende Region hat Kreis- und Kommunalpolitiker nach deren Überzeugung gar keine andere Wahl gelassen, als viele Millionen Euro in den Bildungsbereich zu investieren. Dort, wo zahlreiche hoch qualifizierte Arbeitnehmer und Akademiker wohnen, braucht es nach Ansicht der Politik einen Ausbau der Schulstandorte. In vielen Familien ist es zudem beinahe selbstverständlich, dass die Kinder nach der vierten Klasse Grundschule aufs Gymnasium wechseln. Auch für die Ansiedlung von Unternehmen ist die wohnortnahe Bildung ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor.

Das spiegelt sich nicht nur an der Zahl der Gymnasien wider, sondern auch an den Plänen in Ismaning, Garching und Unterföhring, weitere Grundschulen zu errichten oder die bestehenden zu modernisieren und auszubauen. In der Universitätsstadt Garching denkt man zudem darüber nach, Realschulstandort zu werden, Ismaning kann sich gar vorstellen, auch noch eine Fachoberschule anzusiedeln.

Während also Garching mit dem 2015 bezugsfertigen Neubau des Werner-Heinsenberg-Gymnasiums und Ismaning seit September 2017 mit der Eröffnung seiner Oberschule in einem für viel Geld umgebauten Tagungshotel Grundschülern den wohnortnahen Weg zu Abitur ermöglicht, müssen die Unterföhringer noch bis zum Herbst 2020 warten, ehe die Vorläuferklassen vom Nachbarort Ismaning auf einen modernen Schulcampus ziehen können und künftige Fünftklässler aus der Mediengemeinde zu Fuß oder mit dem Radl zum Unterricht kommen können.

Mit 149 Millionen Euro ist der neue Schulcampus das größte Projekt in der Geschichte Unterföhrings - und das teuerste im Landkreis München, was Schulbauten angeht. Auf knapp 30 Millionen Euro beläuft sich der Beitrag des Landkreises. Der Entwurf für das lang gezogene Gebäude stammt von den Münchner Architekten Felix und Jonas.

Auf dem 50 000 Quadratmeter großen Grundstück, das der Gemeinde gehört, entstehen ein Gymnasium mit Sporthalle sowie eine neue Grundschule samt Hort und Mittagsbetreuung. Die Mensa dient beiden Schulen, ebenso die Tiefgarage. In unmittelbarer S-Bahn-Nähe entstehen ein fünfzügiges Gymnasium, das Platz für mehr als 1000 Schüler bietet, und eine vierzügige Grundschule für 400 Kinder. Das Unterföhringer Gymnasium wird mit Kosten von mehr als 90 Millionen Euro die kostspieligste Schule im ganzen Landkreis werden. In Aschheim wird es in den nächsten Jahren ebenfalls eine Oberschule geben, und auch die Kirchheimer Gymnasiasten bekommen einen modernen Neubau.

Nimmt man das 2016 erweiterte Carl-Orff-Gymnasium in Unterschleißheim hinzu, dann gibt es im Norden des Landkreises München nur mehr zwei Gemeinden, die noch ohne sind: Feldkirchen und Oberschleißheim. Dabei hat sich vor allem die Schlössergemeinde vor nicht allzu langer Zeit darum bemüht, in Sachen Bildung nicht abgehängt zu werden, und träumte von einem eigenen Gymnasium. Derzeit betreibt die Gemeinde Realschule und Gymnasium im Zweckverband mit Nachbar Unterschleißheim, wo beide Schulen auch stehen, ebenso wie eine Fach- und Berufsoberschule.

Weil aber die Schülerzahl speziell am Gymnasium weiter steigt, hatte die örtliche CSU den Antrag eingebracht, dass sich Oberschleißheim um die Ansiedlung einer solchen Schule bewerben solle, was zunächst goutiert wurde. Doch im aktuellen Etat und in der Finanzplanung bis 2022 findet sich dafür kein eigener Posten. Was womöglich auch dem Umstand geschuldet sein dürfte, dass Oberschleißheim nicht einmal ein Grundstück für ein eigenes Gymnasium besitzt.

© SZ vom 19.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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