SZ-Serie: Lichtblicke, Folge 21 und Ende:Ein Dauerbrenner

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Nach langer Reise in Unterhaching eingetroffen: die Pfadfinder Amelie und Jakob mit dem Friedenslicht, das vor Wochen im Westjordanland entzündet wurde. (Foto: Claus Schunk)

Erschwert durch die Pandemie haben Pfadfinder das Friedenslicht von Bethlehem auch in diesem Jahr nach Unterhaching gebracht. Dort flackert es nach einer abenteuerlichen Reise in der Kirche St. Alto seit dem dritten Advent.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Vorne auf den hellen Marmorstufen von St. Alto, die hinauf zum Altar der Unterhachinger Kirche führen, steht seit einiger Zeit eine kleine Laterne. Man könnte meinen, ein Nachtwächter hätte sie hier bei einer Zeitreise vergessen. Kerzen sind nichts Besonderes in katholischen Gotteshäusern, ein Dauerbrenner sozusagen. Auch in St. Alto flackern wie gewohnt die dünnen, langen Opferkerzen in der Dämmerung des späten Dezembernachmittags. Doch die kleine Laterne trägt eine besondere Flamme, ein weit gereistes Feuer in ihrem Innern. Es ist das Friedenslicht aus Bethlehem.

Ein kleines Hinweisschild auf den Stufen bestätigt dem Kirchenbesucher, dass er genau bei dieser kleinen Laterne richtig ist, um eine eigene Kerze daran anzuzünden und so dieses symbolträchtige Licht mit nach Hause zu nehmen. Die Flamme stammt tatsächlich aus dem Westjordanland. Sie wurde Mitte November dort auf den Weg nach Europa geschickt.

Die Pfadfinder haben das Licht mitgebracht

Die Unterhachinger Pfadfinder haben das Licht am dritten Advent hierher auf die Stufen von St. Alto gebracht, um ein Statement für den Frieden zu setzen. Das klingt abenteuerlich und das ist es schon in normalen Jahren. In Zeiten der Pandemie erst recht, mussten die Organisatoren dieses vielerorts zum Brauch gewordenen Rituals doch etwas improvisieren.

Ins Leben gerufen hat die Aussendung des Friedenslichts vor mehr als 30 Jahren das oberösterreichische Landesstudio des ORF. 1986 war man dort auf die Idee gekommen, ein Licht aus Bethlehem als Botschaft des Friedens durch die Länder zu schicken und die Geburt Jesu zu verkünden. Schließlich sei das Licht das weihnachtliche Symbol schlechthin, sagen die Organisatoren.

Seitdem reist jedes Jahr ein österreichisches Kind in den Wochen vor Weihnachten zur Gebetsgrotte Jesu, um dort das Friedenslicht zu entzünden. Diesmal war dies allerdings pandemiebedingt nicht möglich und so übernahm die neunjährige Maria Khoury aus Bethlehem, eine Schülerin aus einer christlichen Familie, diese Aufgabe.

Laut ORF brachte es der Kameramann Walid Kamar aus Jerusalem von Bethlehem nach Tel Aviv und übergab es den Sicherheitsbeauftragten der Austrian Airlines. In einer feuerfesten Speziallampe wurde das Licht nach Österreich gebracht und von Wien aus in mittlerweile 25 Länder. Pfadfinder aus Deutschland beteiligen sich seit 1995 an der Aktion, die heuer unter dem Motto "Frieden überwindet Grenzen" steht. Seit dem Jahr 2000 ist auch der Stamm Unterhaching 1 der Pfadfinder St. Georg dabei.

Normalerweise reist das Friedenslicht mit den Zug, dieses Jahr allerdings war das nach Angaben der Organisatoren aufgrund des Einsatzes von leicht entzündbaren Desinfektionsmitteln in den Bahnen nicht möglich. Daher wurde es per Auto transportiert und an den Grenzen übergeben. Mit Mund-Nasen-Schutz und Hygienekonzept. Das heißt: Die Übergabe erfolgte kontaktlos auf der Freilassinger Saalachbrücke.

Auch in Altenheimen brennt das Licht

Das Friedenslicht wurde in einer Laterne mit Kerze von den Österreichischen Pfadfindern abgestellt und von den deutschen Vertretern aufgenommen. So kam es auch nach München in den Dom, wo die Unterhachinger Pfadfinder ihre Laterne zum Leuchten brachten. "Sonst haben wir es immer mit der S-Bahn abgeholt", erzählt Stammes-Vorstand Felix Unger. Eine Delegation von bestimmt 15 Leuten sei stets daran beteiligt gewesen, jeder mit einem eigenen Licht, um sicher zu gehen, dass mindestens eines noch brennt, wenn man in Unterhaching ankommt.

Ganz unkritisch war das nämlich nicht, mit brennenden Teelichtern auf dem Schoß mit öffentlichen Verkehrmitteln zu fahren. Zwar wurde die Bahn vorab informiert, "aber nicht immer wusste jeder Kontrolleur auch davon", sagt Unger. Zwar hätten sie auch immer Zettel mit Erklärungen dabei gehabt, aber manchmal hätten sie schon lange reden und erläutern müssen, dass sie das Licht nicht ausblasen können.

Das war in diesem Jahr etwas einfacher. Luis Portenlänger und Lilly Armbruster fuhren mit dem Auto nach München und brachten das Licht erst nach Ottobrunn und anschließend nach Unterhaching in den Gottesdienst. "Sonst kommen zu diesem Anlass sicher 100 Leute", berichtet Unger. Diesmal war die Zahl der Teilnehmer coronabedingt limitiert, doch haben die Pfadfindern das Licht zusätzlich vor der Tür verteilt. Auch in den Alten- und Pflegeheimen von KWA und St. Katharina Labouré brennt seit dem dritten Advent das Friedenslicht aus Bethlehem. Und es soll noch leuchten bis Weihnachten vorbei ist.

Alle Folgen der Serie unter www.sueddeutsche.de/thema/Lichtblicke.

© SZ vom 24.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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