Unterföhring:Ein Erinnerungswald für die Sternenkinder

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In Unterföhring soll ein Erinnerungswald an die Sternenkinder entstehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zwischen einem Spielplatz und dem Friedhof soll ein Gedenkort für Familien entstehen, die durch Fehl- oder Totgeburt ein Kind verloren haben. Er soll allen Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises München offen stehen.

Von Laura Geigenberger, Unterföhring

Auf der einen Seite die Isar, auf der anderen Seite Parkfriedhof und Abenteuerspielplatz, dazwischen ein Feldweg, eine Wiese und viele kleine Obstbäume mit Schildern, an denen Geburtsdaten und Namen zu lesen sind. So könnte der Erinnerungswald für Familien aussehen, die durch Fehl- oder Totgeburt ein Kind verloren haben. Der Gedenkort für die sogenannten Sternenkinder soll schon bald in Unterföhring entstehen: Nach viermonatiger Suche hat die Verwaltung nun ein 800 Quadratmeter großes Grundstück für das Projekt ausgelobt.

Das Gelände liegt am nördlichen Rand des Unterföhringer Wohngebiets, zwischen Poschinger Weiher und Feringasee, und wird von Münchner und Aschheimer Straße umfasst. Eigentlich hatten sich die Antragssteller Natascha Sagorski und Philipp Schwarz, Fraktionsvorsitzender der SPD im örtlichen Gemeinderat, ein Grundstück gewünscht, das zwar auf Unterföhringer Boden liegt, sich aber im Besitz des Landkreises München befindet. So wäre aus ihrer eine überkommunale Ausrichtung der Gedenkstätte garantiert gewesen. Weil das Münchner Landratsamt aber keine geeigneten Flächen habe ausweisen können, stellt Unterföhring nun Gemeindeeigentum zur Verfügung. Dennoch soll der Platz allen Betroffenen aus den 29 Kommunen im Landkreis offenstehen, das versicherte Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft Unterföhring, PWU).

Gestellt hatten Schwarz und Sagorski den Antrag im Oktober; im Dezember wurde er vom Gemeinderat einstimmig gebilligt. Beide Initiatoren zeigen sich erfreut über das designierte Grundstück. "Die Fläche ist wunderbar geeignet", so Schwarz. Sagorski, die sich bundesweit für einen verbesserten Mutterschutz nach Fehlgeburten einsetzt, misst der Fläche zudem eine gewisse Symbolik bei. "Ich finde es schön, dass sie zwischen Spielplatz und Friedhof liegt und beides so gewissermaßen miteinander verbindet", sagt sie.

Erinnerungswälder bieten trauernden Familien eine Möglichkeit den Verlust eines ungeborenen Kindes zu verarbeiten und anderen Betroffenen zu begegnen. Die Idee: Für jedes verstorbene Kind können Eltern dort symbolisch einen Baum pflanzen, diesen besuchen und ihm beim Wachsen zusehen. Jede Pflanze soll ein Schild bekommen, auf dem das Geburtsdatum des Kindes vermerkt ist sowie dessen Namen, wenn es denn bereits einen hatte.

Der Erinnerungswald soll sich aus einer Streuobstwiese zusammensetzen

Der Wald in Unterföhring, könnte der erste am Münchner Stadtrand sein. "Wir müssen unsere Strahlkraft nutzen, um weitere Landkreise für ähnliche Projekte motivieren", sagt Philipp Schwarz. So könne das Thema Fehl- und Totgeburten sichtbarer gemacht und enttabuisiert werden.

Die Pflege des Grundstücks will die Gemeinde übernehmen. Auch die Art der Bäume ist schon festgelegt - der Erinnerungswald soll sich aus einer Streuobstwiese zusammensetzen. "Die Idee ist, dass die Familien später einmal Früchte von ihrem Baum ernten können", hatte Schwarz bereits im Dezember erklärt. Weitere Detailfragen - etwa bezüglich der Platzvergabe, der Finanzierung der Setzlinge und ob Betroffene die Fehl- oder Totgeburt ihres Kindes nachweisen müssen - sind hingegen noch nicht geklärt. Die Gemeinde hat deshalb angekündigt, Kooperationen mit anderen Initiativen für Sternenkinder bilden zu wollen. Neben Zusammenschlüssen in München gilt insbesondere "Sterneneltern Schwaben" als Vorbild: Der Verein hat bereits an mehreren Standorten in den Landkreisen Donau-Ries sowie Neu-Ulm Erinnerungswälder angelegt.

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