Öffentliches Bauvorhaben:Lieber Geld sparen als Energie

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Der Erweiterungsbau der Berufsschule München-Land in Riem in der Visualisierung. (Foto: Köhler Architekten)

Die Kreisräte verständigen sich aus Kostengründen auf Abstriche beim Gebäudestandard für die Erweiterung der Berufsschule München-Land in Riem. Auch die Grünen tragen den Kompromiss mit.

Von Martin Mühlfenzl, München

Es ist ein fast schon historischer Kompromiss, auf den sich die Mitglieder des Ausschusses für Bauen und Schulen des Münchner Kreistags am Montag verständigt haben. Die Berufsschule München-Land in Riem wird für etwa 83 Millionen Euro erweitert. Mehr als acht Jahre lang wurde um den Ausbau der Bildungseinrichtung gerungen, der aufgrund des wachsenden Fachkräftemangels im Großraum München eine immer bedeutendere Rolle mit ihren unterschiedlichen Fachrichtungen zukommt. Möglich wurde die Einigung, da das Gremium Abstriche bei den energetischen Gebäudestandards vornahm, die letztlich eine Einsparung von nahezu drei Millionen Euro mit sich bringen.

Die Berufsschule nahe dem S-Bahnhof Riem in München ist in ihrer Ausrichtung eine einzigartige Einrichtung in Oberbayern - und sie wird stetig um Fachrichtungen erweitert. Hier kann eine Ausbildung im Bereich der Haus- und Landwirtschaft absolviert, aber auch der Beruf des Pferdewirts erlernt werden. Seit vergangenem Jahr werden zudem in der Außenstelle in Feldkirchen Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet. Die seit Jahren steigenden Zahlen an Auszubildenden sowie der geplante Umzug der Feldkirchner Zweigstelle nach Riem macht eine Erweiterung der Berufsschule daher unausweichlich.

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Und der Landkreis München wollte dabei insbesondere bei den Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz ein Zeichen setzen. Geplant war, den Neubau mit seinen drei Flügeln sowie der angrenzenden neuen Turnhalle nach den Kriterien des Siegels "Gold" des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) zu errichten - also mit maximaler Klimaneutralität. Dabei wären auch soziale und ökonomische Aspekte wie Barrierefreiheit oder Hitzeschutz im Sommer berücksichtigt worden.

Die Planungen hierfür waren im Herbst vergangenen Jahres bereits weit fortgeschritten. Angesichts der angespannten Haushaltslage des Landkreises München aber gerieten bei vielen Kreisräten - vor allem aus Reihen der CSU und SPD - die prognostizierten Baukosten von etwa 86 Millionen Euro ins Visier. Forderungen nach einer Absenkung der energetischen und ökologischen Standards, verbunden mit der Hoffnung auf finanzielle Einsparungen, wurden laut. Und so beauftragte der Ausschuss für Bauen und Schulen die Planer damit, neue Varianten für die Erweiterung der Berufsschule auszuarbeiten.

Diese wurden nun am Montag dem Gremium vorgestellt - mit teils überraschenden Ergebnissen. Als Alternative mit der größten Einsparung präsentierten die Architekten einen Neubau mit dem Energiestandard Kfw 5, der als gesetzlicher Minimalstandard bei öffentlichen Bauten gilt. Bei dieser Variante würde unter anderem auf eine Photovoltaikanlage auf dem Dach verzichtet, ebenso auf einen Batteriespeicher oder flächendeckende Dämmung. Mit dieser Lösung hätten die Investitionskosten um nahezu 3,5 Millionen Euro gedrückt werden können - allerdings bei deutlich höheren Betriebskosten in der Folge im Vergleich zu allen anderen Varianten mit höheren energetischen Standards.

Die Genehmigung für das Wohnhaus steht noch aus

Zum Siegel "Gold" allerdings wollten die Kreisräte nicht zurückkehren und entschieden sich stattdessen für einen Neubau mit dem Energiestandard Kfw 40, der deutlich höhere Anforderungen stellt als der Standard Kfw 55. Die Einsparung bei dieser Variante, die Landrat Christoph Göbel (CSU) als "immer noch hervorragenden Energiestandard" bezeichnete, liegt bei etwas mehr als 2,7 Millionen Euro.

Diesem Vorgehen konnten letztlich auch die Grünen im Kreistag zustimmen, da sie zumindest eine Regenwassernutzung auf den Außenanlagen der Berufsschule durchsetzen konnten. Ursprünglich war geplant, Regenwasser in der gesamten Berufsschule etwa auch in den Toiletten zu nutzen. Dies aber lehnte eine Mehrheit im Ausschuss wegen der hohen Kosten und Zweifeln am Nutzen ab.

Was allerdings noch immer fehlt, ist die Baugenehmigung durch die Landeshauptstadt München für ein Wohnhaus auf dem Areal der Berufsschule. Dort sollen bis zu 20 Wohnungen für Auszubildende entstehen. Dagegen hatte das Planungsreferat der Stadt naturschutzrechtliche Bedenken eingelegt, zuletzt aber seine Zustimmung signalisiert.

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