Oberhaching:Die Oberlandbahn fährt weiter durch

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Die Züge zu den Ausflugszielen im bayerischen Oberland rauschen auch künftig ohne Halt durch den Landkreis München. (Foto: Karl-Heinz Spremberg/Imago/Chromorange)

Auch künftig werden keine Züge der Regiobahn auf dem Weg ins Oberland in Deisenhofen halten. Die Oberhachinger Agenda setzt sich zumindest für Stopps an den Wochenenden ein.

Von Martin Mühlfenzl, Oberhaching

Nicht erst seit der Einführung des Deutschlandtickets erfreuen sich die Ausflugsziele im bayerischen Oberland großer Beliebtheit. Eineinhalb Stunden braucht der Ausflügler vom Münchner Hauptbahnhof nach Bayrischzell und ist dann quasi schon auf dem Sudelfeld zum Skifahren. Etwa genau so lange dauert es an den Tegernsee für eine Halbe im Bräustüberl. Den Luftkurort Lenggries erreicht er in etwas mehr als einer Stunden. Wohl gemerkt vom Hauptbahnhof aus. Durch den Landkreis München aber rauschen die Züge in Richtung dieser drei beliebten Endhaltestellen ohne Zwischenhalt durch - und das wird auch in Zukunft so bleiben.

Betrieben werden die drei Trassen von der Bayerischen Regiobahn, den allermeisten aber dürfte sie noch unter ihrem früheren Namen Bayerische Oberlandbahn, kurz BOB, bekannt sein. Die hat auch noch eine weitere Linie im Programm: Den RB 58, der bis nach Rosenheim fährt. Als einzige Strecke hat die Rosenheimer Regionalbahn aus Sicht der Menschen im südlichen Landkreis München den Vorteil, dass sie am Bahnhof im Oberhachinger Ortsteil Deisenhofen hält.

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Geht es nach Jörg Koppen vom Arbeitskreis Verkehr und Ortsentwicklung der lokalen Agenda 21 in Oberhaching sollte dies aber nicht so bleiben. Koppen setzt sich dafür ein, dass auch die Regiobahnen RB 55 nach Bayrischzell, RB 56 nach Lenggries sowie RB 57 an den Tegernsee in Deisenhofen halten sollen. Der dortige Bahnhof, so Koppen, sei eine "wichtige Mobilitätsdrehscheibe" mit vielen Bike-and-Ride- und Park-and-Ride-Parkplätzen, also ausreichend Stellplätzen für Fahrräder und Autos für den Umstieg auf die Bahn. Zudem hielten hier mehrere reguläre Buslinie und auch die Expressbus-Linie X203 von Oberhaching über Putzbrunn und Haar bis Heimstetten sowie die Linie X320 nach Wolfratshausen.

Am Bahnhof Deisenhofen halten nur S-Bahnen - und der Regionalzug nach Rosenheim. (Foto: Sebastian Gabriel)

Hintergrund des Vorstoßes der Agenda aus Oberhaching ist ein Vergabeverfahren der bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die den Schienenpersonennahverkehr in Bayern verantwortet. Die BEG schreibt auf den drei Linien von München ins Oberland den Regionalverkehr neu aus - der Vertrag mit dem Titel "Oberland 2027+" starte dann im Dezember 2026. Er soll eine Gültigkeit bis zur Elektrifizierung der Trassen sowie zum Ausbau der Schieneninfrastruktur auf den drei Ästen südlich von Holzkirchen besitzen. Dies soll nach Auskunft der BEG frühestens Anfang der Dreißigerjahre der Fall sein.

Allerdings, so stellt die Eisenbahngesellschaft klar, bleibe bis dahin das Verkehrsangebot auf den Strecken ins Oberland unverändert. Denn die Schieneninfrastruktur im Oberlandnetz sei ausgereizt, heißt es von der BEG. Also wird es weiter keinen Halt in Deisenhofen geben. Auf Nachfrage begründet ein Sprecher: "Die Station Deisenhofen ist hervorragend durch die S-Bahn sowie die RB 58 angebunden. Für die Verkehrsbeziehung zwischen Deisenhofen und dem Oberland stehen in Holzkirchen zuverlässige Umsteigemöglichkeiten zur Verfügung." Halte im Bereich der Münchner S-Bahn würden nur "an wichtigen Verknüpfungsstationen zu weiterführenden Verkehrsmitteln wie der U-Bahn" erfolgen. Also etwa in München am Heimeranplatz, am Harras oder an der Haltestelle München Siemenswerke.

Aus Sicht der Agenda sollten die Züge wenigstens am Wochenende halten

Im Landkreis München aber sieht man das anders. So müssten Fahrgäste aus dem Hachinger und auch Isartal immer erst die S-Bahn nutzen, um dann in Holzkirchen in die Oberland-Züge einsteigen zu können, so Agenda-Sprecher Koppen. Die Agenda fordert daher, dass die Regiobahnen auch Deisenhofen halten, "um so eine attraktive öffentliche Verbindung für den Freizeitverkehr ins Oberland" zu schaffen. Das Argument, dies sei wegen der Fahrzeitverlängerung durch einen zusätzlichen Halt nicht zu realisieren, lässt Koppen nicht gelten, da es sich nur um einen sehr kurzen Stopp handle. Wenn eine durchgängige Umsetzung nicht möglich sei, sollten die Bahnen wenigstens an den Wochenenden in Deisenhofen halten, dann wären praktisch keine Pendler betroffen, so Agenda-Sprecher Koppen. Dies sei auch aus Klima- und Umweltschutzgründen von Vorteil, denn dann wären die Regiobahnen tatsächlich eine Alternative zur Fahrt über die Autobahn bis ins Oberland.

Die BEG indes dämpft die Erwartungen der Oberhachinger Agenda. Richtig sei, dass die Züge des Oberlandnetzes schnelle Verbindungen bieten sollten, und diese müssten auch hinsichtlich der Fahrtzeiten und Zuverlässigkeit konkurrenzfähig zum Auto sein. "Insofern gehen wir davon aus, dass das aktuell bestehende Fahrplanangebot unter den gegebenen Randbedingungen das Optimum für die Gesamtheit der Fahrgäste darstellt", so ein Sprecher. Und das werde sowohl in naher Zukunft als auch für die Zeit nach dem Ausbau der Schieneninfrastruktur so bleiben. Jedenfalls gebe es keine konkreten Planungen, dann in Deisenhofen Halte der Regionalzüge ins Oberland vorzusehen, so die BEG.

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