Hautkrebs-Prävention:Mahnende Worte auf der Liegewiese

Lesezeit: 3 min

Antonie Mackensen von Astfeld (links) und Christina Diem (rechts) klären am Garchinger See über die gefährlichen Folgen der UV-Strahlung auf. (Foto: Stephan Rumpf)

Ein Team des Landratsamtes informiert Badegäste an den Seen im Münchner Norden, wie man sich richtig vor der UV-Strahlung der Sonne schützt.

Von Laura Richter, Garching

Diese Woche ist es heiß. Bis zu 31 Grad und zehn Sonnenstunden sind angesagt, da ruft der Garchinger See mit seinem türkisblauen Wasser. Was oftmals beim Blick auf die Wetter-App übersehen wird, ist der Wert auf dem UV-Index. Der liegt für den Landkreis München bei sieben, also recht hoch. Sonnenschutzmaßnahmen sind bereits ab einem Index-Wert von drei erforderlich, schreibt der deutsche Wetterdienst. "UV-Strahlen sind genau so krebserregend wie Röntgenstrahlung oder Asbest. Auch wenn wir keinen Sonnenbrand kriegen, richtet die unsichtbare Strahlung in nur wenigen Sekunden mehrere 100 000 Schäden in unserer DNA an", sagt Eckhard Breitbart, Hautarzt und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention. Die Haut verfüge über ein exzellentes System, das die mutierten Zellen repariert. Doch wenn die Haut ungeschützt 30 oder 40 Jahre lang der Sonne ausgesetzt sei, erschöpft sich das Reparatursystem. Die Folgen können weißer oder der bösartige schwarze Hautkrebs sein, so Breitbart.

"Gegen Hautkrebs gibt es keine Pille."

Über die Gefahren des Sonnenbadens informieren Sozialpädagogin Antonie Mackensen von Astfeld und Auszubildende Christina Diem vom Landratsamt München an den Badeseen des Landkreises. Mit einem Infostand stehen sie in dieser Woche am Garchinger See, am Eisweiher in Ismaning und am Unterföhringer Feringasee. Den Spaß am Baden wollen sie den Menschen nicht nehmen, auch wenn man die intensive Mittagsonne zwischen 11 und 15 Uhr am besten meiden sollte. "Wir wollen mit den Menschen in den Austausch kommen, über die Gefahren der ultravioletten Strahlung aufklären und die Menschen für das Thema sensibilisieren", so die Sozialpädagogin. In einem Quiz klären sie über die "zehn Regeln zum Sonnenbaden mit Verstand" auf und verteilen Kappen, T-Shirts und Fächer. Stets zu beachten sei folgende Reihenfolge: die Sonne vermeiden, die Haut durch Kleidung und einen Hut schützen und unbedeckte Hautpartien mit einem wasserfesten Sonnenschutz mit hohem Lichtschutzfaktor eincremen, erzählt Mackensen von Astfeld den Badegästen.

Werner Sckell steigt von seinem Rad und nimmt zwei Wasserbälle für seine Enkel mit. "Ich weiß, dass ich mich eincremen muss", sagt er und zeigt seine Sonnencreme mit dem Lichtschutzfaktor 30, die habe er immer dabei. Beim kostenlosen Hautscreening, das ab einem Alter von 35 Jahren von den gesetzlichen Krankenkassen angeboten wird, war er aber schon länger nicht mehr. Nun geht's für ihn weiter in den Biergarten - natürlich an einen schattigen Platz. Doch auch im Schatten ist man nicht gänzlich vor der UV-Strahlung geschützt, deshalb müsse man sich auch im Schutz der Bäume eincremen. Je heller der Hauttyp, umso wichtiger sei der richtige Schutz, erklärt die Sozialpädagogin am Infostand. Der Lichtschutzfaktor erhöht den natürlichen Hautschutz um den jeweils angegebenen Faktor. Für eine Person mit heller Haut heißt das, dass die Eigenschutzzeit der Haut von ungefähr zehn Minuten durch einen Sonnenschutz mit dem Lichtschutzfaktor 50 auf 500 Minuten erhöht wird.

Kinderhaut ist besonders empfindlich. "Säuglinge bis ein Jahr gehören nicht in die Sonne, das ist Körperverletzung", sagt Breitbart, der sich auf die Prävention von Hautkrebs spezialisiert hat. Ihrer Vorbildfunktion ist sich eine weitere Passantin, die mit ihren Enkeln am Garchinger See spaziert, bewusst. Die Kinder tragen Kappen und sind eingecremt. Sehr vorbildlich, erklären die beiden Mitarbeiterinnen am Infostand. Besonders schutzbedürftig sind auch die Augen und Lippen. Dort sei auf Sonnenbrillen mit UV-A- und UV-B-Filterung zu achten, auch Lippenprodukte mit Lichtschutzfaktor seien zu empfehlen, so Christina Diem vom Landratsamt.

Ein Herr mittleren Alters, der auf der Wiese in der prallen Mittagssonne brutzelt, hat sich vorher "selbstverständlich" eingecremt, wie er sagt. Dies werde er nach dem Schwimmen wiederholen, versichert er. Auf der anderen Seite des Sees liegt eine Gruppe von Badegästen im Schatten. "Wir sind alt und müssen auf unsere Haut aufpassen. Mein Mann hat nie aufgepasst, ihm musste kürzlich weißer Hautkrebs entfernt werden", sagt eine Frau. "Ist die Sonne denn nur gefährlich?", fragt ein weiterer Gast, den es zum Grillen an den Garchinger See verschlagen hat. In seiner ursprünglichen Heimat Afghanistan sei es viel heißer gewesen, hier bekomme er den Vitamin-D-Mangel in den Knochen zu spüren. Das stimmt, denn der Körper braucht zur Synthese von Vitamin-D die kurzwelligen UV-B-Strahlen. Doch um die körpereigenen Vitamin-D-Speicher zu füllen, reicht es aus, dreimal pro Woche Handrücken und Gesicht zehn Minuten der Sonne auszusetzen, sagt Breitbart. "Wir haben Medikamente gegen den Vitamin-Mangel, gegen Hautkrebs gibt es keine Pille", warnt der Dermatologe.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Starnberger See
:Schiffe fahren Possenhofen und Bernried nicht mehr an

Wegen der anhaltenden Trockenheit sind die Wasserstände zu niedrig für die Schifffahrt. Bis wann der Bootsverkehr eingeschränkt ist, bleibt offen.

Von Linus Freymark

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: