Kreis und quer:Echt lustig

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Wie Humor in Rathäusern Einzug hält und warum Unterhachings Bürgermeister einen Lachanfall bekommt.

Kolumne von Iris Hilberth, Unterhaching

Rathäuser gelten gemeinhin nicht als Keimzelle des Humors. In den Verwaltungen beschäftigen sich Menschen sehr ernsthaft mit Angelegenheiten wie Bagatellgastronomie, Restmüllbeseitigungsbehälterentleerung oder nicht lebenden Einfriedungen. Was soll daran lustig sein? Die Knödellinie ist nichts weiter als eine "zeichnerische Abgrenzung zwischen unterschiedlichen Nutzungen innerhalb von Bebauungsplänen" und das Bundeskostenreisegesetz regelt nun mal: "Auslandsdienstreisen sind Dienstreisen im oder ins Ausland sowie vom Ausland ins Inland." Da gibt es nichts zu lachen!

Manch einem Sitzungsleiter, etwa Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle oder Landrat Christoph Göbel, sitzt zwar mitunter der Schalk im Nacken; sie schaffen es, bei der Anmoderation dröger Tagesordnungspunkte mit Witz die Teilnehmer aus dem Dämmerschlaf zu holen. Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer lässt dagegen in der Regel nicht davon ab, Beschlussvorlagen monoton und detailliert vorzulesen. Aber er beeilt sich dabei meist so sehr, dass diese temporeiche Flut an Wörtern und Sätzen so klingt, als würde ein Tonband zu schnell abgespielt. Was - vermutlich ungewollt - auch eine gewisse Komik hat.

Wer bisher aber gemeint hat, nichts könnte den Rathauschef in seinem Redeschwall ausbremsen, nicht mal ein Witz, wurde diese Woche eines Besseren belehrt. Und wer gedacht hat, der Mann habe nichts zu lachen, ebenso. Panzer brauchte mehrere Anläufe, um Sätze wie "Der Gemeinderat beauftragt die Verwaltung mit zeitnaher Erarbeitung" herauszubringen. Der Bürgermeister gluckste und kicherte nach jedem Halbsatz. Und alle lachten mit.

Dem vorangegangen war ein Schlagabtausch zwischen Korbinian Rausch (CSU) und Harald Nottmeyer (SPD) über die Errichtung von E-Ladesäulen, über das Aufgraben der Straßen und der Nachrüstung. Nicht witzig? Doch: Der eine nannte den andern "Prinz Korbi" und der andere sagte, er schätze den Harald, aber der Harald rede nur Schmarrn.

Man muss dazu wissen: Das Unterhachinger Gremium war bisher weder für seinen Humor bekannt noch zuletzt durch heiteren Umgang miteinander aufgefallen. Im Gegenteil: Andere hätten längst in Erwägung gezogen, einen Mediator hinzuzuziehen. Nicht so Unterhaching. Dort hat man offenbar die Studie der Universität Jena aus dem Jahr 2022 gelesen und weiß: Lachtherapien in Gruppen haben positive Effekte auf die körperliche und seelische Gesundheit. Die Forschung zu den Auswirkungen des Lachens hat sogar einen Namen: Gelotologie. Bereits 1962 gründete der US-amerikanische Psychiater William F. Frey in Palo Alto ein Institut für Humorforschung.

Gut, dass das Unterhachinger Rathaus seit der Verabschiedung des Sparhaushalts einen Beauftragten für therapeutisches Lachen hat.

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