Kreis und quer:Es kann nur eine(n) geben

Lesezeit: 2 min

Radelt Anton Hofreiter jetzt direkt ins Familienministerium? (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Anton Hofreiter muss jetzt Minister werden. Auch wenn die Grünen wenigstens an einem Prinzip weiter festhalten wollen.

Kolumne von Martin Mühlfenzl

Um überhaupt keine Zweifel aufkommen zu lassen: Jetzt muss es der Toni werden! Da kommen die Grünen definitiv nicht aus. Parität und Proporz hin oder her - nach dem vollkommen richtigen Rücktritt von Anne Spiegel als Familienministerin kann nur Anton Hofreiter aus Unterhaching für die Partei ins Bundeskabinett aufrücken; schließlich erfüllt er alle Kriterien, die es braucht, um ein Ministerium zu leiten: Hofreiter ist erfahren, kompetent, bodenständig, durchsetzungsstark und ganz sicher nicht auf den Mund gefallen. Also, liebe Grüne, jetzt habt ihr die einmalige (wenn auch ungewollte) Chance, den Fehler zu beheben, einen eurer besten und beliebtesten Köpfe bei der Kabinettsbildung derart ausmanövriert zu haben.

Schade nur, dass es dieses Osterwunder nicht geben wird. Wobei die allermeisten Grünen zuletzt so einige übernatürliche Erscheinungen hatten, die sie als mittelschwere Wunder empfunden haben dürften. Plötzlich reist ein Wirtschaftsminister der Umweltpartei an den Golf von Katar, um mit dem nicht gerade für die Wertschätzung von Menschenrechten bekannten Emirat über die Lieferung von Flüssiggas zu verhandeln, um so die Versorgungssicherheit deutscher Verbraucher zu schützen und die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu forcieren. Und die Bundesaußenministerin fordert mittlerweile die Lieferung schweren militärischen Geräts an die Ukraine - wer hätte das noch kurz nach ihrem Amtsantritt gedacht, als sie vielmehr davon sprach, eine feministische Außenpolitik betreiben zu wollen? Kurz gesagt: Von den Prinzipien der Friedenspartei ist nicht mehr so viel übrig geblieben. Da kann also auch die Quote über Bord gehen.

Wenn es jetzt darum geht, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, wie es in voller Länge heißt, neu zu besetzen, wird die Gleichberechtigung von Frauen und Männern natürlich dennoch eine zentrale Rolle spielen: vor allem die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Daran ist Anne Spiegel unter anderem auch gescheitert. Es muss jemand gefunden werden, der die Interessen von Kindern und Jugendlichen am besten vertreten kann. Und nirgendwo steht geschrieben, dass dies nur eine Frau kann. Wieso nicht mal wieder ein Mann an der Spitze des Ministeriums, in dessen langer Geschichte es ohnehin nur drei Ressortchefs gab? Wieso nicht Anton Hofreiter, der als recht frisch gebackener Vater und erfahrener Abgeordneter sehr wohl weiß, wie schwierig es sein kann, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen?

Die Grünen aber werden auch in Zeiten, in denen sie selbst alte Gewissheiten reihenweise über Bord werfen (müssen) - dazu gehört etwa auch die früher strikte Trennung von Amt und Mandat - an einem Prinzip weiter felsenfest festhalten: Posten müssen gleichberechtigt besetzt werden. Auf Anne Spiegel wird wieder eine Frau folgen und der Toni wird auch künftig mehr Zeit mit seiner kleinen Familie verbringen können. Nach acht aufreibenden Jahren als männlicher Part an der Doppelspitze der Bundestagsfraktion seiner Partei dürfte ihm das aber auch ganz recht sein.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: