Kontroverse Standpunkte:Überraschende Neugründung

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Erstaunt über die neue Konkurrenz aus dem gleichen politischen Lager: Anneliese Bradel von den Grünen, dritte Bürgermeisterin in Planegg (rechts). (Foto: Stephan Rumpf)

Neuerdings gibt es in Planegg zwei Gruppierungen der Grünen. Das sorgt für Verwirrung. Zumal sich einige Mitglieder des neuen Ortsverbands bisher im konservativen Umfeld umtrieben und mit Aktionen gegen eine Flüchtlingsunterkunft auffielen

Von Rainer Rutz, Planegg/Martinsried

Wer in Planegg und Martinsried grüne Politik unterstützen will, kann künftig auf zwei Gruppierungen zurückgreifen: Die vor rund 20 Jahren aus der Agenda 21 hervorgegangene Gruppe 21/Grüne, die mit Anneliese Bradel eine Bürgermeisterin stellt und mit drei Gemeinderäten im Rathaus sitzt, oder aber den vor einigen Tagen wieder belebten Planegger Ortsverband von Bündnis 90/Grüne. Still heimlich und leise und ohne Beteiligung der Öffentlichkeit ist diese überraschende Neugründung mit Unterstützung des Kreisverbandes München-Land der Grünen vonstatten gegangen und hat eine Menge Verwirrung hinterlassen.

Verwirrung deshalb, weil sich Anneliese Bradel, Herbert Stepp und seine Mitstreiter außen vor fühlen und nun dem Kreisverbands-Sprechern Volker Leib und Sabine Pilsinger heftige Vorwürfe machen, auch weil, wie sich Stepp im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung ausdrückte, "sich einige der neuen Mitglieder bisher nicht gerade durch grünes Gedankengut hervorgetan haben". Der neue Grünen-Vorstand besteht aus Judith Grimme (Sprecherin), Anna Lingenfelder, Sylvia Lemstra, Beatrice Krause, Thomas Krause und Sabine Haugg (Sprecherin).

Ehemann ist bei der FDP

Haugg ist mit dem FDP-Gemeinderat Christian Haugg verheiratet. Zu den sieben neuen Mitgliedern zählt auch das Gründungsmitglied Barbara Markert. Sie ist in Planegg unter anderem auf Bürgersprechstunden und Bürgerversammlungen in der Vergangenheit öfters durch sehr umstrittene Äußerungen zur Flüchtlingspolitik in Planegg aufgefallen und sie hat sich auch aktiv gegen die Situierung der Flüchtlingsunterkunft in Martinsried am Parc du Meylan engagiert.

Die Münchner Grünen-Sprecherin Sabine Pilsinger sagt, sie "freue" sich "über alle, die bei uns mitmachen wollen". Die Wiederbelebung der Planegger Grünen begrüßt sie ausdrücklich, im Vorgespräch mit den Gründungsmitgliedern habe sie "gemeinsame grüne Werte" entdeckt: "Wir haben zu dieser Gründung eingeladen und auch die Gruppe 21 informiert." Dies bestätigt Gemeinderat Herbert Stepp: "Das war eine Woche vor der Mitgliederversammlung. Wir waren vollkommen überrascht."

Man habe jahrelang versucht, neue Mitglieder für die Grünen zu akquirieren, "und plötzlich kommen da sechs aus Martinsried". Bei der Mitgliederversammlung sei es ihnen nicht gelungen, eine Verschiebung der Wahlen zu erreichen, "denn immerhin gibt es bei der Gruppe 21 drei eingeschriebene Grünen-Mitglieder und wir machen seit Jahrzehnten Grünen-Politik". Er sei "geschockt über den Überraschungscoup".

Ein Überraschungscoup?

Wie es mit der Gruppe 21 nun weitergehen soll, weiß Stepp nicht: "Wir haben uns immer als sporadische Vertreter der Grünen verstanden", sagt er bitter. Den Zusatz "Grüne" werde man bis zur nächsten Wahl wohl ablegen müssen. Judith Grimme und Sabine Haugg dagegen fordern Stepp zum Gespräch auf, die Gruppe 21 sei ihnen willkommen, sagen die beiden Frauen. Einen Überraschungscoup, wie von Stepp unterstellt, können sie nicht erkennen, im Gegenteil: "Wir haben jahrelang den echten grünen Gedanken in Planegg vermisst."

Als Beispiele nennen sie den Kiesabbau und den Kampf um die Würmauen. "Es fehlen hier echte Grüne", sagt Haugg." Nachdem sie in die Partei eingetreten sind, habe der Kreisverband zu einer Mitgliederversammlung geladen. Ob man als Liste bei den nächsten Wahlen antreten will, ist noch ungeklärt: "Wir müssen uns erst einmal als Gruppe zusammenfinden", meint Haugg. Sie und ihre Kollegin Grimme versprechen "Transparenz". Und für die Mitglieder der Gruppe 21 haben sie einen Ratschlag: "Natürlich können die auch weiterhin den ökologischen Gedanken pflegen."

© SZ vom 30.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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