Kommunen zögern beim MVG-Rad:Kein S-Bahnanschluss, keine Mieträder

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Das ländliche Brunnthal hätte die Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz gerne mit dem Leihsystem der MVG verbessert. Dazu hätte nur eine Nachbargemeinde mitziehen müssen - doch alle winken ab.

Von L. Brunckhorst, B. Lohr, M. Morosow und S. Wejsada, Brunnthal

Das von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) angebotene Mietradsystem kommt im Landkreis München nicht so recht in die Gänge. Nur 19 von 29 Kommunen wollen sich dem Netz anschließen, und das trotz einer weitreichenden finanziellen Förderung durch Bund und Landkreis.

Und für die Gemeinde Brunnthal, die gerne mitgemacht hätte, aber mangels eigenem S-Bahnhof nicht durfte, ist der Zug nun wohl endgültig abgefahren. Nachdem der Landkreis Bürgermeister Stefan Kern (CSU) signalisiert hatte, seine Gemeinde könnte doch noch Fördermittel erhalten, war in ihm kurzzeitig wieder Hoffnung aufgekeimt, auch seinen Bürgern MVG-Mieträder anbieten zu können. Voraussetzung wäre aber eine Anbindung an zumindest einen der S-Bahnhöfe in den Nachbargemeinden gewesen. Doch die umliegenden Gemeinden - Ottobrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Sauerlach - zählen nicht zum Kreis der Willigen.

Der Sauerlacher Gemeinderat hat zwar zuletzt abermals das Thema auf die Tagesordnung genommen, doch mit einem Stimmenpatt lehnte das Gremium zum zweiten Mal eine Beteiligung am MVG-Mietradsystem ab. "Das dürfte dann für Brunnthal wohl ins Wasser fallen", sagte Kern am Donnerstag zur SZ.

Ein Brief an die Bürgermeister

Brunnthals Bürgermeister hatte nach der positiven Nachricht aus dem Landratsamt seine Amtskollegen in den benachbarten Gemeinden angeschrieben, um dort vielleicht noch ein Umdenken zu erwirken. Er habe wieder etwas Hoffnung geschöpft, dass es doch noch klappen könnte, sagte Kern in der Vorwoche. Doch die Bürgermeisterin der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Ursula Mayer (CSU), habe ihm bereits in einem Facebook-Dialog signalisiert, dass sie eine Beteiligung ihrer Gemeinde am MVG-Mietradsystem nicht für sinnvoll halte, berichtete Kern am Donnerstag. Nach dem für Brunnthal negativ ausgefallenem Beschluss des Sauerlacher Gemeinderats gehe er davon aus, dass die Sache gelaufen sei. Aber er freue sich darüber, dass seine Kollegin Barbara Bogner sein Anliegen im Gemeinderat vorgetragen habe. Im Januar soll der Gemeinderat in Brunnthal erneut über das Thema beraten.

Auch in Grasbrunn werden Pendler weiter auf Leihräder verzichten müssen. Der Gemeinderat hat sich jüngst dagegen ausgesprochen. Die Faustregel wären zehn Räder pro tausend Einwohner, für Grasbrunn würde das umgerechnet 70 Fahrräder bedeuten oder 50 000 Euro an Eigenkosten. Hinzu käme die Übernahme eines Betriebskostendefizits und das ist nach Ansicht der Gemeinde unkalkulierbar. In einer Flächengemeinde wie Grasbrunn, in der nahezu jeder ein eigenes Fahrrad habe, sei keine kontinuierliche Nachfrage erwartbar, heißt es aus dem Rathaus.

Dafür aber seien die Kosten für das Einsammeln der weit verstreut abgestellten Räder überdurchschnittlich hoch. Interessant könnten die MVG-Mieträder laut Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) allenfalls im größten Ortsteil Neukeferloh mit dem Gewerbegebiet Technopark sein, das nah zum Vaterstettener S-Bahnhof liegt. In Kooperation mit der Nachbargemeinde Vaterstetten als auch mit Haar, wo demnächst Mieträder eingeführt werden sollen, kann sich der Gemeinderat eine neuerliche Prüfung des Kosten-Nutzen-Risikos von Stationen zumindest in Neukeferloh vorstellen.

Gegen die Einführung von MVG-Mieträdern hatte sich unlängst aber sogar die deutlich städtischer geprägte Gemeinde Ottobrunn ausgesprochen. Auch Feldkirchen und Putzbrunn nehmen nicht an dem Projekt teil. In Taufkirchen scheiterte in der Vorwoche nur knapp (zwölf zu zwölf Stimmen) ein Antrag der CSU-Fraktion, den bereits im März gefassten Beschluss für eine Beteiligung so lange auszusetzen, bis die Verwaltung den Einsatz des für sie kostenlosen Mietradsystems Obike in Taufkirchen geprüft und bewertet hat.

Die Gemeinde Unterföhring dagegen signalisierte ihre Zustimmung. Der Bauausschuss hat dem Gemeinderat empfohlen, am südlichen Teil des S-Bahnhofs eine Station zu errichten. 15 Ständer und zehn Mieträder finden dort Platz. Die Kommune hatte zuvor eine Umfrage in der Bevölkerung und bei den Betrieben im Gewerbegebiet gestartet. Der S-Bahnhof schnitt dabei am besten ab. Sollte sich das Mietradsystem bewähren, will Unterföhring in zwei Jahren weitere Standorte ins Auge fassen.

Das MVG-Mietradsystem wird vom Bund mit einem Investitionsanteil in Höhe von 70 Prozent gefördert. Der verbleibende Anteil wird zu je 15 Prozent von den Gemeinden und dem Landkreis getragen. Die Betriebskosten werden in den ersten fünf Jahren zur Hälfte vom Landkreis übernommen.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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