Es ist immer schön, wenn sich Menschen mit der Geschichte ihres Wohnortes beschäftigen. Deshalb ist es verdienstvoll, dass eine Gruppe von Ehrenamtlichen die Herkunft zahlreicher Straßennamen in Putzbrunn recherchiert hat. Auch die Zusatzschilder, die die alten Hof-, Flur- und Eigennamen erläutern sollen, sind sicher eine Bereicherung. In zwei nicht ganz unwichtigen Fällen aber ist dieser heimatkundliche Blick auf die Geschichte der falsche Ansatz: Wenn es um Namensgeber aus der NS-Zeit geht, ist eine historische Einordnung nötig, und die muss gegebenenfalls politische Konsequenzen haben.
Da ist zum einen der von den Nazis 1935 eingesetzte und 1945 wegen seiner NSDAP-Zugehörigkeit entlassene Bürgermeister Michael Haslbeck. Statt ihn durch eine unkritische, seine Lebensdaten aufzählende Zusatztafel weiter aufzuwerten, sollten die Gemeinderäte lieber noch einmal über eine Umbenennung der nach ihm benannten Straße nachdenken.
Lobeshymnen auf Adolf Hitler und Großdeutschland
Es müssten sich schon Akte des Widerstands oder andere außergewöhnliche Verdienste belegen lassen, um zu rechtfertigen, dass ein Nazi-Funktionär weiterhin auf diese Weise geehrt wird. In der Ortschronik von Klaus B. Schubert liest man von solchen Taten nichts - nur von einer in die Kirche eingemauerten Flaschenpost mit Lobeshymnen auf Adolf Hitler und Großdeutschland, die er der Nachwelt hinterließ.
Ähnliches gilt für die Straße, die nach Wernher von Braun benannt ist. Denn der war nicht nur "Physiker und Raketeningenieur", wie auf der Zusatztafel vermerkt werden soll, sondern als technischer Direktor der Heeresversuchsanstalt Peenemünde tief in die Ausbeutung von KZ-Häftlingen als Zwangsarbeiter in der Rüstungsindustrie verstrickt. Die Stadt Memmingen hat daraus bereits ihre Konsequenzen gezogen und eine Umbenennung ihrer nach Braun benannten Straße beschlossen.
Diesem Beispiel sollten die Putzbrunner Gemeinderäte folgen. Wenn sie sich dazu nicht durchringen können, sollten sie die Straßenschilder durch einen ausführlichen Text ergänzen, der Brauns Rolle während der NS-Zeit thematisiert. Auch dafür gibt es Beispiele in anderen Kommunen. Für Haslbeck bietet sich diese Lösung nicht an. Er ist zu unbedeutend.