Straßennamen in Putzbrunn:Orlando di Lasso und der Nazi-Bürgermeister

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Die Zusatztafeln in der Michael-Haslbeck-Straße hängen bereits. (Foto: Claus Schunk)

In Putzbrunn erläutern neue Zusatztafeln die Herkunft von Straßennamen - und werfen neue Fragen auf.

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Bei der Fahrt durch Putzbrunn können aufmerksame Verkehrsteilnehmer mit Blick auf die Straßennamen schon mal ins Grübeln kommen: Warum heißt das Scheirer Feld, wie es heißt? Wer war Josef Springer? Und was hat es mit dem Meßnerweg auf sich? Zwei Jahre lang hat sich die Projektgruppe des Ortsleitbildes mit diesem Thema beschäftigt. Das Ergebnis der Forschungen: 19 Straßen in Putzbrunn tragen seit kurzem Zusatzschilder, auf denen Informationen zu den Straßennamen aufgeführt sind. Unter den Persönlichkeiten, die auf diese Weise gewürdigt werden, sind allerdings auch Michael Haslbeck, der zwischen 1935 und 1945 von den Nationalsozialisten eingesetzter Bürgermeister der Gemeinde war, sowie der umstrittene Raketeningenieur Wernher von Braun.

Ohne weiteren Kommentar sind etwa auf dem Schild zur Michael-Haslbeck-Straße nur dessen Lebensdaten (1886-1946) und seine Funktion ("Putzbrunner Bürgermeister 1935-1945") zu lesen. Es wird kein Bezug genommen auf die Tatsache, dass er während der Nazi-Diktatur von der NSDAP als Verwaltungschef eingesetzt und laut der von Klaus B. Schubert verfassten Putzbrunner Ortschronik nach Kriegsende wegen seiner Parteizugehörigkeit aus dem Amt entfernt wurde.

1999 wurde schon einmal über die Umbenennung diskutiert

"Die Rolle von Michael Haslbeck in Zeiten des Nationalsozialismus ist in Putzbrunn durchaus bekannt", sagt Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) auf SZ-Nachfrage. Der Gemeinderat habe sich bereits 1999 mit einer möglichen Umbenennung der Straße beschäftigt, letztlich sei es dazu aber nicht gekommen. Der damalige Bürgermeister Josef Kellermeier (CSU) hatte seinerzeit erklärt, Haslbeck sei "von seiner inneren Einstellung her kein Nazi" gewesen.

Ganz abgesehen von Haslbeck und Braun und deren Rolle in der Vergangenheit befürwortet der Bürgermeister Initiativen wie die Zusatzschilder zu den Straßennamen ausdrücklich: "Das fördert die Verbundenheit der Bürger mit dem Ort, es stärkt das Wissen über die Historie und damit auch die Identifikation mit der Heimatgemeinde."

Und so erfährt der Putzbrunner also durch die neuen Schilder, dass der Straßenname "Am Einfang" deshalb so gewählt ist, weil hier früher die Gemeindehirten ihr Vieh zusammentrieben. "Am Fablhof" und "Am Hartlhof" verweisen auf die früheren Namen der Häuser, "Am Scheirer Feld" nimmt Bezug auf den Hausnamen "Scheirer", der in den Ortschroniken erstmals 1656 auftaucht.

Dann gibt es auch noch eine Reihe von unumstrittenen Persönlichkeiten, die auf den Putzbrunner Straßenschildern verewigt sind. Die "Orlando-di-Lasso-Straße" verweist auf den gleichnamigen Renaissance-Komponisten, der zwischen 1577 und 1588 auf dem heutigen Putzbrunner Gemeindegebiet Ländereien besaß, nämlich den Scheirer-Hof und die Amerling-Sölde. Gewürdigt werden auf den Straßenschildern auch Lokalpolitiker und Unternehmer wie der Industrielle Philipp Kreis, der 1949 die Gerätetechnik-Firma Truma gründete und in Putzbrunn ansiedelte, oder Josef Knappich, ein Schreinermeister, der 1924 bis 1932 dem Gemeinderat angehörte. In diese Kategorie fällt auch der "Hans-Jürgen-Behnke-Weg", benannt nach einem Fabrikanten, Gemeinderat zwischen 1956 und 1972.

Auch nach anderen Bürgermeistern sind Straßen benannt

Interessante Zusatzinformationen bieten die Ergänzungen an den Straßenschildern auch zum Mesnerweg, der zu Ehren des früher dort angesiedelten Gemeindemesners Sebastian Hackl (1885 bis 1969) so heißt. Der Kameterweg bezeichnet den ehemaligen Hausnamen Kameter, der erstmals 1919 erwähnt wurde. Und der Kirchweg hat eine besondere Bedeutung, weil er die älteste ehemalige Verbindung von Putzbrunn und Grasbrunn darstellt. Auch die Namen anderer Putzbrunner Bürgermeister finden sich auf Schildern wieder, etwa Josef Springer (1930-1935), Josef Jakob (1945-1948) und Rudolf Bendel (1960-1974).

Ein weiteres Projekt, das in diese Richtung gehen soll, ist bereits geplant. "Wir wollen Wege, die in unsere Wälder führen, mit Straßenschildern ausstatten, etwa Schwedenweg oder Berger Gangsteig", kündigt Bürgermeister Klostermeier an. Dies hätte neben der Zusatzinformation den nützlichen Nebeneffekt, dass sich Rettungskräfte leichter täten, wenn sie zu einem Notfall in den Wald gerufen würden.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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