Wohnungsnot:Raus aufs Land

Lesezeit: 1 min

Im Großraum München wird sich der Mangel an bezahlbaren Wohnungen nicht beheben lassen. Deshalb braucht es andere Lösungen.

Kommentar von Lars Brunckhorst

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Das gilt im Großraum München schon seit Jahren für ganz viele Menschen. Und zumindest für den unmittelbaren Speckgürtel von Unterschleißheim über Ottobrunn bis nach Gräfelfing ändert sich daran auch aktuell nichts - trotz Energiekrise, Inflation und steigender Hypothekenzinsen. Während mancherorts die Immobilienpreise erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt stagnieren, kennt der Marktbericht des Immobilienverbands für den Landkreis München weiter nur eine Richtung: aufwärts. Für alle, die sich keine Vierzimmerwohnung für annähernd eine Million Euro und keine Doppelhaushälfte für anderthalb Millionen leisten können, ist das doppelt bitter.

Denn auch eine familiengerechte Mietwohnung ist immer seltener unter zweitausend Euro zu bekommen. Zumal sich seit Corona die Bedürfnisse geändert haben. Die Etablierung des Homeoffice in der Arbeitswelt hat zur Folge, dass heute neben Wohnzimmer und Schlafzimmer auch immer öfter ein Arbeitszimmer gewünscht wird oder zumindest ein Raum, in dem sich in einer Ecke ein Schreibtisch einrichten lässt. Die steigende Nachfrage aber führt zu einer weiteren Verknappung und Verteuerung begehrter, lebensgerechter Wohnungen.

Weil sich der fehlende und möglichst bezahlbare Wohnraum in der Metropolregion München nicht aus dem Boden stampfen lässt - nicht nur mangels Platz, sondern neuerdings auch mangels Baumaterial - bleibt letztlich nur eine Möglichkeit, um die Wohnungsnot zu beheben: Die Menschen müssen weiter rausziehen. Und zwar deutlich weiter als bis zur letzten S-Bahn-Haltestelle. Damit sie das tun, braucht es aber einen Dreisprung von Staat und Wirtschaft: Sie müssen für wirklich schnelles Internet bis in den hintersten Winkel des Bayerischen Waldes sorgen, den Schienenverkehr massiv ausbauen und das Homeoffice nicht von der Gnade von Chefs abhängig machen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: