Kommentar:Einer wie die andere

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Florian hahn und Kerstin Schreyer Stäblein: Der eine ist nur Vorsitzender - die andere seine Stellvertreterin. (Foto: Claus Schunk)

Die CSU im Landkreis hat einen neuen Vorsitzenden. Es ist Florian Hahn. Es hätte aber auch genauso gut Kerstin Schreyer-Stäblein werden können - was auch wiederum egal gewesen wäre.

Von Lars Brunckhorst

Auf den starken Mann folgt ein starker Mann. Mit der Wahl von Florian Hahn zum neuen Kreisvorsitzenden ist die CSU in München-Land sich treu geblieben: Sie legt ihre Geschicke stets in die Hände einer einflussreichen Größe in der Partei, eben eines politischen Schwergewichts. Das war die vergangenen zwölf Jahre unter Ernst Weidenbusch so und das wird die nächsten Jahre unter Florian Hahn so. Das ist der große Unterschied zur SPD, die unlängst den Kreisvorsitz der jungen, politisch noch weitgehend unerfahrenen Bela Bach anvertraute. Und das wäre auch so gewesen, wenn sich die Mehrheit der CSU-Delegierten am Mittwochabend für Kerstin Schreyer-Stäblein ausgesprochen hätte. Denn, auch das gilt es festzuhalten: Die Wahl hätte auch genauso gut anders herum ausgehen können.

Was wiederum auch egal gewesen wäre. Denn ob Hahn oder Schreyer-Stäblein - es macht keinen großen Unterschied, wer von beiden an der Spitze des CSU-Kreisverbands steht, nicht für die Partei und erst recht nicht für den Landkreis und seine Bürger. Beide sind über sehr ähnliche Laufbahnen in ihrer Partei politisch sozialisiert, beide gehören derselben Generation an, beide stehen für eine gemäßigt moderne CSU, beide sind machtbewusst und haben bereits hohe politische Ämter errungen. Im Gegensatz zur neuen SPD-Kreisvorsitzenden, die durch das Amt erst Karriere machen soll, brauchen weder Schreyer-Stäblein noch Hahn den Parteivorsitz, um etwas zu werden. Sie sind schon was.

Warum wollten dann beide unbedingt die Nachfolge von Ernst Weidenbusch antreten? Weil sie ihre eigene Machtbasis ausbauen wollen. Wer Kreisvorsitzender ist, hat den ganzen Kreisverband hinter sich. Der muss bei der Kandidatenaufstellung vor der nächsten Landtags- oder Bundestagswahl keinen anderen Bewerber fürchten, wie weiland Kerstin Schreyer-Stäblein, als Ernst Weidenbusch plötzlich Georg Fahrenschon aus dem Hut zauberte; und der stärkt vor allem seine Position in der Landespartei und beim Parteichef. Bei der Wahl am Mittwochabend ging es daher auch darum, die eigenen Chancen auf ein Ministeramt in München oder Berlin zu mehren, wenn Horst Seehofer mal wieder dringend Ersatz braucht. Florian Hahn hat seine Karrierechance also im Gegensatz zu Kerstin Schreyer-Stäblein am Mittwoch verbessert. Was am Ende jedoch nichts heißen muss. Ernst Weidenbusch war zwölf Jahre neben seinem Landtagsmandat Kreisvorsitzender. In die Staatsregierung hat es der Mann, der von sich selbstbewusst sagte, er könne auch Finanzminister, bisher trotzdem nicht gebracht

© SZ vom 30.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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