Grand-Prix-Show:Alles andere als ein Waterloo

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Lichtspektakel, packender Rhythmus und mitreißende Melodien: Musical-Darsteller performen bei der Show "Merci Grand Prix" im Kleinen Theater Siegerlieder des Eurovision Song Contests. (Foto: Sebastian Gabriel)

Musical-Stars präsentieren im Kleinen Theater zahlreiche Siegerhits des Euro Vision Song Contest der vergangenen Jahrzehnte. Der Abend wird zur mitreißenden Einstimmung auf den ESC-Wettbewerb in Malmö, in Haar gewinnt indes ein dänischer Song.

Von Angela Boschert, Haar

Europäische Fußballfans fiebern regelmäßig der Champions League entgegen, Freunde populärer Musik dem Eurovision Song Contest (ESC). Bei dem gibt sich der Kontinent einmal im Jahr mit einem vielfältigen und mitunter glamourösen Mix aus Chanson, Schlager und Pop die Ehre. Wer es nicht einrichten konnte, am Samstagabend persönlich zum Finale des 68. Eurovision Song Contests (ESC) ins schwedische Malmö zu fahren, hatte im Kleinen Theater Haar Gelegenheit, eine bunte Bühnenshow als Rückblick auf viele ESC-Hits sowie als musikalische Einstimmung auf die Live-Übertragung des Songwettbewerbs zu erleben. Die Stimmung war bestens, Lichtspektakel, Feuervulkane und Konfettischleudern beschworen eine heiße Atmosphäre herauf.

Den sonnigen Tag hätte man ebenso gut im Cafégarten des Theaters ausklingen lassen können, doch schon um 18 Uhr bat Intendant Matthias Riedel-Rüppel in den Saal zum "Musical Deluxe: Merci Grand Prix", einer Show, mit der die Crew um Peter Stassen, dem Leiter der Musicalagentur "Artgerecht" aus Hamburg, seit sechs Jahren erfolgreich tourt. Der Programmzettel listete 24 Siegerhits der vergangenen 58 Jahre auf, von Udo Jürgens' "Merci Cherie", das Österreich 1966 den Sieg bescherte - damals hieß der Wettbewerb noch Grand Prix Eurovision de la Chanson - bis zu "Tattoo", dem Siegessong von Loreen aus Schweden im Jahr 2023. Zwar war der Saal nur zur Hälfte gefüllt, aber die Besucher schwenkten begeistert bunte Länderfähnchen, reckten die Arme zum Himmel und wippten zu den Songs mit ihrem ganzen Körper rhythmisch mit. Nicht nur junge Besucher hob es ab und an von den Sitzen.

Einige hatten sich in ein extra ESC-Outfit geworfen, obgleich in ein dezentes. So Valerie Randa, 21, die mit ihrer Mutter gekommen war und in ihrem blassgrünen knielangen Kleid schlicht, aber chic aussah. Sie hatten sich schon vor Monaten die Tickets gekauft, besonders, um Filippo Strocchi zu sehen, spielt er doch aktuell den Jean Valjean, die Hauptrolle in Victor Hugos "Les Miserables" am Gärtnerplatztheater in München. Er begeisterte vor allem die Zuschauerinnen. Spontan legte sich eine andere Dame Konfetti-Schlangen um den Hals, was ihrem eleganten schwarzen Kleid einen glamourös-goldenen Touch verlieh.

Auch Teenager waren gekommen. Eine von ihnen, die zwölf Jahre alte Anna-Marie aus Pullach, weil sie Musicals liebt und auch in der örtlichen Musikschule einübt. Sie hatte ihre Mutter und Oma mitgebracht und wollte Roberta Valentini wiedersehen, die sie nicht nur als Musical-Größe kennt, sondern vor zwei Jahren als Mina Murray in "Dracula" am Deutschen Theater München erlebt hat. Glücklich strahlte Anna-Marie, als sie nach der Vorstellung eine Autogrammkarte erhielt und ein Foto mit den Künstlern machen durfte. Das unterstreicht, wie familiär und dennoch professionell die Atmosphäre an diesem Abend war.

Dem Motto der Show gemäß waren auch Frisur und Couture der Moderatoren de luxe. (Foto: Sebastian Gabriel)

Dieser entwickelte sich als eine Reise durch die Geschichte des ESC, den Cale Kaley in der Art von Conchita Wurst gemeinsam mit Stassen in heiterem Zweikampf moderierte. Als Sänger sind neben Valentini und Strocchi noch Mercedesz Csampai zu nennen, die auch mit ersterer den Welthit "Waterloo" von Abba (1974) darbrachte, sowie Philipp Hägeli. Ein leichtes Stocken durchzog die Zuschauerreihen allerdings, als "Million Voices" der Russin Polina Gagarina von 2015 unmittelbar auf "Dancing Lasha Tumbai" der Ukrainerin Verka Serduchka (2007) folgte. Doch die Musik wirkte völkerverbindend und riss die Zuhörer mit. Dass diese Abfolge angesichts des noch immerwährenden Krieges in der Ukraine eher ungeeignet ist, hatte Agenturchef Peter Stassen "nicht bedacht", gab er zu: "Es tut mir wirklich leid", betonte er auf SZ-Nachfrage und sagte, man werde die Liedfolge ändern oder den Song streichen.

Das Publikum geht begeistert mit bei der Musical-Show und mitunter hebt es die Besucher sogar aus den Sitzen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Insgesamt setzte die kompakte Inszenierung auf raffinierte Lichteffekte und kluge Programmfolge sowie Konfettiregen und Feuershow. Alles gut aufeinander abgestimmt. Der Abend mündete ganz ESC-like in die Wahl des Siegers durch die Zuschauer. Über einen QR-Code konnte jeder seinen persönlichen Favoriten wählen. Der Song "Rise Like a Phoenix" von 2014 von Conchita Wurst schaffte es als Dritter aufs Stockerl. Platz zwei belegte Måneskin mit "Zitti e buoni" aus Italien (2021), beide interpretiert von Strocchi. "Higher Ground" (2018) von Rasmussen aus Dänemark errang die meisten Stimmen der Haarer Zuschauer, mitreißend vorgetragen vom Männerquartett Strocchi, Kaley, Stassen und Hägeli. Standing Ovations und begeisterte Rufe hatten schon deren ersten Auftritt begleitet. Die meisten Besucher zogen nach einer packenden Show gut gelaunt nach Hause, einige blieben noch und verfolgten anschließend den Songcontest in Malmö live im Kleinen Theater.

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