Entwurf für Kirchheimer Ortsmitte:Offene Arme

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Das Kirchheimer Rathaus (im Bild re.) soll bis zu fünf Stockwerke hoch werden und aus zwei Flügeln bestehen, die symbolisch in die Ortsteile deuten.Illustration: Architekten Dürschinger/oh (Foto: N/A)

Der Siegerentwurf für das neue Zentrum sieht ein offenes, verbindendes und großzügig gestaltetes Rathaus vor. Über die Realisierung entscheiden voraussichtlich am Tag der Bundestagswahl die Bürger - und damit auch über den Neubau des Gymnasiums.

Von Martin Mühlfenzl, Kirchheim

Zwei Armen gleich breiten sich die Gebäudeflügel nach Norden und Süden aus; als wollten sie die beiden alten Ortskerne berühren. Kirchheim im Norden, Heimstetten im Süden - seit nahezu vier Jahrzehnten bilden die einst eigenständigen Gemeinden eine Einheit. Nur ist in dieser Zeit nie so recht zusammengewachsen, was aus Sicht vieler Traditionalisten auch gar nicht zusammengehört.

Zu diesen gehört Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) gerade in der Frage der Ortsentwicklung nicht. Vielmehr ist er eine treibende Kraft hinter der Verschmelzung der beiden Ortsteile durch ein neues Zentrum, das ziemlich genau auf halbem Weg von Heimstetten nach Kirchheim auf freiem Feld entstehen soll. In der Mitte das Rathaus mit seinen Armen als verbindendes Element. Seit Freitag ist nun klar, wie der neue Sitz der Verwaltung aussehen soll - flankiert vom neuen Bürgersaal und einem Haus für Kinder.

Ein unkonventioneller Entwurf

Das Architektenbüro Dürschinger und die Landschaftsarchitekten Tautorat, beide aus Fürth, sind als Sieger aus dem zweitägigen Realisierungswettbewerb für die neue Kirchheimer Ortsmitte hervorgegangen. Die beiden Partner setzten sich mit ihrem offenen und unkonventionellen Entwurf insbesondere deshalb durch, weil sie sich bei der Gestaltung nicht am zweiten prägenden Gebäude des neuen Zentrums orientierten:

In unmittelbarere Nähe zum Rathaus soll der Neubau des Kirchheimer Gymnasiums entstehen. Ein quadratisch angelegter, in die Höhe strebender Blickfang. "Eigentlich fast schon ein universitärer Bau von der Dimension her", sagt Böltl. "Fast alle Entwürfe für das Rathaus haben sich in der Gestaltung am Gymnasium orientiert. Und nur einer hat etwas Neues versucht." Eine "Einladung" an die Bürger entlang der historischen Wegführung zwischen Kirchheim und Heimstetten, wie es in der Begründung der Preisrichter heißt.

Ob nun dieser Entwurf in dieser Form, an dieser Stelle und in dieser Dimension (geschätzte Kosten 25 Millionen Euro) realisiert wird, ist noch längst nicht geklärt. Letztlich werden die Kirchheimer und Heimstettener in einem Bürgerentscheid - voraussichtlich am Tag der Bundestagswahl, dem 25. September - über das Gesamtkonzept der Ortsmitte entscheiden. Und damit auch über den Neubau des Gymnasiums. Zuvor haben die Bürger die Möglichkeit, sich bis Juli im Preis- und Bürgerdialog einzubringen und den überarbeiteten Gesamtentwurf zu begutachten.

Verdichtete Wohnbebauung

Der sieht - im Vergleich zur eigentlichen Planung, die im vergangenen Jahr beerdigt wurde - nur noch den halben Flächenverbrauch in der Ortsmitte vor. Zudem soll die Wohnbebauung verdichtet werden; kleine Einheiten sollen ebenso angeboten werden wie Raum für Eigentum. Zeitgleich werden bis Juli die Verhandlungen mit den Grundstückseigentümern geführt. Zwar ist die Gemeinde selbst die bei weitem größte Grundstückseignerin in der neuen Ortsmitte; doch sie muss zur Realisierung ihrer Pläne zusätzlich Areale erwerben. Und die Pläne müssen von den Bürgern abgesegnet werden. Geschieht das nicht, seien die Pläne für ein neues Rathaus und Gymnasium aber nicht in Gefahr, sagt Böltl: "Dann fällt zwar das Gesamtkonzept. Aber in Einzelschritten würden wir dann die Projekte umsetzen."

Denn die Gemeinde benötigt zwingend ein neues Rathaus. Das alte im Kirchheimer Ortskern ist schon längst zu klein geworden; die Verwaltung ist mittlerweile auf fünf Standorte über das gesamte Gemeindegebiet verteilt. "Das kostet Zeit, Geld und Nerven", sagt Böltl. Das Raumkonzept der Architekten Dürschinger indes sei "unglaublich gut durchdacht.""

Spielende Kinder im Warteraum

Zum Beispiel ein offener Warteraum im Einwohnermeldeamt, auch zum Spielen für die Kinder. Ein sehr zurückhaltend gestalteter im Sozialamt, wo es sensibler zugehen muss." Das alte Rathaus will die Gemeinde voraussichtlich der Volkshochschule und Vereinen zur Verfügung stellen - und all das von 2018 an umsetzen. Rechtzeitig zum 40. Jahrestag der Gebietsreform, die aus Kirchheim und Heimstetten eine Einheit gemacht hat - die noch immer nicht vollendet ist.

© SZ vom 04.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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