Kirchheim:Amtskette bleibt im Safe

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Noch tritt Stephan Keck(links) ohne Bürgermeisterschmuck auf. Beim Neujahrsauftakt in Kirchheim hat er Manfred Engl ausgezeichnet. (Foto: Claus Schunk)

Die Wahl des neuen Rathauschefs ist eines der bestimmenden Themen beim Neujahrsempfang der Gemeinde. Stephan Keck, der Interims-Bürgermeister, gibt sich zurückhaltend aber zuversichtlich.

Von Anna-Maria Salmen, Kirchheim

"Normalerweise würde der Bürgermeister jetzt die Amtskette anlegen", sagt Stephan Keck (SPD), als er beim Neujahrsauftakt der Gemeinde dem langjährigen Vorsitzenden der Nachbarschaftshilfe, Manfred Engl, eine Ehrennadel ansteckt. Doch Keck trägt nur Anzug, die Amtskette ist, wie er sagt, verwahrt im Safe im Rathaus. "Ich bin der Ansicht, dass sie nur gewählten Bürgermeistern zusteht." Und das ist Keck nicht.

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Er hat das Amt nur übergangsweise für den im Herbst in den Landtag eingezogenen ehemaligen Rathauschef Maximilian Böltl (CSU) übernommen, in rund vier Wochen wird neu gewählt. Lange sah es so aus, als würde dann aus der Interimslösung eine dauerhafte werden: Keck war der einzige Kandidat, wurde von Böltl empfohlen. Doch im Dezember nominierten Grüne und Vereinigte freie Wählergemeinschaft (VfW) gemeinsam Christian Zenner (Grüne) als zweiten Bewerber.

In Kirchheim spielt in diesem Jahr die Musik: erst Bürgermeisterwahl, dann Landesgartenschau. (Foto: Claus Schunk)

Die Wahl war, neben der bevorstehenden Landesgartenschau, wenig überraschend eines der zentralen Themen auf dem Empfang. Auch die politische Lage in Zeiten, in denen extremistische Positionen Zuwachs erhalten, schien die Redner zu beschäftigen.

Er selbst würde weder mit Bundesregierung noch mit der Staatsregierung oder der EU-Kommission tauschen wollen, sagte Keck auf der Bühne. Denn für keines der Probleme der heutigen Zeit gebe es einfache Lösungen. "Das nutzen Extremisten und Populisten aus."

Die Kirchheimer hingegen haben Ende Februar die Wahl zwischen Keck und Zenner, der an diesem Abend ebenfalls im Publikum saß. Er freue sich, dass dieser gekommen sei, begrüßte Keck seinen Gegner in seiner Rede mit den Worten "Servus Chris". Es folgte ein Aufruf, in jedem Fall wählen zu gehen. "Demokratie lebt vom Mitmachen."

Auch der neue Landtagsabgeordnete Böltl ließ sich eine Rede an seiner ehemaligen Wirkungsstätte nicht nehmen, berichtete unter anderem über die ersten Wochen im Landtag. Nicht gewöhnen könne er sich etwa an das Miteinander, das dort seinem Empfinden nach weniger ausgeprägt ist als in Kirchheim. "Sollten wir nicht bei den großen Fragen zusammenarbeiten?"

Die Frage bot ihm die Überleitung zur Wahl: "Ich wünsche mir für dieses Jahr für Kirchheim, dass sich die Bürgerinnen und Bürger für das Miteinander entscheiden." Für Böltl bedeutet das eine Entscheidung für Keck, auch wenn er die Empfehlung an diesem Abend nur indirekt aussprach: Denn an dieser Stelle dankte er seinem Vertreter für den reibungslosen Übergang nach der Landtagswahl.

Keck wiederum bedankte sich bei seiner Stellvertreterin Marianne Hausladen (CSU) für die Unterstützung - und verriet dabei doch noch ein wenig Siegesgewissheit: "Ich freue mich, dass wir noch ganz lang zusammenarbeiten können." Eine kurze Pause, leises Gelächter im Publikum. Keck stimmte ein: "Vielleicht", ergänzte er mit einem Schmunzeln.

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