Gastronomie:Eine Brauerei für Kirchheim

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Michael Fauth und Maximilian Heinik (von links) haben beide Brauer gelernt und verfolgen nun gemeinsam große Pläne. (Foto: Claus Schunk)

Michael Fauth und Maximilian Heinik erfüllen sich mit familiärer Unterstützung ihren beruflichen Traum. Sogar die Gerste für ihr Bier kommt aus dem Ort.

Von Christina Hertel, Kirchheim

Ihr erstes Bier haben Michael Fauth und Maximilian Heinik im Waschkeller gebraut. Die Anlage sah wie ein überdimensionierter Kochtopf aus, 50 Liter passten laut Fauth hinein. Nun planen die beiden Freunde das Ganze eine Nummer größer. In spätestens zwei Jahren wollen sie in Kirchheim ihr Bier in Kesseln brauen, die zehnmal größer sind als der in ihrem Waschkeller.

Das Bier wollen sie dann nicht mehr an Freunde verschenken, sondern in ihrer Brauerei verkaufen und ausschenken. Dafür lässt Maximilian Heiniks Mutter ein altes Gebäude an der Kirchheimer Dorfstraße abreißen und ein neues bauen. Darin sollen die Brauanlagen stehen und es wird eine Stube für etwa 50 Gäste sowie einen kleinen Biergarten geben. Bis zur Eröffnung dauert es zwar wohl noch bis Mitte 2022, doch der Name steht bereits fest: Die Brauerei soll Zehmerbräu heißen, nach dem Hof, auf dem Maximilian Heinik aufwuchs.

Die Freunde sind Mitte zwanzig und gelernte Brauer

Michael Fauth und Maximilian Heinik sind beide Mitte zwanzig und kennen sich seit der Schulzeit. Doch in dieselbe Klasse gingen sie nie, Fauth wuchs in Feldkirchen und Heinik in Kirchheim auf. Sie lernten sich über gemeinsame Freunde beim Feiern kennen und begannen zufällig beide nach der Schule eine Ausbildung zum Brauer. Auch in dieser Zeit kreuzten sich ihre Wege bloß nach Feierabend.

Michael Fauth lernte und arbeitete bei Hofbräu in München. Danach begann er, in Freising Brauereiwesen zu studieren. Anfang nächsten Jahres macht er seinen Bachelor. Maximilian Heinik kam auf einem anderen Weg zu einem ähnlichen Ziel: Nach seiner Ausbildung zum Brauer machte er seinen Meister in Gräfelfing.

Dass es gleich nach dem Abschluss in der eigenen Brauerei losgeht, sei unter ihren Studienkollegen die große Ausnahme. Zu stemmen sei das Projekt nur, so erzählen es beide, weil Heiniks Mutter das Grundstück gehört und sie die Brauerei baut. Ihr Sohn und der Freund mieten sich dort ein. Doch auch Maximilian Heinik und Michael Fauth müssen einen Kredit aufnehmen: Allein die Brauanlage kostet eine sechsstellige Summe.

Vorbild aus Amerika

Nervös machten sie diese Dimensionen nicht, sagt Fauth: "Die Freude ist viel größer als die Angst." Die Inspiration für ihre Brauerei- zumindest, was die Gestaltung betrifft- stamme aus Amerika, sagt Michael Fauth. In einem Urlaub sah er, wie dort die Leute in sogenannten "Tasting Rooms" saßen und wie sie an einer langen Bar vor dem Braukessel um die 20 verschiedene Sorten probierten. Auch in ihrer Brauerei sollen die Gäste den Kessel im Blick haben. Ansonsten stellen sich die beiden die Gaststube möglichst schlicht vor. "Industrial Style" würde das Konzept wohl in einem Einrichtungskatalog heißen.

Bei der Bierauswahl wollen sich Michael Fauth und Maximilian Heinik zumindest am Anfang auf die bayerischen Klassiker beschränken: Helles und Weißbier, je nach Saison könnten noch Starkbier oder Märzen hinzukommen. Ziel sei, ihr Bier auch in Getränkemärkten im ganzen Landkreis zu verkaufen. "Die Leute sollen eher nach unserem Zehmerbräu fragen als nach einem Kasten Augustiner", sagt Maximilian Fauth.

Doch wie das Kirchheimer Bier schmecken soll, wissen die zwei Brauer noch nicht. Um das herauszufinden, wollen sich Fauth und Heinik drei bis fünf Monate Zeit nehmen, wenn die Brauanlage steht. Denn obwohl heutzutage in einer Brauerei vieles automatisch ablaufe, sei trotzdem viel Fingerspitzengefühl notwendig, sagt Heinik. "Vor allem kommt es auf die Qualität der Zutaten an." Zumindest, wo die Braugerste herkommt, weiß er bereits: Die baut seine Familie rund um Kirchheim an.

© SZ vom 06.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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