Verkehr:Ein echtes Dilemma

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Kies wird als Baumaterial dringend benötigt, deshalb kommt man an neuen Abbauflächen nicht vorbei. Wichtig ist aber, die Belastung durch den Abtransport möglichst gerecht zu verteilen.

Kommentar von Stefan Galler

Das Dilemma ist offensichtlich: Einerseits soll überall gebaut werden, die Wohnungsnot ist omnipräsent, neue Schulen braucht es außerdem. Und da man zum Bauen Kies benötigt, ist der Abbau der Steine ein privilegiertes Recht, dem kommunale Gremien nicht widersprechen können - die Entscheidungsgewalt liegt beim Landratsamt.

In Höhenkirchen-Siegertsbrunn haben sie zwischenzeitlich überlegt, gegen das Werk am Muna-Gelände an der Grenze zu Hohenbrunn zu klagen, die Option jedoch ausgeschlossen, weil sie laut Gemeinderat Otto Bußjäger ähnlich aussichtsreich wie Russisches Roulette mit vollem Magazin gewesen wäre. Und so rang man zumindest dem Unternehmer ein paar Zugeständnisse ab, von denen vor allem eines dem alten Sankt-Florians-Motto entspricht: Die Laster, die den Kies weitertransportieren, sollen nicht durch unsere, sondern durch die Nachbargemeinde rollen.

Eine Tatsache, die naturgemäß in Hohenbrunn gar nicht gut ankommt. Dass man dort nun ein Schwerlastverbot für die Luitpoldstraße erwirkt hat, ist einerseits ein richtiger Schritt, um Wohngebiete und Schulwege nicht der Belastung durch die vielen Lkw auszusetzen. Andererseits wird dieses Verbot bisher nicht durchgesetzt, was auch daran liegt, dass die Kiesgrube noch gar nicht in Betrieb ist. Die Alternative zur Luitpoldstraße ist auch nicht weniger problembehaftet, auch in der Dorfstraße geht es gerade am Morgen mit den vielen Grundschülern hoch her - Hohenbrunns Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) sorgt sich vor dem hohen Unfallpotenzial.

Doch welche Wahl bleibt den Gemeinden und dem Landratsamt? Vielleicht Kiesabbau nur noch dort zu genehmigen, wo die Rahmenbedingungen stimmen? Schwer vorzustellen, dass es dann ausreichend Gruben geben wird, um den Bedarf zu decken. Die Priorisierung aufheben? Das ginge in dieselbe Richtung, angesichts des Mangels an Wohnraum wäre das im Landkreis München politisch kaum zu vertreten. Oder man macht Kompromisse, etwa durch verstärkten Lärmschutz oder Tempolimits auf besonders belasteten Straßen, wie es Straßmair jetzt vorschlägt. Wichtig wäre jedenfalls, bei diesem schwierigen Thema miteinander Lösungen zu finden und nicht immer nur zu versuchen, selbst fein raus zu sein ohne Rücksicht darauf, wie hart die eigenen Entscheidungen die Nachbarkommunen treffen können.

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