Juniorenfußball:Jugendsportgericht entkräftet Vorwürfe

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Auf Videoaufnahmen ist nicht zu sehen, dass ein Kirchheimer U17-Fußballer einen Schiedsrichter gewürgt hat. Die Partie in Murnau muss nun wiederholt werden.

Von Stefan Galler, Kirchheim

Die Vorfälle sorgten für großes Aufsehen im regionalen Juniorenfußball: Ein Spieler der U17 des Kirchheimer SC soll im Bezirksoberligaspiel beim TSV Murnau den Schiedsrichter gewürgt haben, nachdem dieser die Partie infolge eines Platzverweises gegen den Trainer des KSC abgebrochen hatte. Mittlerweile hat sich das Jugendsportgericht Oberbayern mit der Angelegenheit befasst und ein Urteil gefällt. Demnach konnten die Anschuldigungen gegen den betreffenden Kirchheimer Spieler offenbar vollständig entkräftet werden, er ist ab sofort wieder spielberechtigt. Die Partie wird wiederholt, KSC-Coach Hüseyin Sözer erhält eine Geldstrafe in Höhe von 75 Euro.

Beim Kirchheimer Sport-Club begrüßen sie die Entscheidung des Sportgerichts: "Wir sind sehr froh, haben aber ehrlicherweise auch kein anderes Urteil erwartet", sagt Robert Eckerl, der Leiter des KSC-Talentausbildungszentrums. Allerdings hatte der Verein wohl großes Glück, dass ein Vater die Partie - und damit auch die Vorfälle nach dem Spielabbruch - mit einer Videokamera gefilmt hatte.

Diese Aufnahmen sorgten dann dafür, dass die Aussagen von Schiedsrichter Dominik Otte erheblich relativiert werden konnten. Der Referee aus Oberammergau hatte in seinem Bericht vermerkt, dass er KSC-Trainer Sözer wegen Reklamierens des Feldes verwies und schließlich die Partie abbrach, weil dieser keinen Betreuer nennen konnte, der die Jugendlichen in der verbleibenden Spielzeit hätte coachen können. Daraufhin sei es zu wüsten Jagdszenen gekommen, in deren Verlauf er von einem Kirchheimer Kicker gewürgt worden sei. Otte habe diesen Spieler trotz erheblicher Angstzustände noch identifiziert, mit einer roten Karte bestraft und sei anschließend in ein Krankenhaus gefahren, wo eine Quetschung der Halsweichteile diagnostiziert wurde. Klemens Wind, Schiedsrichter-Obmann der Gruppe Weilheim, stützte diese Version, die in aller Breite und ohne Relativierung durch Aussagen der Kirchheimer in einer Lokalzeitung verbreitet wurde und zur Folge hatte, dass der türkischstämmige Kirchheimer Trainer im Internet massiv rassistisch beleidigt wurde.

Das Wiederholungsspiel wolle der KSC-Nachwuchs "gelassen angehen". Es dürfe keine neue Eskalation geben

Dass sich die Anschuldigungen nun vor Gericht in keiner Weise belegen ließen, sorgt bei den KSC-Vertretern für Genugtuung: "Wir konnten nachweisen, dass die Vorwürfe total übertrieben waren", sagt Robert Eckerl. Die Verletzungen am Hals des Unparteiischen seien demnach durch einen Zusammenprall des groß gewachsenen Referees mit dem Kopf eines Spielers im Laufe der Rudelbildung nach dem Abbruch verursacht worden.

Die Kirchheimer Verantwortlichen wollen sich nun überlegen, wie sie auf die Vorfälle reagieren. Wahrscheinlich ist laut Eckerl, dass man von zivilrechtlichen Schritten absieht. Und dann gelte die volle Konzentration dem noch nicht terminierten Wiederholungsspiel gegen Murnau, schließlich liegt der KSC in der Tabelle nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter und Lokalrivale Heimstetten. "Wir wollen das gelassen angehen, es soll hier auf keinen Fall zu einer neuen Eskalation kommen", sagt Eckerl, der betont, dass es zwischen den beiden Klubs keine Probleme gebe. "Und ich gehe mal davon aus, dass wir einen anderen Schiri bekommen."

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