Internationaler Männertag:"Warum soll ein Junge nicht Rosa tragen?"

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Udo Busmann, Erzieher. (Foto: Claus Schunk)

Udo Busmann ist als Erzieher in einer Frauenwelt zuhause. Er würde sich mehr männliche Kollegen wünschen.

Von Michael Morosow, Unterhaching

Es ist noch gar nicht lange her, dass ausschließlich Frauen in Krippen, Kindergärten und Grundschulen für die Betreuung von Buben und Mädchen zuständig waren. In Bayern ist laut dem Statistischen Bundesamt zuletzt der Männeranteil im Erzieherberuf gerade einmal auf 3,6 Prozent hochgekrabbelt. Wenn also für diesen Montag der internationale Männertag ausgerufen wird, dann bieten sich Kindergärten als Feierstätte nicht gerade an.

Udo Busmann gehört zu den wenigen Männern, die den Erzieherberuf gewählt haben. Seit September betreut er als Leiter des Kindergartens Sternschnuppe in Unterhaching 115 Buben und Mädchen. Von Männer- oder Frauentagen will der 41-Jährige aber genauso wenig wissen wie von allzu früher Geschlechtertypisierung. Und dass heute bereits bis runter zum Lolli alles gegendert ist, das sei von Industrie und Werbung gesteuert, weiß der Familienvater.

Er jedenfalls fände es durchaus okay, wenn kleine Buben mit Puppen spielten und Mädchen zum Handbohrer griffen. "Und warum soll ein Junge nicht Rosa tragen?", fragt Busmann rhetorisch und gibt darauf gleich die Antwort: "Wenn er mit vier oder fünf Jahren in Rosa kommt, hat er ein Problem."

Der gebürtige Emsländer hat Sport, Germanistik und Theologie für das Lehramt studiert und auch Kurse in Pädagogik und Psychologie belegt. Als er sich danach in Papenburg zum Erzieher ausbilden ließ, waren der Beruf und er selbst fest in Frauenhand. "Zwei Männer, sonst nur Weibsen", sagt er verschmitzt - der bairische Dialekt ist ihm wohl vertraut, der passionierte Mountainbiker, Bergsteiger und Skifahrer treibt sich seit früher Jugend in den bayerischen Alpen herum und ist seit knapp zwölf Jahren ein Wahlbayer.

Die andauernde landauf, landab vorherrschende Männerknappheit in Krippen, Kindergärten und Grundschulen, erklärt Udo Busmann, habe vor allem damit zu tun, dass der Job nicht lukrativ sei. "Der Beruf ist unterbezahlt, auch heute noch. Hier sollte die Politik gegensteuern", sagt der Pädagoge.

Zuhause kümmere sich überwiegend die Mutter, im Kindergarten die Kindergärtnerin, in der Grundschule die Lehrerin um die Kinder - die erste männliche Bezugsperson des Kindes trete oftmals erst in dessen elften Lebensjahr ins Leben. Was seiner Meinung nach sehr schade ist, denn: "Die Mischung macht's", sie täte dem ganzen Team gut.

Kinder würden es genießen, wenn sie von Erzieherin und Erzieher mit deren unterschiedlichen Herangehensweisen betreut würden - "die Stimmlage ist anders, der Humor ist anders und die Ansprachen sind anders". Die Typisierung des Geschlechts mit klarem Rollenverständnis siedelt der Pädagoge zeitlich mit der Einschulung an, beeinflusst von Industrie und Werbung, wohlgemerkt. Als Erzieher müsse einem dies bewusst sein.

Zuhause ist er wie seine Ehefrau Bezugsperson für den gemeinsamen zwei Jahre alten Sohn.

© SZ vom 19.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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