Hohenbrunn:Überraschend ungefährlich

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Kein Handlungsbedarf: Ein Gutachter hält die Kreuzung der Hohenbrunner Straße zur Ottostraße für unproblematisch. Auch für den weiteren Verlauf bis Hohenbrunn sind bisher keine konkreten Maßnahmen beschlossen. (Foto: Claus Schunk)

Der Verkehr am Bahnhof Ottobrunn bereitet vielen Sorgen. Und die Hohenbrunner Straße soll schon bald Schulweg werden. Doch ein Fachmann winkt ab.

Von Stefan Galler, Hohenbrunn

Diese Kreuzung ist einer der hektischen Knotenpunkte zwischen Ottobrunn und Riemerling in Richtung Hohenbrunn. Die Rede ist von der Kreuzung Ottostraße und Mozartstraße, Letztere heißt im weiteren Verlauf in südlicher Richtung Hohenbrunner Straße. Der angrenzende Bahnübergang verursacht dort ebenso Staus und Gefahrensituationen wie der Kundenverkehr rund um die zahlreichen Geschäfte. Dazu kommen Omnibusse, die den Ottobrunner Bahnhof aus verschiedenen Richtungen ansteuern. "Ich kenne keine kompliziertere Kreuzung als diese", sagte der Hohenbrunner Gemeinderat Andreas Schlick (Bürgerforum) in der Bauausschusssitzung am Donnerstagabend, in der ein von der Gemeinde in Auftrag gegebenes Verkehrsgutachten zur Hohenbrunner Straße von der Ottostraße bis zur B 471 vorgestellt wurde.

Den Anlass zu der Untersuchung bot außer dem Knotenpunkt die diffizile Parksituation in der engen Straße, durch die es immer wieder zu prekären Begegnungen in der 30er-Zone kommt. Autofahrer müssen den Gegenverkehr durchlassen, beschleunigen dann, um oftmals gleich wieder anzuhalten. Ein ständiger beidseitiger Hindernislauf. Und das alles vor dem Hintergrund, dass die Hohenbrunner Straße wohl eine der wichtigsten Zuleitungen zur demnächst entstehenden Realschule werden dürfte. Es wird erwartet, dass ein Großteil der Schüler, die aus Ottobrunn nach Hohenbrunn radeln, diese Route wählen.

Verkehrsgutachter Frank Trebus vom Ingenieurbüro Vössing sieht nun aber den Kreuzungsverkehr an der Ottostraße als nicht dramatisch an: Von Juli 2019 bis Juli 2022 habe es in diesem Bereich lediglich vier Unfälle gegeben, wobei nur ein Mal eine Person zu Schaden kam. Die Wartezeit für das Passieren des Schnittpunkts betrage zudem im Mittel weniger als zehn Sekunden. Auf der Hohenbrunner Straße seien täglich 3000 Autos unterwegs, so Trebus, davon 300 pro Stunde in den Stoßzeiten morgens und abends. Das habe eine Verkehrsbeobachtung am 13. Dezember 2022 ergeben. Die Ergebnisse bezeichnete Trebus als "moderat", aus seiner Sicht bestehe insbesondere im Kreuzungsbereich "kein Handlungsbedarf". Ein Fazit, das nicht von allen Ausschussmitgliedern geteilt wurde. So insistierte Schlick, er habe an der Kreuzung noch nie weniger als zehn Sekunden gestanden.

Was den weiteren Verlauf der Hohenbrunner Straße betrifft, so konnten die Fachleute keine Lösung für den durch parkende Autos ständig stockenden Verkehrsfluss und die damit verbundenen Gefahren für Radfahrer anbieten. Da die Straße ohnehin nur 6,20 Meter breit ist - die vorgeschriebene Mindestbreite für vergleichbare Fahrbahnen beträgt 6,50 Meter - und zudem die Gehwege lediglich 1,50 bis 1,80 Meter breit sind (eigentliche Mindestbreite: 2,50 Meter), bevor direkt die Grundstücke beginnen, habe man keinerlei Handlungsspielraum, etwa für Radwege. Grünen-Gemeinderat Georg Bauer forderte wegen der Enge dort ein striktes Verbot für Autofahrer, Radfahrer zu überholen.

Gefahren für querende Radfahrer

Eine besonders kritische Stelle an der Hohenbrunner Straße machten die Gutachter am Ende des Wohngebiets aus, wo in südlicher Richtung fahrende Radler angewiesen werden, von der rechten Seite nach links auf den dort beginnenden Radweg zu wechseln. Dort kommt der Gegenverkehr aus dem Dorf mit bis zu 60 Stundenkilometer in Richtung der beginnenden 30er-Zone und wird durch einen Blumenkasten heruntergebremst. Diese Querungsstelle für den Radverkehr könnte beispielsweise etwas weiter nach Süden verlegt werden, wo der aus Hohenbrunn kommende Verkehr besser einsehbar ist. Geprüft wird auch ein zusätzlicher Fahrradweg, der unmittelbar neben der S-Bahnlinie errichtet werden und in nördlicher Richtung bis zum Ottobrunner Bahnhof führen könnte.

Aus Sicht der Anwohner war die Ausschusssitzung und die Präsentation der Ergebnisse enttäuschend, wie Jutta Röhrl sagt, die an der Hohenbrunner Straße wohnt. Sie ist gegen durchgehende Halteverbote nur auf einer Seite und plädiert dafür, es wie bisher bei wechselnden Halteverboten zu belassen, wodurch die Autofahrer in beiden Richtungen zur Vorsicht gezwungen sind. "Und man sollte auf die Gefahren für die Radfahrer mehr hinweisen, etwa durch eine Fahrbahnkennzeichnung mit einem Fahrradsymbol." Jutta Röhrl hofft zudem, dass sich die Anwohner künftig besser vernetzen, um ihre Anliegen bezüglich des Durchgangsverkehrs gegenüber der Gemeinde besser artikulieren zu können.

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