Medizin:Dem Schmerz mit multiprofessioneller Hilfe begegnen

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Zum Festakt "50 Jahre Neurologie" versammeln sich im KBO Haar Geschäftsführer Franz Podechtl, KBO-Vorständin Margitta Borrmann-Hassenbach, Direktor Peter Brieger, Annetta Kaltner, Bezirkstagspräsident Josef Mederer, Chefarzt Martin Marziniak und Bürgermeister Andreas Bukowski (von links). (Foto: Claus Schunk)

Mit einem Festakt feiern die Kliniken des Bezirks Oberbayern das 50-jährige Bestehen der neurologischen und intensivmedizinischen Abteilungen - und ein echtes Erfolgsmodell.

Von Angela Boschert, Haar

Es war vielleicht nicht ganz zufällig, dass die Klinik für Neurologie und Intensivmedizin im KBO-Isar-Amper-Klinikum ihren 50. Geburtstag am Internationalen Tag der Pflegenden begangen hat. Am Freitag feierten 60 Gäste, darunter Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU), Vertreter der Politik sowie ärztliche Leiter und Mitarbeiter das Jubiläum mit einem Festakt auf dem Haarer Gelände.

Am Morgen war der Neubau des Kinderzentrums der Kliniken des Bezirks Oberbayern (KBO) für Kinder- und Jugendpsychologie unter Anwesenheit von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) eröffnet worden, zum Festakt der Neurologie am Nachmittag hatte er eine Videobotschaft gesandt. In ihr beschrieb Holetschek, dass die Einrichtung seit 50 Jahren hochklassige Behandlungen für Patienten mit quälenden neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Epilepsie oder chronischen Schmerzsymptomen biete. Er könne sagen, "auf Sie im KBO ist Verlass".

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Das Lob griff der ärztliche Direktor Peter Brieger, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, mit Freude auf und verlas die Mail einer Patientin, die sich für die gute Behandlung in angenehmer Atmosphäre und bei zugewandter Pflege bedankte. Auch der Bezirkstagspräsident betonte, das multiprofessionelle Team der Neurologischen Klinik leiste seit fünf Jahrzehnten Außerordentliches. Es sei zu Beginn nicht leicht gewesen, blickte er auf die Geschichte dieser Spezialklinik, die 1973 mit 57 Betten, darunter als Novum zehn Intensivbetten für Notfälle, eröffnet wurde. Die Selbstzweifel waren groß, ob die Klinik von der Bevölkerung angenommen würde, da der Ruf des damaligen Bezirkskrankenhauses nicht der allerbeste war. Doch allen Bedenken zum Trotz nahm die Einrichtung schnell Fahrt auf und entwickelte ihr Leistungsspektrum stetig weiter, obgleich ihr auch mal die Schließung drohte.

Begleitende Studien sind für die Patienten von Vorteil

Das Ringen um Patienten, die selbst von weither kommen, weil sie hier auch an Studien teilnehmen können, die eine noch bessere Behandlung ihrer oft mit Schmerzen verbundenen Probleme versprechen, prägt die Geschichte. Seit 2014 gehört eine "Stroke-Unit" zum Isar-Amper-Klinikum. Für diese Schnellversorgungsabteilung für Schlaganfälle hat sich der heutige Chefarzt Professor Martin Marziniak gleich zu Beginn seiner Tätigkeit stark gemacht. Er konnte damals die zuständigen Gremien überzeugen, Haar probeweise die Zulassung zu geben, obwohl die Klinik damals noch zu wenige Schlaganfallpatienten pro Jahr hatte. Angeleitet vom "vor Ideen sprühenden Chefarzt", so die KBO-Vorständin Margitta Borrmann-Hassenbach, hängte sich das gesamte Team in die anspruchsvolle Arbeit rein, sodass die Zulassung eineinhalb Jahre später fraglos verlängert wurde. Inzwischen versorgt die "Stroke-Unit" 600 Patienten jährlich.

Dabei steckte die Neurologie bei Gründung der Klinik sozusagen noch in ihren Kinderschuhen, wie Chefarzt Marziniak in einem reich bebilderten Vortrag launig darstellte. 1840 war das erste "Lehrbuch der Nervenkrankheiten des Menschen" erschienen, 1919 an der Universität Heidelberg die Neurologie als selbständiges universitäres Fach etabliert worden, selbiges 1968 an der TU München und 1970 dann an der LMU. Und schon drei Jahre später wurde die neurologische Abteilung in Haar eingerichtet. Die Neurologie hatte sich als medizinisches Fachgebiet, das sich mit den Erkrankungen des Nervensystems und der Muskulatur beschäftigt, aus der Verschränkung mit der Psychiatrie herausgelöst. Beide schätzen und ergänzen einander. Mit der Einführung der Computertomographie im Jahr 1975 wurde ein großer Schritt gemacht. Seit 2014 hat die Klinik ein 3-Tesla MRT-Gerät, also eines modernster Bauart. Das 2019 eröffnete Zentrum für Menschen mit Behinderung (MZEB) und die Tagesklinik für Post-Covid-Erkrankungen zeigen, wie das KBO auf Themen der Zeit reagiert - auch heute noch.

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