Haar als Gesundheitsstandort:Mit dem Campus könnte sich Pflegeschule ansiedeln

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Die Fach- und Berufsoberschule auf dem Haarer Schulcampus soll die Ausbildungsrichtung "Gesundheit und Pflege" anbieten. Dazu würde eine Pflegeschule gut passen, findet Landrat Christoph Göbel. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Lange war unklar, ob der Campus mit Realschule und FOS/BOS kommt. Nun nährt Landrat Göbel Spekulationen, dieser könnte um noch eine Einrichtung erweitert werden.

Von Bernhard Lohr, Haar

Manchmal nimmt eine politische Entscheidungsfindung verschlungene Wege. Wenn in einer Gemeinde zwei große Schulen gebaut werden sollen, sollte die Initiative von der Gemeinde ausgehen und der Gemeinderat sollte das erste Gremium sein, das sich dafür einsetzt. So möchte man meinen. Doch in Haar haben tatsächlich die kommunalen Entscheidungsträger lange wie gebannt darauf geschaut, was im Landratsamt am Mariahilfplatz so vor sich geht.

Nun sieht es so aus, als ob tatsächlich eine Realschule sowie eine Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) mit der Ausbildungsrichtung "Gesundheit und Pflege" nach Haar-Gronsdorf kommen könnte. Und vielleicht bekommt Haar dank Landrat Christoph Göbel (CSU) sogar noch eine Pflegeschule oben drauf.

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Die Initiative lag immer wieder beim Landkreis. So stellte die Kreistagsfraktion der CSU im November 2011 den Antrag, eine Realschule in Haar zu bauen, im Dezember 2013 beschloss der Kreistag, die Schule beim Kultusministerium zu beantragen - im Januar 2014 ging der Antrag raus.

Kein Grundstück und kein Geld: Haar wartete skeptisch ab

Die Gemeinde selbst war bis dahin mit dem Thema, das sich auf Initiative der damaligen SPD-Landrätin Johanna Rumschöttel zu einem regelrechten Bildungscampus samt Fach und Berufsoberschule (FOS/BOS) ausgewachsen hatte, nicht oder allenfalls indirekt befasst. Es gab auch gute Gründe. Wie die Realschule zu finanzieren sei, wo sie einmal stehen soll, war lange offen - und ist es in Teilen bis heute.

In dieser Woche hat sich die Lage aber in einem entscheidenden Punkt geändert. Der Gemeinderat hat sich mit dem Thema befasst und sich in einem Grundsatzbeschluss zum Campus in Gronsdorf bekannt. Eine definitive Entscheidung soll allerdings erst in einem halben Jahr fallen, wenn bis dahin die Fakten auf dem Tisch liegen. Sollte das Campus-Projekt die Finanzkraft von Haar am Ende überschreiten, das machte Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) klar, werde man auch dann noch die Reißleine ziehen und eine Beteiligung am Schulbau ablehnen.

Jetzt geht es um Millionenkosten für eine Tiefgarage

Bis Ende des Jahres gilt es also offene Fragen abzuarbeiten. Was das heißt, zeigte sich bereits im Gemeinderat, als von Seiten der SPD die Forderung aufkam, der Landkreis müsse außer für Mensa und Sportanlagen auch für den Bau einer Tiefgarage finanziell geradestehen. Bürgermeisterin Müller sagte, dieser finanziell mit geschätzten Kosten von drei Millionen Euro nicht gerade unerhebliche Bau sei bisher von der Kreisverwaltung nicht berücksichtigt worden. Landrat Göbel freilich macht klar, dass er nicht beiläufig mal drei Millionen Euro auf den Kreis abgewälzt sehen will. Es sei fraglich, ob diese Tiefgarage für die Realschule benötigt werde, sagt er und fragt: Welcher Realschüler komme schon mit dem Auto zur Schule, die direkt am Gronsdorfer Bahnhof liegen solle? Die Tiefgarage gehöre nicht zur "Pflichtaufgabe" des Landkreises. Die Kosten dafür abwälzen zu wollen, wäre "nicht fair".

Es ist ein Nebenschauplatz, der aber zeigt, was für Debatten jetzt anstehen. Ein Punkt ist etwa auch die Frage, ob sich München an der Realschule in Haar beteiligen wird. Bürgermeisterin Müller hat da nach einer Absage von Münchens Bürgermeisterin Christine Strobl (beide SPD) nur noch wenig Hoffnung. Strobl schrieb unter Verweis auf die Realschulpläne in der Messestadt Riem am 25. Mai an Müller, München versuche selbst, eine wohnortnahe Versorgung mit Schulen zu bewerkstelligen. "Insofern", so Strobl, "besteht aus Münchner Sicht kein schulplanerischer Bedarf für eine Kooperation."

Göbel warnt wiederum davor, die Flinte ins Korn zu werfen. "Abwarten", rät er. München werde sich in irgendeiner Form einbringen. Da sehe er sich mit OB Dieter Reiter auf einer Linie.

Der Campus kann Haar als Gesundheitsstandort stärken

Bei allen Bedenken bedeutet der Schulcampus mit einer FOS/BOS der Ausbildungsrichtung "Gesundheit und Pflege" für die Gemeinde auch einen Mehrwert. Göbel sieht große Chancen für das mit seinem Bezirksklinikum im Gesundheitssektor gut aufgesellte Haar und machte am Mittwoch im Sozialausschuss des Kreistags beiläufig deutlich, wie er das meint. So könnte seinen Worten nach auch die vom Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) im Landkreis geplante Pflegeschule in Zusammenhang mit dem Campus nach Haar geholt werden. KWA-Vorstand Stefan Arend findet die Idee spannend. Es sei ein "großes, strategisches Ziel" des KWA, eine solche Schule zu errichten. Man verfüge über mehr als 30 Jahre Erfahrung in dem Bereich und befinde sich in der Sondierungsphase. Die Suche nach einem Standort laufe, es gehe um ein Grundstück zum Kauf, oder in Erbpacht, oder auch um eine umzuwidmende Immobilie. Die Schule sollte gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sein, sagt er, es zählten mögliche Synergieeffekte mit anderen Schulen oder Einrichtungen. Auf Haar und den Standort am Gronsdorfer Bahnhof würde das alles zutreffen. Am 16. Juni hat KWA-Chef Arend einen Termin mit Göbel. Der Kontakt sei eng und konstruktiv, sagt Arend. Er sei zuversichtlich, bis Jahresende einen Schulstandort gefunden zu haben.

© SZ vom 03.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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