Jahresrückblick:Eskalation im Jugendstilpark

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Im August sitzen noch Gäste im Garten des Kleinen Theaters. In der Folge aber kommt es zum Streit mit Anwohnern, die Ruhestörung beklagen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Anwohner beklagen sich über Ruhestörung durch die Freiluftbühne am Kleinen Theater in Haar. Kulturfans werfen ihnen Engstirnigkeit vor. Es dauert bis die verhärteten Fronten aufbrechen.

Von Laura Geigenberger, Haar

Viele Fans des Kleinen Theaters im Haarer Jugendstilpark freuen sich, als im Frühsommer die Veranstaltungen wieder von der Innenbühne nach draußen verlegt werden können. Um es seinen Theatergästen zum Feierabend möglichst bequem zu machen, baut Intendant Matthias Riedel-Rüppel die bewährte Freiluftbühne auf der Wiese auf, ebenso wie ein paar Speise- und Getränkestände. Die Idee zu dieser Art Konzert-Biergarten kam ihm 2020 während der Corona-Pandemie; seither hat sich das "KT-Sommer-Open Air" als festes und beliebtes Abendprogramm im Jugendstilpark etabliert.

Hinter den Kulissen aber beginnt es zu brodeln: Die Nachbarn des Kleinen Theaters fühlen sich von dem abendlichen Treiben massiv gestört und beklagen sich immer häufiger bei der Gemeinde. Denn die Konzertbühne steht inmitten eines Neubaugebiets. Die Wiese ist nicht Teil des Theater-Grundstücks, sondern gehört dem Bezirk Oberbayern - für eine derartige Nutzung gibt es keine Konzession. Am 5. Juli erreicht die erste Beschwerde das Landratsamt.

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Als sich der Haarer Gemeinderat hinter das Kleine Theater stellt, wird der Streit öffentlich bekannt und verlagert sich in die sozialen Medien. Dort kommt das Gerücht auf, die Anwohner wollten das Kleine Theater abschaffen.

Anfang August spricht der damalige Bezirkstagspräsident Josef Mederer ein Machtwort: Die Veranstaltungen sollen künftig wieder ins Haus sowie in den offiziellen Biergarten des Theaters verlegt werden. Doch zwei Wochen später spielt die Musik erneut auf der umstrittenen Open-Air-Bühne.

Die Idee zur Freiluftbühne ist Intendant Matthias Riedel-Rüppel während der Corona-Pandemie gekommen. (Foto: Sebastian Gabriel)

Die Fronten sind verhärtet. Für "engstirnig und spießbürgerlich" hält eine Besucherin die Anwohner. "Sollen die doch wegziehen, wenn es ihnen hier zu laut ist", schimpft ein anderer. Die Betroffenen hingegen sehen sich nun neben der Lärmbelästigung auch Anfeindungen ausgesetzt. "Wir schauen jetzt schon immer, wenn Autos vorbeifahren, ob was gegen das Fenster fliegt", sagt etwa Daniel Schaarschmidt. Dabei seien sie alle "pro Theater" - nur eben unter Einhaltung der Ruhezeiten.

Der zuständige Ausschuss im Landtag stärkt den Anwohnern den Rücken

Die letzte Hoffnung ist ein runder Tisch, der am 23. August zur Vermittlung zwischen Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU), Theaterchef Riedel-Rüppel, Vertretern des Bezirks sowie der Nachbarschaft anberaumt wird. Zunächst scheinen Verhandlungen erfolgreich. Letztlich aber können sie sich nicht über das Protokoll einigen.

Zu diesem Zeitpunkt hat die Nachbarschaft bereits eine Petition an den Landtag geschickt. 13 Unterzeichnende fordern darin, dass die Einhaltung der Lärmschutzbestimmungen geprüft und - falls nötig - durchgesetzt wird. Am 6. Dezember stärkt der zuständige Ausschuss den Anwohnern den Rücken: Das Kleine Theater darf keine Open-Air-Veranstaltungen mehr auf der öffentlichen Freifläche betreiben. Der genehmigte Gastrobetrieb hinter dem Haus steht hingegen nicht infrage.

"Damit bin ich völlig fein", lenkt Intendant Matthias Riedel-Rüppel ein. Als Kompromiss wolle er vom kommenden Jahr an mit Ausnahme der Mittwochabende im zugelassenen Theatergarten auf das Sommer-Open-Air verzichten und draußen keine Feiern mehr veranstalten, die eine gewisse Lärmgrenze überschreiten.

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