Im letzten Moment sind in Haar Pläne gestoppt worden, 32 Bäume am Ernst-Mach-Gymnasium zu fällen. Der Bauausschuss des Gemeinderats lehnte das von der Rathausverwaltung und den Planern beabsichtigte Vorgehen ab. Die Bäume hätten weichen sollen, um die Baustelle für die Erweiterung des Gymnasiums einzurichten und Container als vorübergehenden Ersatz für Schulräume aufzustellen. Nun wird an alternativen Lösungen gearbeitet. Doch die Zeit drängt. Denn Ende Februar läuft die Frist ab, in der nach Naturschutzrecht noch gefällt werden darf. Bis dahin soll ein Ausweg gefunden werden.
Der Fall kam auf den Tisch, als in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses der Bauantrag für die Containeranlage behandelt wurde. Wie FDP-Gemeinderat Peter Siemsen berichtet, wurden er und seine Kollegen in diesem Zusammenhang erstmals mit der geplanten Fällung konfrontiert. Angesichts der Dimension des drohenden Baumverlusts habe sich fraktionsübergreifend große Betroffenheit breitgemacht. Die Zustimmung sei verwehrt worden, einen Beschluss habe man vertagt.
Nun sucht man im Rathaus nach Alternativen. Das seit vielen Jahren unter beengten Verhältnissen leidende Gymnasium in Haar soll zusätzliche Räume erhalten. Das Gebäude wird in Teilen aufgestockt und auch sonst werden Bereiche umstrukturiert. Nachdem eine erste Planung verworfen worden ist, sollen nun auch räumliche Möglichkeiten geschaffen werden, nach einer Art Lernhausmodell moderne Unterrichtsmethoden umzusetzen.
Doch die Baustelle wird zunächst Einschränkungen mit sich bringen. Die Containeranlage auf einer Grundfläche von 750 Quadratmetern sollte bis zum 30. Juli 2025 genehmigt werden. Doch das ist nun zumindest vorerst nicht passiert.
"Eine böse Überraschung zum Sitzungsstart im neuen Jahr"
Vorgesehen war nach den bisherigen Planungen, für die Container und auch für die Baustellen-Einrichtung 16 Bäume zu fällen, deren Stammumfang mehr als 80 Zentimeter beträgt. Außerdem sollten 16 kleinere Bäume entfernt werden. Bautechnik und Umweltamt im Rathaus hatten dem Vorhaben laut Gemeinderat Siemsen ihr Plazet erteilt. Die Verwaltung habe dies als unumgänglich bezeichnet. "Eine böse Überraschung zum Sitzungsstart im neuen Jahr", sagt Siemsen.
Doch nun wird nach Auskunft von Rathaus-Pressesprecher Martin Schrüfer nach neuen Wegen gesucht. Die Zahl der zu entfernenden Bäume werde sicher niedriger ausfallen, prognostiziert er. In der nächsten Sitzung würden die Planer und der Architekt das Gesamtkonzept des Schulumbaus noch einmal vorstellen und auch zur Baumproblematik Stellung beziehen. Das Ziel sei jedenfalls, das Problem zügig innerhalb der Frist für Fällungen zu lösen, damit der Bau bald beginnen könne. Wenn die Container wieder abgebaut werden, soll an deren Stelle ein Fahrrad-Abstellplatz entstehen. Laut Schrüfer will man versuchen, auf dem Schulgelände Ersatzpflanzungen zu ermöglichen.
Das sieht mancher Gemeinderat allerdings nur als Trostpflaster an. FDP-Mann Siemsen sagt, der ökologische Wert großer alter Bäume sei deutlich höher einzuschätzen. Er warnt davor, notwendige Stellplätze und Baumbestand gegeneinander auszuspielen. Siemsen regte in der Sitzung an zu prüfen, ob die großen Bäume nicht an eine andere Stelle umgesetzt werden können. Dies passe besser zum "Nachhaltigkeitsanspruch und Zirkularitätsgedanken der Gemeinde", als Bäume zu Brennholz zu verarbeiten.