Bildung:In Schallgeschwindigkeit zum eigenen Gymnasium

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Besonders stolz ist man am Ernst-Mach-Gymnasium auf die Theaterarbeit. Das Stück Spurensuche, das sich mit der NS-Vergangenheit Haars auseinandersetzt, wurde ausgezeichnet und international beachtet. (Foto: Claus Schunk)

Der Initiative eines Fördervereins ist es zu verdanken, dass Haar vor 50 Jahren eine weiterführende Schule bekam. Das wird am heutigen Ernst-Mach-Gymnasium entsprechend gefeiert.

Von Lydia Wünsch, Haar

Der Haarer SPD-Gemeinderat Horst Wiedemann erinnert sich noch gut an die Zeit, als es zwischen Grafing und München kein weiteres Gymnasium gegeben hat. "Das wollten wir ändern", sagt er. Denn Bedarf sei definitiv dagewesen. 1967 gründete er daher mit sechs Mitstreitern den "Verein zur Förderung weiterführender Schulen im Osten Münchens", der schnell auf 700 Mitglieder anwuchs. "Und es ist uns tatsächlich gelungen", freut sich Wiedemann noch heute. "Zwar kam uns die Gemeinde Vaterstetten 1971 noch mit ihrem Gymnasium zuvor, doch 1972 bekamen wir dann auch unser Gymnasium in Haar." Das ist nun 50 Jahre her, was an diesem Donnerstagabend in der Aula des Ernst-Mach-Gymnasiums groß gefeiert wird.

Namensgeber ist ein weltweit bekannter Physiker

Als das Gymnasium genehmigt wurde, entstand gerade das Jagdfeldzentrum mit der Volksschule am Jagdfeldring - die heutige Grundschule. Bis zur Fertigstellung des eigenen Gebäudes im Jahr 1975 war das "Staatliche Gymnasium Haar für Knaben und Mädchen" mit fünf Klassen- und zwei Verwaltungszimmern zu Gast in dessen Räumen. Seither stieg die Schülerzahl rasant an. Bis zum Jahr 1978 war das Gymnasium auf rund 1500 Schüler angewachsen. Im selben Jahr erhielt es auch seinen heutigen Namen: nach dem berühmten Physiker und Philosophen Ernst Waldfried Josef Wenzel Mach, der 1916 in Vaterstetten gestorben ist. Ernst Mach belegte unter anderem die Existenz des Doppler-Effekts, nach ihm ist außerdem die Mach-Zahl benannt, die die Geschwindigkeit eines Körpers im Verhältnis zur Schallgeschwindigkeit angibt.

Das Ernst-Mach-Gymnasium ist längst zu klein und soll erweitert werden. (Foto: Claus Schunk)

In den Achtziger und Neunzigerjahren sank die Schülerzahl parallel zur Bevölkerungsentwicklung auf durchschnittlich 800 ab, seit 2012 steigt sie wieder stetig an. Heute beherbergt das EMG rund 1150 Schüler und es soll noch größer werden. Im Mai 2023 stehen Umbaumaßnahmen an, um den Ganztagesunterricht auszubauen und mehr Aufenthalts- und Pausenbereiche zu schaffen. Geplant ist zudem die Aufstockung um ein drittes Geschoss, das Platz für die wiedereingeführte Jahrgangsstufe 13 bieten soll. Bis 2025 sollen die Umbaumaßnahmen abgeschlossen sein.

Viele Vorteile für die Schule: Thomas Reichel, der Vorsitzende des Fördervereins. (Foto: Angelika Bardehle)

Auch der Förderverein des EMG besteht bis heute und ist laut dem Vorsitzenden, dem Haarer CSU Gemeinderat Thomas Reichel, eine große Bereicherung. "Ich unterrichte selbst am Heinrich-Heine-Gymnasium in Perlach. Dort haben wir keinen Förderverein, daher weiß ich, was das für Vorteile mit sich bringt", sagt er. Gerade wenn es darum gehe, schnell und unbürokratisch Materialien zu beschaffen oder Veranstaltungen zu organisieren, habe der Verein mit seinen heute rund 400 Mitgliedern viele Möglichkeiten, das EMG zu unterschützen. So hat der Verein in den vergangenen Jahren unter anderem die Errichtung eines Schulgartens sowie die Theater AG bezuschusst, für mehr Sitzgelegenheiten gesorgt und einen Erste-Hilfe-Kurs möglich gemacht. "Die Schüler verbringen durch den Ganztagsunterricht heute viel mehr Zeit in der Schule als wir früher", sagt Reichel, der selbst sein Abitur am EMG gemacht hat. Daher ist es seiner Meinung nach wichtig, dass die Schüler ihre Zeit in einer angenehmen Atmosphäre verbringen. Aber auch für die Eltern sei so ein Verein eine Erleichterung. "Für sie macht es oft schon einen Unterschied, ob sie für eine Schulveranstaltung vier oder sieben Euro zahlen müssen", so Reichel.

Besonders stolz ist Reichel auf die außergewöhnliche Theaterarbeit der Schule. Das mittlerweile international bekannte Stück "Spurensuche", das sich mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Haars auseinandersetzt, wurde mit dem Hildegard-Hamm-Brücher-Preis für demokratisches Handeln ausgezeichnet. "Das Theaterprojekt ist ein Leuchtturm der Schule und ein Beweis dafür, wie vielfältig das Angebot auch außerhalb des Lehrplans ist", sagt auch Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU).

So unterhält das EMG nicht nur eine Partnerschaft mit einer Schule im tansanischen Illembula, sondern seit 30 Jahren auch mit der Stadt Bellingham im US-Bundesstaat Washington. Sie wurde zudem als Umwelt- und Fairtrade-Schule ausgezeichnet, ist gut vernetzt mit der Weiße-Rose-Stiftung, der LMU, der TU und mehrfacher Preisträger auf Regionalebene von "Jugend debattiert". Die diesjährige Siegerin und Schülersprecherin Marlena Thiel wird die Jubiläumsfeierlichkeiten am Donnerstag moderieren. Neben der Schulleiterin Gabriele Langer werden Bürgermeister Andreas Bukowski und Ministerialdirigent Martin Wunsch eine Rede halten. Und auch Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) wird in Form eines virtuellen Grußwortes anwesend sein.

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