Grünwald:Kirche der Kuscheltiere

Lesezeit: 1 min

In Grünwald werden kommende Woche nicht nur Haustiere gesegnet, sondern auch Teddybären und Co. (Foto: imago images/CHROMORANGE)

Bei einer Segnung auf der Eierwiese sind neben Hunden und Katzen auch Teddys willkommen.

Von Iris Hilberth, Grünwald

In der Pandemie haben sich bekanntlich viele Leute ein Haustier zugelegt. Vor allem Hunde waren stark gefragt, auch wenn Katzen nach wie vor die Spitzenposition einnehmen. Im vergangenen Jahr kamen die Deutschen insgesamt auf 34,7 Millionen Haustiere unterschiedlichster Arten. Für manche ein Segen, weil sie einen tierischen Freund gefunden haben. Für andere eher ein Fluch, weil sie viel Gottvertrauen brauchen, um den Glauben an die baldige Stubenreinheit nicht zu verlieren.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Vielleicht können der Pfarrer und sein Weihwasser ja helfen. Zumindest bieten sowohl die Pfarrgemeinde St. Severin in Garching am 3. Oktober als auch die Pfarrgemeinde St. Peter und Paul in Grünwald am 9. Oktober Tiersegnungen an. Das ist so ungewöhnlich nicht. Vor allem die Segnung von Nutztieren hat eine lange Tradition in der katholischen Kirche. Neben Ochs, Kuh und Ziege werden im Gedenken an den Heiligen Franziskus längst auch Hund und Katz als Teil der göttlichen Schöpfung mit diesem Ritual bedacht. Bellen und Beten sind Standard.

Das Benediktionale, das Segensbuch der römisch-katholischen Kirche, listet zudem schier unendliche Möglichkeiten auf: Gesegnet werden können Adventskränze und Sternsinger, Speisen, Kräuter und das Wetter, Mütter, Verkehrseinrichtungen und sogar Sport, Freizeit und Tourismus. Alles was nicht darunter fällt, könnte durch die Rubrik Nummer 99 eine Chance auf göttlichen Beistand bekommen: "Segnung jeglicher Dinge". Autos zum Beispiel oder Geschäfte. Auch das Metallgitter am Kölner Dom, das vor zwei Jahren dort angebracht wurde, um Wildpinkler, Andenkensammler und Sprayer von der Kirchenmauer fernzuhalten, wurde mit großer Zeremonie gesegnet. Unvergessen ist zudem der sizilianische Priester Don Alessandro, der auf auf die Idee gekommen war, Handys zu segnen.

Auch für Grünwald ist Nummer 99 ein Segen. So kann man dem Pfarrer auf der Eierwiese nicht nur kläffende und fauchende Lieblinge entgegenhalten, sondern auch Plüschtiere. Vom Aussterben bedroht ist Teddy zwar nicht, was der Blick in jedes mit Kuscheltieren überbevölkerte Kinderzimmer beweist. Anders ist das mit dem echten Eisbären, weshalb Erzbischof Stephan Burger im Karlsruher Zoo bereits einen gesegnet hat. Eine Größenbeschränkung gibt es bei der Tiersegnung in Grünwald übrigens auch nicht. Wer nun über die gefährdeten Big Five nachdenkt, dem sei als eine kleinere heimische Alternative das Insekt des Jahres empfohlen: Auch die Schwarzhalsige Kamelhalsfliege hätte eine Segnung verdient.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusZeithistorie
:Wenn ein Haus Geschichte erzählt

Die Gräfelfingerin Ingeborg Kropp-Arend hat eine besondere Verbindung zu Gebäuden: In Fulda hat sie die Villa des einstigen Provinzial-Rabbiners zu einer Begegnungsstätte und einem Erinnerungsort gemacht, an dem jüdisches Leben greifbar wird.

Von Annette Jäger

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: