Verkehr:Um Grasbrunn kommt man kaum herum

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Der Schein trügt: So ruhig ist es am St.-Ulrich-Platz in Grasbrunn, wo drei Straßen aufeinander treffen, nur selten. (Foto: Claus Schunk)

Eine Studie bescheinigt allen Varianten einer West-Umgehung des alten Ortes nur geringes Entlastungspotenzial. Der Gemeinderat muss nun entscheiden, ob er eine davon weiterverfolgen soll.

Von Martin Mühlfenzl, Grasbrunn

Direkt in der Ortsmitte am St.-Ulrich-Platz spüren die Grasbrunnerinnen und Grasbrunner die Belastung am deutlichsten, schließlich laufen hier mit Kreisstraße M 25 (Gramanstraße und Möschenfelder Straße), die Kirchenstraße und die Ekkehartstraße wichtige Verkehrsadern zusammen. An Spitzentagen durchqueren mehr als 6000 Fahrzeuge den alten Ort. Daher hat der Grasbrunner Gemeinderat vor zwei Jahren einem Antrag der Freien Wähler folgend beschlossen, vier Varianten einer Umgehungsstraße im Westen des Dorfes prüfen zu lassen. Die vorliegenden Ergebnisse aber lassen Zweifel daran aufkommen, ob jemals eine Umgehungsstraße gebaut wird.

An diesem Dienstag, 25. April, wird sich der Gemeinderat in seiner Sitzung mit der Grundsatzfrage beschäftigen: Soll das Thema Ortsumfahrung Grasbrunn überhaupt weiterverfolgt werden? Die örtlichen Grünen haben bereits erhebliche Zweifel an dem Projekt geäußert, sie kritisieren neben dem erheblichen Flächenverbrauch durch eine neue Straße sowie den hohen Kosten einer Umfahrung vor allem, dass der Nutzen fehle. Denn das beauftragte Planungsbüro sagt der Grasbrunner Ortsmitte einen Anstieg des Verkehrs auf mehr als 7000 Fahrzeuge bis Mitte des kommenden Jahrzehnts voraus, eine Umfahrung aber würde lediglich eine Entlastung um bis zu 1400 Fahrzeugbewegungen am Tag zur Folge haben. Außerdem verweisen die Grünen darauf, dass eine Reduzierung beim Verkehrslärm laut den Verkehrsplanern gar nicht bemerkbar wäre.

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Vielmehr, so befürchtet Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder (SPD), könnte eine Umgehungsstraße - wie in einer Variante vorgesehen - direkt entlang der A 99 den schon bestehenden Lärmschutz an der Autobahn ad absurdum führen. "Wir haben da ja selbst in den Lärmschutz investiert. Und jetzt würden wir direkt daneben eine neue Straße bauen", sagt Korneder.

Eine Trasse direkt östlich entlang der A 99 wäre dennoch den Untersuchungen der Verkehrsplaner nach die wirkungsvollste - vor allem in Kombination mit einer Südwest-Umfahrung. Sie würde südlich des Sportparks von einem Kreisverkehr an der Waldbrunner Straße nach Westen führen und an der Unterführung der A 99 nach Süden abgeleitet werden. Dort träfe die Umfahrung dann erneut an einem Kreisverkehr auf die Kreisstraße M 25 (Putzbrunner Straße), ehe sie nach Süden weitergeführt würde, um schließlich auf die Ekkehartstraße im Süden von Grasbrunn zu treffen. Eine weitere Variante stellt die ortsnahe Umfahrung im Nordwesten dar, zudem wurde eine Führung der Trasse durch die Unterführung der A 99 bis auf die Putzbrunner Straße westlich der A 99 geprüft.

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Der Gemeinderat soll sich nun laut Bürgermeister Klaus Korneder unvoreingenommen mit der Frage befassen, ob Planungen für eine mögliche Umgehung weiter verfolgt werden sollen. Alle vier Varianten würden aber wohl nicht die ganz großen Verbesserungen erreichen, so Korneder. Nun müsse es in der Debatte darum gehen, wie weitreichend diese tatsächlich sein können. Der Gemeinderat hat schließlich schon einmal eine Ortsumfahrung gestrichen: jene für den Ortsteil Harthausen. Und Korneder gibt zu bedenken, dass der Bau oder Ausbau neuer Strecken natürlich auch neuen Verkehr anziehen könnte. "Wir bringen den Verkehr nur runter, wenn die M 25 nicht zu attraktiv ist."

Klar sei aber, so Korneder, dass überlegt werden müsse, wie Verbesserungen für die Menschen in Grasbrunn erreicht werden könnten - ob mit oder ohne Umgehung. "Die Belastungen gerade rund um den St.-Ulrich-Platz sind vor allem morgens und abends schon enorm", sagt der Bürgermeister. "Auch deshalb ist ja vor zwei Jahren der Antrag von den Freien Wählern gestellt worden." Jetzt steht der Gemeinderat vor der grundsätzlichen Frage, wie er mit den Ergebnissen der Studie umgehen will.

In einer früheren Fassung hieß es, dass am St. Ulrich Platz die Putzbrunner, Möschenfelder und Gramanstraße zusammenlaufen. Das wurde korrigiert.

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