Nachhaltigkeit:Eine Idee, die sich gewaschen hat

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Saubere Sache: Bernise Rivière von Sapo-Cycle Deutschland (rechts) mit Christine Worf vom Brauereigasthof-Hotel Aying und einem Korb voller Seife. (Foto: Claus Schunk)

Die Grasbrunnerin Bernise Rivière will mit dem Verein Sapo-Cycle Germany kaum benutzte Seife aus Hotels in einer Lebenshilfe-Werkstatt aufbereiten lassen und an Bedürftige verteilen. In Frankreich und der Schweiz funktioniert das Konzept bereits.

Von Carla Augustin, Grasbrunn

Seife sammeln, Seife recyceln, Seife verteilen. So soll das aussehen, wenn Sapo-Cycle Germany bald den regulären Betrieb aufnimmt. Der Verein ist noch ganz jung, seit diesem Januar baut Vorsitzende Bernise Rivière das Geschäft in Deutschland von Grasbrunn aus auf. Die Ansprüche sind hoch: "Unser Ziel ist es, sozial benachteiligten Gemeinschaften Zugang zu Gesundheit und Hygiene zu ermöglichen, Inklusion zu fördern und gleichzeitig Abfall in der Hotellerie zu reduzieren", erklärt die Frankokanadierin, die seit mehr als 25 Jahren in Bayern lebt. Das soziale Franchise ist ein grenzüberschreitendes Projekt, in der Schweiz wurde es vor zehn Jahren gestartet, in Frankreich vor fünf. Nun also Deutschland.

Alles fängt in den Hotels an. Dort sollen Seifen, die von den Gästen ausgepackt, aber nicht aufgebraucht werden, zukünftig nicht mehr im Müll landen. "Die werden vielleicht ein oder zweimal benutzt", erklärt Rivière. Deshalb sollen die angebrochenen Stücke vom Housekeeping-Personal nicht weggeworfen, sondern gesammelt werden. Die Menge der Seife, die jedes Hotel so anhäuft, variiert je nach Zimmerkapazität und Saison. Bei einem Hotel mit 250 Zimmern kämen jedoch während der Wiesn-Zeit in einer Woche zehn Kilo Seife zusammen, schätzt die Projektmanagerin Rivière. Daraus ließen sich circa 85 Stück Seife herstellen.

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Dazu sollen die kaum benutzten Seifen zur Lebenshilfe Nürnberg gebracht werden, wo sie aufbereitet werden. In der Werkstatt arbeiten Menschen mit Beeinträchtigung, das Projekt sichert für sie laut Rivière "schöne, stabile" Arbeitsstellen und fördere zugleich die soziale Integration. Außerdem kennt sich die Nürnberger Lebenshilfe mit Seifen aus. Seit ein paar Jahren bringt sie bereits ihre eigene "Badeliebe" heraus. Die Arbeiter, die nun involviert seien, kämen aus demselben Team, sind also Profis. Diese sortieren, reinigen, mahlen, erhitzen und filtern die gebrauchte Seife künftig an ein bis zwei Tagen in der Woche und bereiten sie so wieder auf. Zuletzt müssen die Stücke nur noch geformt und geschnitten werden. Fertig ist die Sapo-Seife, wie Rivière sie nennt. Dann geht es an die Verteilung.

Seifenstücke werden in Hotels bisher weggeworfen, obwohl sie kaum benutzt werden. (Foto: Claus Schunk)

Über verschiedene Organisationen wie die Tafel oder die Stadtmissionen soll die Seife ausgegeben werden. "So kommt die Seife in die Hände von sehr, sehr bedürftigen Leuten", erklärt die Vorsitzende. Auch Obdachlose seien eine Zielgruppe. "Es geht uns nicht nur um den Zugang zu Hygiene. Es geht um mehr. Es geht um Gesundheit", sagt Rivière. Gerade in der Pandemie habe man sehen können, wie wichtig Händewaschen sein könne, um Krankheiten vorzubeugen. Aber auch der soziale Aspekt der Sauberkeit spiele eine Rolle und damit auch die soziale Integration in die Gesellschaft.

Zur Hygiene gehört auch, dass die Seife bestimmte Qualitätsstandards erfüllt. Gesichert werden soll das durch Reinigungsprozesse in der Werkstatt und regelmäßige Prüfungen. Dazu gehört auch, dass jedes Hotel am Ende quasi seine eigene Sapo-Seifensorte gesponsert hat. Gemischt werden die Seifen der unterschiedlichen Hersteller der Hotels nämlich nicht, aus Qualitätsgründen.

Bisher gibt es von der Sapo-Cycle-Seife nur Prototypen. Doch das soll (Foto: Claus Schunk)

Das alles ist jedoch noch ein bisschen Zukunftsmusik. Bisher wurden nur Prototypen produziert. Im Februar soll es so richtig losgehen. Erste Seife im Lager sei schon da, ein paar abschließende Gespräche wolle man aber noch führen. Zurzeit habe man zwölf Hotel-Partner, sagt Rivière, darunter etwa den Brauereigasthof Aying. Sie hat jedoch die Hoffnung, dass sich bald noch mehr Partnerschaften ergeben werden. Da Sapo als Non-Profit-Organisation auf Spenden angewiesen ist, braucht es weitere Unterstützer. Auch die Regionalität spiele für das Projekt eine große Rolle: Man wolle möglichst an regionale Organisationen ausliefern. "Immerhin sind wir ja ein Umweltprojekt", stellt Rivière klar. Nürnberg ist somit nur der Startpunkt. Irgendwann sollen bedürftige Menschen in ganz Deutschland von der recycelten Seife profitieren.

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