Grasbrunn:Für Männer verboten

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Die Vorsitzende Veronika Ederer (Zweite v. l.) führt den neuen Dirndlverein. (Foto: Lika Henke)

21 junge Grasbrunnerinnen haben sich zur "Dirndlschaft" zusammengeschlossen. Sie wollen ein Gegenentwurf zu den Burschen sein, Brauchtum pflegen - und feiern.

Von Christoph Hollender, Grasbrunn

In diesem neuen Grasbrunner Verein haben Männer keine Chance darauf, Mitglied zu werden. Ganz im Gegenteil: Weil die Frauen von den Männern unabhängig sein wollten, sei es überhaupt erst zur Gründung gekommen, erklärt Veronika Ederer. Sie ist 25 Jahre alt und die Vorsitzende der neuen Dirndlschaft Grasbrunn, die sich neben "Männerunabhängigkeit" vor allem die Traditionspflege auf die Fahnen geschrieben hat.

Seit der Gründung kommt viel Arbeit auf die Dirndlschaft zu

Viele Jahre hätten sich die Madln des neuen Vereins bereits im Burschenverein Grasbrunn engagiert und fleißig mitgeholfen - doch ordentliche Mitglieder durften sie nie werden. Die Idee einer eigenen Gruppe trieb Veronika Ederer deshalb schon lange Zeit um. "Wir wollten eben einfach unsere eigenen Veranstaltungen und Feste machen", sagt sie.

Nur zu oft hätten sie mit dem Gedanken gespielt, einen eigenen Verein zu gründen. Aber irgendwie habe es nie geklappt; einerseits, weil immer jemand fehlte, der die Initiative ergriffen hätte, andererseits, weil sie die Burschen nicht im Stich lassen wollten.

Beides ist jetzt hinfällig, denn mit der Gründung der Dirndlschaft kommt viel Arbeit auf die jungen Frauen zu. An Motivation fehlt es nicht, gibt Veronika Ederer zu verstehen. "Wir wollten uns immer sicher sein, dass der Verein Bestand hat und sich nicht wieder nach kurzer Zeit auflöst", sagt sie. Das sei jetzt der Fall.

Das Hauptaugenmerk der Dirndlschaft und ihrer Mitglieder liegt neben der Unabhängigkeit von den Burschen auf dem Interesse an bayerischer Tradition und an Tracht. Von Jahr zu Jahr sei dieses Interesse bei den Madln immer größer geworden, sagt die 25-jährige Vorsitzende. Das zeigte sich anhand der immer größer werdenden Zahl der jungen Frauen, die beim Burschenverein mitmachten. "Wir waren bald genauso viele Madln wie Burschen", erzählt Ederer. Einen eigenen Verein zu gründen, sei schließlich nur noch Formsache gewesen.

Die Grasbrunnerinnen machen nicht "Party", sie "feiern gmiatlich"

Das Brauchtum und die Kultur wolle der Verein pflegen, schreiben die Gründerinnen auf ihrer Homepage im Internet. Dort grüßen sie auch gleich auf Bairisch und ermutigen Gleichgesinnte, mehr für Brauchtum und Heimat zu tun. Natürlich werde auch das ein oder andere mal gefeiert, sagt Ederer. Das laufe aber auf dem Land wesentlich gemütlicher ab als beispielsweise in der Stadt.

Das Wort "Party" wollen sie gar nicht in den Mund nehmen. Das sei "Stadtsache". Die Grasbrunner Madln sagen lieber: "gmiatlich feiern". Bis heute sind es 21 junge Frauen, die der Dirndlschaft beigetreten sind. Sie stammen nicht nur aus Grasbrunn, einige kommen auch aus München oder dem Umland und wollten einfach Kontakt zu ihrer Heimatgemeinde halten, erklärt Ederer. Und genau darum ginge es dem Verein ja auch: die Heimat zu schätzen.

Die Kontakte zum Burschenverein wollen die Madln weiterhin gut pflegen, viele Veranstaltungen sollen in Zukunft Hand in Hand laufen, verrät Ederer. Vom Burschenverein komme Zustimmung. Vor allem spekuliert Ederer darauf, dass sie vielleicht einmal in die neue Hütte des Burschenvereins mit einziehen dürfen. Bisher trafen sich die jungen Frauen in privaten Räumen oder im Gasthaus. "Wir schauen mal", sagt sie.

Das Weinfest soll die erste eigene Veranstaltung der Madl werden

Die ersten Auftritte als geschlossener Verein hatte die Dirndlschaft dieser Tage. Sie hatten Stände auf den gemeindlichen Christkindlmärkten aufgebaut und warben dort fleißig um Nachwuchs. Im kommenden Jahr wollen sie dann mit einem Weinfest die erste große eigene Veranstaltung auf die Beine stellen. Einen Termin gibt es indes noch nicht; anvisiert werde aber das Frühjahr, sagt die Vorsitzende.

Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) unterstützt den Verein und bestärkte die Madln, diesen überhaupt zu gründen. Er sagt: "Es ist toll, wenn sich junge Menschen engagieren." Außerdem versprach er, einen passenden Termin für das Weinfest im Bürgerhaus zu finden. Vielleicht haben die Vereinsmitglieder bis dahin auch eine einheitliche Kleidung, denn bisher treten sie mit ganz unterschiedlichen Dirndln auf. "Das soll in Zukunft anders sein", sagt Veronika Ederer. Einheitlich und natürlich in Tracht will sich der neue Verein dann vorstellen.

© SZ vom 22.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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