Giesinger Autobahn:Lärmschutzwall als Minimallösung

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Das Innenministerium will Taufkirchen und Unterhaching helfen, die Wohnbebauung gegen die A995 abzuschirmen. Geprüft wird auch die Aufschüttung des Geländes mit Erdreich.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Es muss ja nicht gleich eine Wand sein. Catia Hilgart, die sich seit geraumer Zeit in Unterhaching für einen besseren Lärmschutz an der Giesinger Autobahn stark macht, kann sich mittlerweile auch mit einem Wall anfreunden, wenn der die Dezibelzahlen im Wohngebiet nahe der A 995 deutlich reduziert. Eine solche Aufschüttung scheint auf der Suche der betroffenen Gemeinden nach einem geeignetem Lärmschutz wieder ein Thema zu sein, schließlich wäre sie möglicherweise kostegünstiger zu haben als eine neue Wand.

Seit Jahrzehnten schon kämpfen Unterhachinger wie Taufkirchner gegen den Lärm an der Giesinger Autobahn. Bislang ohne Erfolg. Es gab Gutachten und Vertröstung, Berechnungen und Absagen. Doch jetzt scheint wieder Schwung in die Sache zu kommen. Zwar liegt das von der Gemeinde Unterhaching in Auftrag gegebene Lärmschutzgutachten noch immer nicht vor. Aber es gab inzwischen ein Treffen im Innenministerium zwischen Staatssekretär Gerhard Eck (CSU), den Bürgermeistern Wolfgang Panzer (Unterhaching, SPD) und Ullrich Sander (Taufkirchen, parteifrei), vier Anwohnern sowie der Unterhachinger CSU-Landtagsabgeordneten Kerstin Schreyer, nach dem feststand: Das Ministerium wird die Gemeinden unterstützen. "Es war ein sehr konstruktives Gespräch", sagt der Unterhachinger Rathaussprecher Simon Hötzl.

Wie genau die Lösung aussehen könnte, bei deren Umsetzung die Oberste Baubehörde die Kommunen organisatorisch unterstützen würde, will aber noch keiner sagen. "Erst einmal das Gutachten abwarten", heißt es von allen Seiten. Dieser Lärm-Masterplan, auf den sich der Unterhachinger Gemeinderat bereits im Sommer 2017 verständigt hatte, sollte eigentlich schon im November vorliegen. Jetzt hofft man, dass es im März so weit ist. Das Ingenieurbüro Müller BBM hatte den Auftrag bekommen, in einer Machbarkeitsstudie genaue Dezibelzahlen im gesamten Gemeindegebiet zu ermitteln und verschiedene Varianten von Abschirmungen durchzurechnen. "Das war doch relativ aufwendig, genaue Geländeprofile mussten erstellt werden, es galt eine Vielzahl von Daten zu erheben", erklärt Hötzl die Verzögerung. Hinzu kamen noch technische Probleme bei der Datenübermittlung.

Anwohnerin Hilgart erwägt ein Bürgerbegehren

Dass es nun in Richtung Wall gehen könnte, will Hötzl nicht bestätigen. "Es gibt viele Optionen", sagt er. In dem Gutachten werden allerdings nicht nur Berechnungen für den Lärmschutz an der A 995 angestellt, auch die Optionen entlang der Salzburger Autobahn, die A 8, im Osten der Gemeinden werden untersucht.

"Ziel muss die Entlastung der Bürger sein", sagt Landtagsabgeordnete Schreyer, "es könnte also auch der Wall sein". Doch müsse die Gemeinde letztlich entscheiden, wie viel Geld sie in die Hand nimmt. Denn eines hat sich nicht geändert: Der gemessene Lärm ist zu gering, als dass der Bund verpflichtet wäre, hier Schutzmaßnahmen zu finanzieren. "Aber der gefühlte Lärm ist ja da", sagt Schreyer.

Nun hat Unterhaching auf dem Teilstück zwischen Isartalstraße und Stadtgrenze bereits einen Wall. Aber wirklich effektiv ist der nicht, erst recht nicht, seit die Lärmschutzwand, die sich darauf befand, abgerissen werden musste. Inzwischen weiß man, dass ein Wall näher an die Fahrbahn heranrücken und höher aufgeschüttet werden müsste, um die Anwohner spürbar zu entlasten. Was einen solchen Bau inzwischen vereinfachen könnten: Die A 995 ist mittlerweile offiziell als Autobahn gewidmet und nicht mehr als Bundesstraße. Somit sind zumindest mal die Zuständigkeiten endlich klar geregelt.

Zuversichtlich stimmt Catia Hilgart aber auch die beim Treffen im Innenministerium angesprochene Möglichkeit, einen solchen Lärmschutzwall mit dem Aushubmaterial von den derzeit zahlreich bestehenden Baustellen aufzuschütten. Schließlich müssen die Bauträger für die Entsorgung des Erdreichs zahlen. "Das muss die Gemeinde dann verhandeln", sagt Schreyer - ohne dem Gutachten vorgreifen zu wollen.

Claudia Köhler, Sprecherin der Grünen-Gemeinderatsfraktion in Unterhaching, ist etwas überrascht von der neuerlichen Diskussion über einen Wall. "Das war schon immer mal Thema, zuletzt bei der Bürgermeisterwahl 2014, aber es wurde immer gesagt, man brauche zu viel Fläche." Auch Köhler hofft, dass endlich mal etwas vorangeht und kritisiert, dass die Gemeinderäte nicht informiert werden: "Das Lärmgutachten steht in diesem Monat noch immer nicht auf der Tagesordnung im Gemeinderat."

Wenn der Masterplan erst einmal vorliegt, soll es nicht an der Obersten Baubehörde scheitern, dass er rasch umgesetzt wird, "das wird dann relativ zügig gehen", ist Schreyer überzeugt. Eine Zeitschiene hat sich aber nur Anwohnerin Hilgart schon zurecht gelegt. Sie findet, dass 2019 mit der Aufschüttung begonnen werden könnte. Wenn wieder nichts vorwärts gehe, erwäge sie ein Bürgerbegehren, sagt Hilgart. Denn: "Die Bürger werden langsam sauer."

© SZ vom 06.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Um dem Ruf nach mehr Lärmschutz an der Giesinger Autobahn Nachdruck zu verleihen, bitten Wolfgang Panzer und Ullrich Sander die Unterhachinger und Taufkirchner um Mithilfe.

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